Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Arbeitsstelle oder passte sie nach Feierabend ab. Immer wieder versuchte er Corinna zurückzugewinnen, indem er auf sie einredete und ihr versprach, sich zu bessern. Doch Corinnas Entschluss stand fest. Sie wollte mit dem immer unausstehlicher gewordenen Ralf Opitz nichts mehr zu tun haben. Der Aufforderung, ihr den Wohnungsschlüssel zurückzugeben, folgte Opitz nicht.
So kam es, dass er sich in jener Nacht des 7. Februar 1996 wieder einmal Zutritt zu ihrer Wohnung verschaffen konnte, um zu warten, bis Corinna von einer Faschingsveranstaltung des » Schmutzigen Donnerstags« zurückkam.
Corinnas Mutter gab zu Protokoll, dass Opitz gegen 17.30 Uhr bei ihnen zu Besuch erschien und sich nach Corinna erkundigte. Da sie nicht da war, machte er entgegen sonstiger Gewohnheit einen Spaziergang und kam um 18.45 Uhr zurück. Man lud ihn zum Abendessen ein. Dabei lenkte er das Gespräch auf Corinnas neuen Freund. Als die Eltern anklingen ließen, dass ihre Tochter vielleicht jetzt gerade bei Thomas Vogt sein könnte, habe Opitz abrupt das Essen unterbrochen und mit den Worten: » Jetzt steigt Hass in mir auf«, wütend das Haus der Familie Roth verlassen.
Opitz fuhr anschließend zu seiner Wohnung und rief sämtliche Bekannten an, um Corinnas Aufenthaltsort herauszufinden. Als er keinen Erfolg hatte, fuhr er zur Wohnung von Thomas Vogt. Doch auch hier traf er sie nicht an. Danach suchte er alle infrage kommenden Lokalitäten auf. Schließlich fuhr er gegen 22.15 Uhr wieder zu Corinnas Wohnung, wo er sie endlich vorfand. Sie war jedoch nicht allein. Zwei Freundinnen waren anwesend, die mit Corinna noch zu einer Faschingsfeier fahren wollten.
Man unterhielt sich miteinander, wobei sich Opitz sehr gereizt gab. Er schäumte vor Wut, als er feststellte, dass Corinna im Besitz von Schlüsseln der Wohnung ihres neuen Freundes war.
Etwa gegen 23.00 Uhr verließen die drei jungen Frauen die Wohnung. Opitz blieb zurück.
Bis an dieser Stelle konnten wir durch Befragungen von Zeugen die Geschehnisse minuziös rekonstruieren, obwohl Opitz’ Eltern, insbesondere der Vater, kaum bereit waren, über den Sohn Auskunft zu geben. Es war offensichtlich, dass sie ihn mit allen Mitteln decken wollten. Wussten sie vielleicht sogar, was in der Nacht zum 7. Februar 1996 in Corinnas Wohnung geschehen war? Hatte er sich ihnen unmittelbar nach der Tat anvertraut? Waren sie ihm am Ende vielleicht sogar noch beim Beseitigen der Leiche behilflich? Wir konnten uns dieses Eindruckes nicht ganz erwehren. Doch wie der Sohn, waren auch die Eltern nicht dazu zu bewegen, Licht in das dunkle Schicksal von Corinna Roth zu bringen.
So konnten wir nur vermuten, dass es zwischen Corinna Roth und Ralf Opitz in jener Nacht wieder einmal zu einer Aussprache gekommen war und die junge Frau weiterhin auf einer Trennung beharrte, die sie aus ihrer Sicht eigentlich schon längst vollzogen hatte. Vermutlich war dem Einzelkind Opitz dabei zum ersten Mal so richtig bewusstgeworden, endgültig verspielt zu haben. Allem Anschein nach hätte er nun zum ersten Mal auf etwas verzichten müssen, und ihm war vor allem bewusstgeworden, dass seine kunstvoll errichtete Scheinwelt zusammenbrechen würde. Eine solche Schmach und Niederlage konnte ein Mensch wie er nicht einfach hinnehmen. Und keinesfalls konnte er auch noch einem anderen Mann das Feld überlassen. Zudem würden sich seine Eltern wieder mehr auf seinen Werdegang konzentrieren und er müsste dann eingestehen, dass er sein Studium gegen die Wand gefahren hatte. Diese Erkenntnis bedeutete für Corinna Roth wohl das Todesurteil.
Doch das waren alles nur Vermutungen, die wir zunächst in keiner Weise belegen konnten. Der ansonsten so erfolgreiche Vernehmungsexperte Schulz unternahm noch einen zweiten kläglichen Versuch, Opitz zu einem Geständnis zu bewegen, doch offenbar hatte er diesmal seinen Meister gefunden. Er brachte aus dem Tatverdächtigen nicht einmal im Ansatz die Spur eines Geständnisses heraus.
Noch am selben Tag begannen wir, Thomas Vogt, den neuen Freund der Vermissten, sowie die unmittelbaren Verwandten beider Seiten zu vernehmen.
Der Lehrer gab an, Corinna habe ihn am Abend vor ihrem Verschwinden noch in seiner Wohnung besucht. Dies sei zwischen 18.00 und 20.00 Uhr gewesen. Danach sei sie gegangen, um mit zwei Freundinnen Fasching zu feiern.
Etwa um 23.45 Uhr habe er versucht, Corinna zu Hause anzurufen. Ihre Oma habe den Hörer abgenommen und ihm mitgeteilt, dass Corinna noch nicht da sei. Er habe
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