Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Roth.
Ralf Opitz war ein absoluter Frauentyp. Er war 186 Zentimeter groß und athletisch schlank. Sein ebenmäßig geschnittenes Gesicht und seine hübschen, blaugrünen Augen verliehen ihm jene männliche Schönheit, die jedes Frauenherz höher schlagen ließ. Nicht allein wegen seiner schwarzen, leicht gekräuselten Haare, die er kurz trug, konnte man ihn für einen Südländer oder gar Nordafrikaner halten. Wenn er etwas erreichen wollte, konnte er äußerst charmant sein.
Der Schönling war ein Einzelkind, das ohne Unterbrechung wohlbehütet im Elternhaus aufgewachsen und als solches verhätschelt und vertätschelt worden war. Nach der Grundschule besuchte er ein Gymnasium. Vermutlich weil ihm von den Eltern alles in den Schoß gelegt wurde, war er lediglich ein mittelmäßiger Schüler, der nie gelernt hatte, sich auch mal durchzubeißen. Zum Erreichen des Abiturs musste er sehr viele Nachhilfestunden nehmen, die einiges an Geld verschlangen.
Nach dem Abitur kam er zur Bundeswehr. Den Grundwehrdienst leistete er ab, ohne irgendwie auffällig zu werden.
Im Anschluss daran begann er auf Drängen seines Vaters ein Studium im Bauingenieurswesen. Bis zu seiner Festnahme erbrachte Opitz wohl wegen seines fehlenden Durchsetzungswillens keinen der sieben zu erbringenden Studienleistungsnachweise.
Seinem Vater war dies ein gewaltiger Dorn im Auge. Er selbst war Diplomingenieur und Beamter in einer Spitzenposition. Doch alle Bemühungen, seinen Sohn beim Studium zu unterstützen oder ihn unter Druck zu setzen, schlugen fehl.
Die Mutter versorgte den Haushalt und betrieb nebenbei eine Wildtier- und Fischzucht. Doch dem nicht genug. Beide Elternteile unterhielten auch noch eine Immobilienverwaltung. Im Gegensatz zu ihrem Sohn waren sie also äußerst fleißige Menschen, die es aber vermutlich bei aller Strebsamkeit versäumt hatten, ihrem Sohn die nötige Erziehung angedeihen zu lassen, damit er sein Leben meistern konnte.
Während der Vater zwar eine gewisse Strenge walten ließ und so zum Beispiel seinem Sohn das Tragen eines Ohrringes verbot, verwöhnte die Mutter ihr einziges Kind, indem sie ihm gegen den Willen des Vaters teure Kleidung kaufte und ihn den Ohrring tragen ließ, solange das Familienoberhaupt nicht zu Hause war.
Schließlich beschlossen die Eltern, ihrem Sohn eine eigene Wohnung und einen Ford-Fiesta zu verschaffen, um ihn selbstständiger werden zu lassen. Die Wohnung, das Auto und das Studium wurden natürlich von ihnen finanziert. Als verzogenes Einzelkind hatte Ralf Opitz nie gelernt, für sich zu sorgen, geschweige denn, seine Sachen aufzuräumen. Entsprechend chaotisch sah es auch in seiner Wohnung und in seinem Pkw aus. Die plötzliche Selbstständigkeit nützte ihm im Bezug auf seinen fehlenden Ordnungssinn also wenig.
Da er aus einem gutsituierten Elternhaus stammte, wurde Ralf Opitz von Corinnas Eltern sehr herzlich aufgenommen. Er schien der ideale Schwiegersohn für ihre Tochter zu sein, weshalb er auch sehr oft zum Essen eingeladen wurde. Dieses wohlwollende Getue wurde sogar dann noch aufrechterhalten, als sich abzuzeichnen begann, dass sich Corinna von Ralf trennen wollte. Er wurde weiterhin als Freund des Hauses angesehen und hatte bis zuletzt noch den Schlüssel zu Corinnas Wohnung. Man hoffte, dass sich die beiden vielleicht doch wieder zusammenraufen würden.
Corinna Roth war eine überaus hübsche und sehr attraktive junge Frau mit mittelblonden, halblangen Haaren und einer Körpergröße von 176 Zentimetern. Ihre Figur war tadellos und zog die Blicke vieler Männer auf sich. In Gesellschaft gab sie sich offen, humorvoll und manchmal auch ausgelassen. Von ihren engsten Bekannten wurde sie als sehr feinfühlig und dennoch impulsiv beschrieben.
Auch sie war ein Einzelkind. Nachdem sie den Realschulabschluss geschafft hatte, wollte sie in die Fußstapfen ihrer Mutter treten und Erzieherin werden. Ihre Berufsausbildung verlief positiv. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens absolvierte sie gerade ein Praktikum an einem Schülerhort.
Ihr Vater war Kraftfahrzeugmeister und die Mutter Leiterin eines Kindergartens. Corinna hatte zu ihren Eltern und ihrer Großmutter ein sehr gutes Verhältnis. Schon seit einiger Zeit hatte man ihr die Erdgeschosswohnung des Zweithauses überlassen. Im Obergeschoss wohnte ihre Oma, die Corinna wie eine Tochter umsorgte.
Beeinflusst von ihrer Mutter, war Corinna sozial geprägt. Zum gesellschaftlichen Leben in Deutschland hatte sie eine eigenartige, ja
Weitere Kostenlose Bücher