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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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Antwort, er habe nach Hannover fahren wollen. Seinem eigenen Fahrzeug hätte er die lange Fahrt nicht mehr zugetraut, weshalb er sich den Ford mietete.
    » Und waren Sie in Hannover?«, fragten wir ganz beiläufig.
    » Nein, da haben Sie mich vorhin falsch verstanden. Ich bin nur zwischen der Air Base und meiner Wohnung hin und her gefahren.«
    » Dann waren Sie mit dem Leihwagen gar nicht außerhalb von Frankfurt?«
    » Nein, ich fuhr nur ein paarmal zur Air Base.«
    » Wie kommt es dann, dass Sie mit dem Wagen 564 Kilometer zurücklegten?«
    » Das weiß ich nicht, das kann nicht sein. Ich nehme an, dass bei der Leihwagenfirma der Tachostand falsch abgelesen wurde.«
    Wir stellten dann noch einmal die entscheidende Frage: » Mister Dale, haben Sie Beatrice Liangson getötet, ja oder nein?«
    Dale wich unserem Blick aus. » Nein, das habe ich nicht getan«, erwiderte er mit leiser, zittriger Stimme. Dabei senkte er den Kopf tief auf seine Brust. Er presste seine Hände fest gegeneinander, so dass die Knöchel weiß hervortraten.
    Wir wussten in diesem Moment, dass Dale log, dass er aber noch nicht so weit war, ein Geständnis abzulegen.
    Wir lenkten deshalb das Gespräch auf die Haftbedingungen und Dale erzählte, er würde gut versorgt und fair behandelt werden. Und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, fragte er, welche Strafe er wohl zu erwarten hätte.
    Bei uns klingelten sämtliche Alarmglocken! Wir schauten uns für den Bruchteil einer Sekunde an und wussten beide, dass wir dem Durchbruch nahe waren, denn diese Frage stellt niemand, der unschuldig ist. Wir mussten kein Wort miteinander wechseln und hatten dennoch den gleichen Gedanken: Damit hast du dich endgültig verraten, John Dale!
    Ob man nun will oder nicht, in diesen Augenblicken verspürt man als Vernehmungsbeamter so etwas wie einen Triumph, ein Siegesgefühl, das es jedoch absolut zu unterdrücken gilt, was nicht immer leicht ist. Die eigene innere Anspannung ist immens groß. Es kommt auf jedes Wort, auf jede Geste an und vor allem auch auf den richtigen Zeitpunkt, an dem man den Hebel ansetzt. Der Tatverdächtige darf auf keinen Fall das Gefühl bekommen, dass er hintergangen wird.
    Bevor wir einhaken konnten, stellte Dale schon die nächste Frage:
    » Gibt es in Deutschland die Todesstrafe, kann ich zum Tode verurteilt werden?«
    » Die Todesstrafe wurde in Deutschland im Jahr 1949 abgeschafft. Sie können also im höchsten Fall »Lebenslänglich« bekommen«, antwortete ich mit der Sanftmut eines Geistlichen.
    » Vielleicht wäre die Todesstrafe besser. Ein Leben lang hinter Gittern? Da gehe ich vor die Hunde!«
    » Lebenslänglich heißt in Deutschland nicht bis zum Ende des Lebens. Gewöhnlich kommen Lebenslängliche nach 15 Jahren frei«, erwiderte ich.
    » In Amerika ist das nicht so. Da muss man tatsächlich bis an sein Lebensende brummen. Dann ist es also besser, wenn ich in Deutschland vor Gericht gestellt werde, oder?«, fragte Dale. Angst und Resignation schwangen in seiner Stimme.
    » Das kommt darauf an. Man kann das vorher nie genau sagen. Je nach Sachlage kann das eine oder das andere von Vorteil sein«, antwortete mein Kollege.
    » Ich glaube, ich möchte nach deutschem Recht verurteilt werden, aber ich werde das mit meinem Anwalt noch besprechen und jetzt entschuldigen Sie mich.«
    Mit diesen Worten unterbrach Dale die Befragung. Er ließ sich ohne weiteren Kommentar aus dem Vernehmungsraum führen. Jetzt waren wir uns absolut sicher, dass Dale seine Geliebte getötet hatte. Natürlich wäre es uns lieber gewesen, Dale hätte ein umfassendes Geständnis abgelegt und sich dabei über die Einzelheiten und das Motiv seiner Bluttat ausgelassen. Aber für uns war es zunächst einmal wichtig, dass da kein Unschuldiger im Gefängnis saß. Alles andere würde sich noch ergeben.
    Zwei Tage später meldete sich Dales Rechtsanwalt und teilte uns mit, dass sein Mandant zum Sachverhalt bis auf weiteres keine Angaben mehr machen würde.
    Nun hing alles davon ab, was die Spezialisten des kriminaltechnischen Institutes beim LKA zu leisten imstande waren. Nach vier Monaten war es dann so weit. Die Untersuchungen des LKA hatten zweifelsfrei ergeben, dass sich auf der Axt, den Schuhen sowie auf dem Fahrersitz und im Kofferraum des Mietfahrzeuges tatsächlich Blut von Beatrice Liangson befand. Außerdem wurde durch eine chemische Analyse eindeutig festgestellt, dass das Material des neben der Leiche gefundenen kleinen Stückes einer Plastikfolie

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