Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Verurteilung ausreichten. Dazu bedurfte es mehr, viel mehr.
Blutspuren des Opfers, mit denen der Tatverdächtige in unmittelbarem Zusammenhang gebracht werden konnte, wären unter Umständen ein echter und wichtiger Beweis gewesen, auf den sich eine Anklage hätte stützen können. Aber weder in Dales Wohnung noch in der seiner Geliebten wurden nicht einmal kleinste Spritzer gefunden.
Unsere Kriminaltechniker nahmen anschließend den VW-Passat unter die Lupe. Aber auch darin fanden sie nichts Verdächtiges. Anschließend fuhren sie zu seinem Arbeitsplatz auf der Air Base. Dort entdeckten sie in Dales Spind drei Schalldämpfer für eine Pistole vom Kaliber 22 und einen Kanister, in dem sich noch Reste von Benzin befanden. Außerdem fanden sie noch eine Axt und ein Paar Schuhe, auf denen mit Hilfe einer Lupe winzige blutverdächtige Antragungen zu sehen waren.
Darüber hinaus konnten sie in einem Waschbecken ein paar pechschwarze Haare sicherstellen, die eventuell vom Opfer stammen konnten. Haare, Axt und Schuhe wurden sofort in die Serologie des LKA gebracht, wo sie von Spezialisten untersucht wurden. Und siehe da, es fanden sich tatsächlich kleinste Mengen von Blut daran.
In der Vergangenheit war es kaum möglich, mit so kleinen Mengen eine Blutgruppenbestimmung oder gar eine hundertprozentige Identifizierung durchzuführen. Doch die Untersuchungsmethoden haben sich im Laufe der Jahre immer mehr verfeinert. Heute kann man kleinste Mengen DNA-Material durch ein bestimmtes Verfahren so weit vervielfältigen, dass es ausreicht, um eine sichere Identifizierung durchführen zu können.
Da wir vermuteten, dass Dale die Leiche in dem Mietwagen transportierte, fahndeten wir mit Hochdruck nach dem Ford-Sierra. Aber wir hatten Pech. Das Fahrzeug war nacheinander bereits an drei weitere Personen ausgeliehen worden. Die Mietwagenfirma erteilte uns die Auskunft, dass ein Spanier mit dem Sierra irgendwo in Europa unterwegs sei. Die Fahrzeuge würden auch nach jedem Verleihen gründlichst gereinigt. Sowohl im Fond als auch im Kofferraum würden selbst die winzigsten Krümel mit einem Staubsauger beseitigt. Etwaige Flecken auf Sitzpolster oder Teppichboden würden mit speziellen Mitteln entfernt.
Doch wir gaben die Hoffnung nicht auf und schrieben den Leihwagen sofort im gesamten europäischen Raum zur Fahndung aus. Gleichzeitig ließen wir über Interpol die Familie des Spaniers ermitteln und befragen. Es stellte sich dabei heraus, dass der Mann bei einer englischen Firma arbeitete, die eine Niederlassung in Deutschland hatte. Innerhalb weniger Stunden konnten wir den Spanier schließlich ausfindig machen und den von ihm benutzten Mietwagen einer gründlichen kriminaltechnischen Untersuchung zuführen.
Hierbei wurde zunächst festgestellt, dass das Fahrzeug auf den ersten Blick tatsächlich absolut sauber war. Doch mit ganz speziellen Methoden konnten unsere Techniker auf dem Fahrersitz und im Kofferraum wiederum kleinste Blutspuren lokalisieren und mit großem Aufwand extrahieren. Wenn diese Spuren Beatrice Liangson zugeordnet werden konnten, würde das ein weiterer wichtiger Baustein für die Anklage gegen John Dale sein.
Drei Tage nach seiner Festnahme suchten wir den Untersuchungshäftling im US-Militärgefängnis in Mannheim erneut auf. Wir waren zu zweit und hatten uns gut auf den Besuch vorbereitet. Sehr bald fanden wir Zugang zu Dale. Wohldurchdacht, aber behutsam stellten wir Dale immer wieder Fragen, bei deren Antworten sich der Tatverdächtige in Widersprüche verstrickte. In diesem Stadium der Vernehmung wäre es fatal gewesen, wenn er sich wieder in sein Schneckenhaus zurückgezogen hätte.
Zum Beispiel fragten wir ihn geschickt nach Orten, an denen er mit seiner Geliebten Sex hatte. Als der Tatverdächtige angab, er habe sowohl in seiner als auch in ihrer Wohnung Sex mit Beatrice gehabt, hakten wir ein und wollten von ihm wissen, ob er seine Freundin nicht auch an seiner Arbeitsstelle geliebt habe. Dale verneinte. Doch wir hatten von einer Bekannten des Opfers erfahren, dass sich die beiden sehr wohl irgendwo auf der Air Base Frankfurt geliebt hatten, und wir bekamen das untrügliche Gefühl, dass dieser Ort auch der Tatort sein könnte, zumal dort ja auch Haar- und Blutspuren gefunden worden waren, die vorbehaltlich der genauen Untersuchungen wahrscheinlich von Beatrice Liangson stammten.
Nach dem Grund befragt, weshalb er in der tatkritischen Zeit einen Leihwagen hatte, gab uns Dale wenig überzeugend zur
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