Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Boden fallen lassen, habe sie begriffen, dass wohl jemand auf sie geschossen hatte. Dann sah sie, wie der Schütze nun genau auf sie zielte. Ohne noch reagieren zu können, wollte sie dann den Knall eines zweiten Schusses gehört haben. Kurioserweise bestätigten andere Zeugen ebenfalls zwei Schüsse, was jedoch nie zutreffen konnte, da Öhler, wie schon erwähnt, bereits alle sechs Patronen in seinem Revolver abgefeuert hatte.
Durch den Misserfolg stark irritiert, sah Öhler von einem weiteren Angriff auf die Frauen ab und fuhr weiter.
Am fünften Tatort hatten die Opfer weniger Glück. Von der Bergwaldsiedlung aus fuhr Öhler in die zwei Kilometer entfernte kleine Ortschaft Karlsruhe-Hohenwettersbach und von dort in ein nahegelegenes Waldstück. Er lud seine Waffe nach und machte auch zwei längere Zigarettenpausen. Dann fuhr er wieder in den Ort hinein.
Was dann geschah, schilderte der 72-jährige Karl Fischer so:
» Wir standen vor dem Haus meiner Schwester und unterhielten uns. Wir, das waren meine Frau Klara, meine Schwester Käthe, mein Schwager Rudolf und meine Schwägerin Hedwig. Plötzlich fuhr in rasantem Tempo ein grünes Auto heran. Zuerst fuhr es an uns vorbei. Kurz danach kam es aus der anderen Richtung. Mit einer Vollbremsung hielt es direkt neben uns an. Der Fahrer sprang aus dem Wagen und richtete sofort über das Autodach eine Waffe auf uns. Mit der Waffe schwenkte er hin und her, so, als ob er jeden Einzelnen von uns einmal ins Visier nehmen wollte.
Hedwig war die Erste, die reagierte. Sie flüchtete in den Hof. Mit der Waffe im Anschlag ging der Mann nun auf meine Frau zu und versuchte, sie in sein Fahrzeug zu ziehen. Klara wehrte sich jedoch und wollte nicht einsteigen. Ich höre sie jetzt noch deutlich sagen: › Warum denn gerade ich?‹
Mein Schwager forderte den Mann auf: › Lass doch die Frau gehen!‹ Daraufhin hat der Mann sofort auf Rudolf geschossen.
Diesen Moment wollten meine Frau und ich nutzen. Wir rannten gemeinsam über die Straße, um irgendwo Schutz zu suchen. Dann hörte ich zwei Schüsse. Ich spürte, dass ich getroffen war, und sah auch gleich das Blut an meinem rechten Oberschenkel. Dann fiel ich um. Ich hörte noch, wie das Auto davonraste. Meine Frau sah ich nicht mehr. Sie muss aber ganz in meiner Nähe auch zu Fall gekommen sein. Als man mir kurze Zeit später Erste Hilfe leistete, wurde ich ohnmächtig. Nach einer vierstündigen Operation erlangte ich erst im Krankenhaus wieder das Bewusstsein.«
Der 66-jährige Rudolf Meier, Schwager von Karl Fischer, sagte aus:
» Als das Fahrzeug nach einer Vollbremsung zum Stehen gekommen war, stieg der Fahrer aus und ging direkt auf Klara zu. Er hatte einen großen Revolver in der Hand und zielte auf sie. Dann schrie er Klara an, sie solle sofort in sein Fahrzeug einsteigen. Mehrmals schrie er: › Einsteigen! Einsteigen! Sofort einsteigen, sonst schieße ich!‹
Klara wusste gar nicht so recht, wie ihr geschah, und reagierte nicht. Ich wandte mich dem Mann zu und fragte ihn, was das soll. Daraufhin richtete er seinen Revolver auf mich und schoss sofort. Ich spürte einen Schlag an meiner rechten Hüfte, drehte mich um und rannte um mein Leben. Während meiner Flucht hörte ich noch einen Schuss. Eigentlich rechnete ich damit, dass der Mann mir in den Rücken schießt, aber ich wurde nicht mehr getroffen. Ich konnte schließlich in ein Haus flüchten, wo man sich später um mich kümmerte. Das Geschoss, das mich traf, drang von vorne in meiner Hüfte ein und blieb im Hüftknochen stecken.«
Ein Zeuge, der aus dem gegenüberliegenden Anwesen die Szene beobachtete, gab zu Protokoll:
» Ich mähte gerade meinen Rasen, als ich sah, dass der Mann Frau Fischer in sein Auto zerren wollte. Frau Fischer wehrte sich. Dann fiel auch schon ein Schuss und Frau Fischer schrie auf. Die Personengruppe sprang auseinander und der Täter schoss auch noch auf Herrn Fischer. Frau Fischer brach anschließend zusammen. Ich ging in Deckung und wartete, bis der Mann weggefahren war. Dann rief ich meiner Frau zu, sie solle die Polizei und den Notarzt verständigen. Ich selbst begab mich zu den Verletzten. Frau Fischer lag mit dem Gesicht auf dem Boden. Sie gab keinerlei Lebenszeichen mehr von sich. Herr Fischer war am rechten Oberschenkel getroffen. Er blutete sehr stark und ich vermutete, dass eine Vene getroffen war. Zusammen mit einem zufällig anwesenden Sanitäter leistete ich Erste Hilfe. Ich drückte meinen Handballen ganz fest auf die
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