Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
eine auffallend vergrößerte und kugelförmige Gebärmutter mit einem Knick des Gebärmutterhalses.
Die letzte Nahrungsaufnahme der Frau bestand aus Erbsen, Karotten und Kraut. Sie erfolgte höchstens drei bis vier Stunden vor ihrem Tod.
Da der Verwesungsprozess der Leiche durch das Feuer stark beeinflusst worden war, konnte die Todeszeit nicht genau bestimmt werden. Der Obduzent meinte, die Frau könnte ein bis drei Tage vor ihrem Auffinden getötet worden sein.
Die Abtrennung des Kopfes und der Hände wurde mit unterschiedlichen Werkzeugen vorgenommen. Es dürften sowohl ein Messer als auch ein sägeähnliches Schneidgerät Verwendung gefunden haben. Beim Röntgen und beim anschließenden Ablösen der Oberhaut sowie beim Öffnen des Torsos ergaben sich keine Hinweise auf die Tötungsart. Auch wurden keine individuellen Merkmale, wie verheilte Knochenbrüche oder Narben, festgestellt.
» Eine unbekannte Tote. Das kann ja heiter werden«, brummte Werner Götz, unser Mordkommissionsleiter ins Telefon, als ihm das Ergebnis der Obduktion mitgeteilt wurde.
» Wenn die Frau nicht vermisst gemeldet ist oder vielleicht noch wird, haben wir schlechte Karten.« Kriminalhauptkommissar Emil Stark, der stellvertretende Moko-Leiter, wusste, wovon er sprach. Es kommt immer wieder vor, dass unbekannte Tote gefunden werden, deren Identifizierung sich über Monate oder gar Jahre hinziehen kann. Seit Öffnung der Grenzen haben sich diese Fälle vermehrt. Manche Leichen werden nie identifiziert. Sie werden dann irgendwann namenlos bestattet.
Beim Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern gibt es Spezialisten, die selbst bei skelettierten oder stark verwesten Leichen deren ursprüngliches Aussehen mit Hilfe einer Computeranimation nachbilden können, so dass man in den Medien entsprechende Bilder veröffentlichen kann. Aber ohne Kopf, wie in vorliegendem Fall, ist diese Möglichkeit nicht gegeben.
Da zudem auch noch die Hände fehlten, stand ein weiteres wichtiges Identifizierungsmittel nicht mehr zur Verfügung. Einzig das sogenannte Leichenblut und eine damit vorgenommene DNA-Bestimmung hätte die Identität der Toten klären können, falls das DNA-fähige Material einer vermissten Person mit der DNA des Leichenblutes übereingestimmt hätte.
Einen Tag nach Auffinden der Leiche wurden das Bundeskriminalamt und sämtliche Landeskriminalämter über den Leichenfund genauestens informiert. Dabei wurden Alter, Größe, Gewicht sowie die Bekleidung der Toten, aber auch der vermutete Tatzeitraum angegeben, um mit diesen Kriterien schon einmal eine grobe Vorauswahl in Bezug auf vermisste Frauen vornehmen zu können. Bei der Mordkommission gingen daraufhin zwar einige Meldungen auf spurlos verschwundene Frauen ein, aber die näheren Überprüfungen ergaben dann doch keine Übereinstimmung mit der unbekannten Leiche.
Bereits am zweiten Tag setzte die Staatsanwaltschaft für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens eine Belohnung in Höhe von 3000 D-Mark aus. Das hatte zur Folge, dass sich noch einmal verschiedene Zeugen meldeten, die in irgendeiner gemachten Beobachtung eine kleine Chance sahen, die Belohnung zu kassieren. Oft hören sich Hinweise von solchen Zeugen einfach nur haarsträubend an. Doch es kommt immer wieder vor, dass solche, auf den ersten Blick unbedeutete Hinweise die entscheidende Spur darstellen, die zum Täter führt. Aus diesem Grund sind alle Moko-Mitglieder angehalten, jedem auch noch so kleinen Hinweis mit äußerster Akribie so lange nachzugehen, bis schließlich geklärt worden ist, ob der Hinweis im Ergebnis negativ oder positiv ist. Dies kann Tage, manchmal auch Wochen oder sogar Monate dauern. Im Normalfall wird damit nur ein Beamter der Mordkommission beauftragt, bei einer in ihrem Umfang größeren Spur kann jedoch auch vorübergehend ein Team von mehreren Moko-Mitgliedern zusammengestellt werden, um diese Spur zu bearbeiten.
Vom ersten Tag an bildeten die bei der Toten aufgefundenen Bekleidungsreste einen bedeutsamen Spurenkomplex. Wir hofften, dadurch auf die Identität der unbekannten Leiche zu stoßen.
Ich hatte die Aufgabe, die Herkunft des unter der Leiche aufgefundenen Druckknopfes herauszufinden, um dadurch vielleicht Hinweise auf den Verkaufsort, den Verkäufer oder gar den Käufer zu erhalten.
Aufgrund der Auffindesituation und des Aussehens des Knopfes vermutete ich, dass der Druckknopf vom Bund einer Jeanshose oder eines Jeansrockes stammte. Er trug auf der Vorderseite die
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