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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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bei ihr Schulden in Höhe von 500 D-Mark hatte. Könnte das die Ursache für das Verschwinden der Philippinerin sein? Hatte sie sich vielleicht wegen dieses relativ geringen Betrages aus dem Staube gemacht, oder gab es etwa eine handfeste Auseinandersetzung zwischen den beiden, in deren Verlauf sie zu Tode gekommen war? Die Freundin brauchte nämlich das Geld sehr dringend, um ihre Miete zu bezahlen.
    Doch wir konnten ermitteln, dass Beatrice Liangson zwei Tage später von ihrem Arbeitgeber ihren Lohn erhalten hätte, mit dem sie ohne weiteres ihre Schulden hätte begleichen können.
    Danach befragt, ob und was man an jenem 27. September auf der Party gegessen hatte, gab die Freundin an, man habe zusammen ein thailändisches Gericht zubereitet, das aus Reis, Beaf, Karotten, Paprika, Shrimps, Erbsen, grünen Bohnen, Steaks und Hühnerfleisch bestand.
    Da bei der Obduktion der unbekannten Frauenleiche in deren Magen- und Darmtrakt lediglich Erbsen, Karotten und Kraut, jedoch kein Fleisch festgestellt wurde und eben auch das Alter der Toten auf 45 bis 50 Jahre geschätzt wurde, kamen wir zu dem Schluss, dass es sich bei der Leiche nicht um die 27-jährige Beatrice Liangson handeln konnte.
    Doch wollten wir in unserem Mordfall die Spur Liangson nicht endgültig zu den Akten legen, bevor wir nicht die absolute Gewissheit hatten, dass unsere unbekannte Leiche nicht doch Beatrice Liangson war. Aus diesem Grund fuhren wir nach Frankfurt, um zum einen DNA-fähiges Material der Vermissten zu sichern und zum anderen, um eventuell weitere Hinweise zu erhalten, nach denen ausgeschlossen werden konnte, dass Beatrice Liangson tatsächlich die brennende Leiche war.
    In der sehr sauberen und aufgeräumten Wohnung der Philippinerin konnten wir umfangreiches DNA-Material finden. Bei der Durchsicht ihrer Korrespondenz stellten wir fest, dass Beatrice Liangson per Kontaktanzeigen Männerbekanntschaften gesucht hatte. Auch fanden wir ein rotes Notizbuch, in dem Telefonnummern und Adressen von 82 Personen verzeichnet waren. Auffallend war, dass im Register » D« offensichtlich ein Name oder eine Telefonnummer herausgeschnitten worden war.
    Doch als überraschenden Erfolg der Durchsuchung konnten wir den Fund von zwei Damenschlüpfern der Marke » HANES« werten, die sich noch in einer Dreierpackung befanden. Außerdem entdeckten wir eine leere Verpackung eines Büstenhalters desselben Fabrikats. Damit war die schon wegen des vermeintlich großen Altersunterschiedes völlig erkaltete Spur Liangson plötzlich wieder brandheiß, zumal es sich bei dem auf der Verpackung abgebildeten Büstenhalter um dasselbe Modell handelte, das die unbekannte Tote trug.
    Sollte sich der Gerichtsmediziner hinsichtlich des Alters der Toten tatsächlich derart verschätzt haben, indem er sich zu sehr darauf stützte, dass die Frau keine Menstruation mehr hatte? Und sollte er fälschlicherweise zu sehr vernachlässigt haben, dass die Wirbelsäule der Frau noch überaus flexibel war, was gegen ein Alter von 45 bis 50 Jahren sprach? Wieso wurden keine Fleischreste im Magen und Darm der Leiche gefunden? Das waren die zentralen Fragen, die wir uns stellten.
    Erfahrene Mitglieder von Mordkommissionen wissen, dass Gerichtsmediziner keineswegs unfehlbar sind. Es kommt immer wieder vor, dass sie sich in wichtigen Details einfach irren. Ein Fehler oder Irrtum bei einer Obduktion kann für die Bearbeitung eines Tötungsdeliktes natürlich fatale Folgen haben, die so weit gehen können, dass daran die Aufklärung des Falles scheitert.
    Inzwischen erkrankte unser Mordkommissionsleiter und sein Stellvertreter übernahm die Leitung. Emil Stark war ein alter Hase. Es war nicht die erste Moko, die er leitete, und er hatte stets auch eine gesunde Skepsis gegenüber der Gerichtsmedizin. So wies uns Stark an, Beatrice Liangsons Frauenarzt ausfindig zu machen, um zu erfahren, ob bei der Philippinerin irgendwann eine auffällige Gebärmutter und ein Knick im Gebärmutterhals diagnostiziert worden war. Stark traf damit ins Schwarze. Der Gynäkologe bestätigte beide Auffälligkeiten.
    Da nun feststand, dass Beatrice Liangson zu Lebzeiten die gleiche Unterwäsche wie die unbekannte Leiche trug und zudem mit einer Jeanshose bekleidet war, als sie am 27. September ihre Freundin besuchte, setzten wir uns über das Ergebnis der Gerichtsmedizin hinweg. Stark gab Anweisung, die Ermittlungen auf den Vermisstenfall Liangson zu konzentrieren.
    In Anbetracht dessen, dass zur damaligen Zeit eine

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