Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
DNA-Vergleichsuntersuchung unter Umständen noch Wochen dauerte, wies er uns an, umfangreiche Befragungen im Freundes- und Bekanntenkreis der Vermissten, bei ihren Hausmitbewohnern und bei den in ihrem Notizbuch aufgeführten Personen durchzuführen. In der Folge wurden unzählige Zeugen befragt, was einen gewaltigen Arbeitsaufwand bedeutete, zumal ein Großteil davon der deutschen Sprache nicht mächtig war.
Im Zuge der Befragungsaktion konnte schließlich in Erfahrung gebracht werden, dass die Philippinerin in ihrer Wohnung zwar von vielen Männern Besuch bekommen, aber nur mit einem einzigen von ihnen ein intimes Verhältnis gepflegt hatte. Der Mann hieß John Dale und war Angehöriger des zivilen Gefolges der US-Armee. War das vielleicht der Unbekannte, mit dem sich die Vermisste nach dem Besuch bei ihrer Freundin am Flughafen treffen wollte und der im Register » D« des Notizbuchs der Vermissten seinen Namen heraustrennte?
Wie in solchen Fällen üblich, wurde Dale auf Herz und Nieren überprüft. Der Mann war 32 Jahre alt und hatte das typische, etwas vierschrötige Gesicht eines biederen amerikanischen Farmers des Mittleren Westens. Seine blonden Haare trug er kurz und streng gescheitelt. Er war etwa 175 Zentimeter groß und hatte eine normale Figur. Insgesamt gesehen, war er eine völlig unscheinbare, unauffällige Person.
Dale war seit acht Jahren mit einer ebenso biederen Frau verheiratet und die beiden hatten eine vierjährige Tochter.
Nach seinem Eintritt in die US-Army 1977 war er zunächst in verschiedenen Staaten Amerikas stationiert. 1984 musste er für ein Jahr nach Korea. Wieder zurück, versah er bis 1989 seinen Dienst in den Staaten. Er hatte es zwischenzeitlich bis zum Bordingenieur gebracht. Dann wurde er auf die Rhein-Main-Airbase in Frankfurt versetzt. Frau und Tochter blieben zu Hause in Tennessee.
Wohl wegen der Trennung von Heimat und Familie bekam er in Deutschland jedoch sehr bald psychische Probleme, die derart gravierend wurden, dass er vom Flugdienst suspendiert und zwangsweise zum zivilen Bodenpersonal versetzt werden musste. Er legte Widerspruch dagegen ein und bemühte mehrere psychiatrische Gutachter, die ihm wieder zu seinem alten Status verhelfen sollten. Doch ohne Erfolg. Frustriert wurde Dale schließlich immer mehr zum Einzelgänger. Die Kontakte zu anderen Personen beschränkten sich fast nur noch auf dienstliche Angelegenheiten.
Jonathan Smith war der Einzige, der mit Dale etwas näher befreundet war. Doch diese Freundschaft reichte nicht so weit, dass Dale Smith von seinem Verhältnis zu Beatrice Liangson erzählt hätte.
Wie und wann genau die Philippinerin den GI kennenlernte, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Dale schwieg sich stets darüber aus. Bekannte von Frau Liangson gaben an, dass sich die beiden gelegentlich stritten. Einmal soll Dale seine Geliebte sogar aus dem fahrenden Auto gestoßen haben. Trotz dieses Vorfalles drängte die Frau den verheirateten Mann, sich scheiden zu lassen, weil sie ihn unbedingt ehelichen wollte. Und Beatrice Liangson war bekannt dafür, dass sie einen starken Durchsetzungswillen besaß. War darin vielleicht das Motiv für den Mord zu suchen?
John Dale wurde zunächst als Zeuge befragt. Entsprechend seinem Naturell gab er sich überaus wortkarg. Er sagte aus, seine Geliebte letztmals am 26. September, also vier Tage vor ihrem Verschwinden, am Telefon gesprochen zu haben. Danach habe er keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt. Er habe keine Ahnung, wo sich Beatrice Liangson aufhalten könnte.
Doch Dale hatte nicht damit gerechnet, dass wir alle, aber auch alle Personen aus seinem eigenen Umfeld sowie auch aus dem der Philippinerin befragen würden. So stießen wir sehr bald auf eine gute Freundin von Beatrice Liangson, mit der die Vermisste noch am 27. September telefoniert hatte. Die Zeugin gab an, Beatrice habe ihr erzählt, dass sie tags zuvor mit John Dale intim war. Bea habe auch erwähnt, dass Dale ihr dabei beide Hände an das Bett gefesselt habe. Ihr hätte das gefallen, weil sie dadurch einen besonderen Kick bekommen habe.
Eine andere Zeugin gab an, Beatrice habe ihr ebenfalls am 27. September erzählt, dass sie sich am selben Abend mit Dale treffen wolle. Dem Treffen habe sie richtig entgegengefiebert. Bea habe bei dem Gespräch einen glücklichen Eindruck gemacht.
Falls diese beiden Aussagen stimmten, hatte John Dale gelogen und dann stellte sich automatisch die Frage, warum er die Unwahrheit gesagt hatte. Hatte
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