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Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)

Titel: Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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her zu rennen, stand Margarete Batell auf. In diesem Moment hörte sie auch schon ein prasselndes Geräusch, so als ob es hagelte. Sie zog den Rollladen an dem Fenster hoch, von dem aus sie in den Hof des Anwesens schauen konnte, und sah ein einziges Flammenmeer vor sich. Schräg gegenüber ihres eineinhalbstöckigen Hauses stand eine Scheune sowie ein daneben befindlicher Schuppen in hellen Flammen. Auch das zweistöckige Wohnhaus ihres rechten Nachbarn brannte.
    Margarete Batell, die als junge Frau die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erlebt hatte, dachte sekundenlang an einen Alptraum, wie sie ihn schon unzählige Mal zuvor geträumt hatte. Schließlich begriff sie, dass es dieses Mal Wirklichkeit war und sich kaum von damals unterschied, als die Brandbomben der Alliierten die Stadt, in der sie während des Krieges wohnte, in Schutt und Asche gelegt hatten.
    Flammen schlugen bereits an ihr Fenster. Erst stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus, dann rief sie aus Leibeskräften nach ihrem 42-jährigen Sohn, der mit ihr in dem kleinen Einfamilienhaus lebte. Doch Heinz Batell antwortete nicht. Margarete Batell rannte in sein Schlafzimmer, um ihn zu wecken. Aber er war nicht da.
    Sie griff zum Telefonhörer und wählte die 112.
    » Feuer, überall Feuer!«, schrie sie ins Telefon. » Kommen Sie schnell, sonst brennt hier alles nieder!«
    Ihr Gegenüber hatte alle Mühe, von der aufgeregten Frau zu erfahren, wo genau es brannte.
    Fast zeitgleich alarmierten noch zwei andere Nachbarn die Feuerwehr. Die drei Notrufe gingen alle um 0.39 Uhr ein. Weitere folgten. Es wurde sofort Brandalarm der höchsten Stufe ausgelöst. Um 0.47 Uhr meldete die Besatzung des ersten Polizeifahrzeuges, dass aus großer Entfernung ein riesiger Feuerschein über der Ortschaft zu sehen sei.
    Der erste Löschzug der Feuerwehr traf um 1.01 Uhr ein und versuchte sofort, das Inferno zu bekämpfen. Nach und nach kamen weitere Löschzüge hinzu. Die Feuerwehr konzentrierte sich zunächst vor allem darauf, dass sich das riesige Feuer nicht auf andere Häuser ausbreitete. Scheune und Schuppen waren nicht mehr zu retten. Sie brannten bis auf die Grundmauern nieder. Ein in dem großen Hof abgestellter Wohnwagen brannte ebenso vollständig aus.
    Letztlich war es dem beherzten Eingreifen der etwa 60 Feuerwehrleute zu verdanken, dass zwei Wohnhäuser zumindest teilweise gerettet und das Übergreifen der Flammen auf andere Häuser des alten Ortskernes verhindert werden konnten. Noch wichtiger war, dass keine Menschen zu Schaden kamen. Die betroffenen Bewohner konnten sich allesamt rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der Sachschaden wurde auf etwa 750 000 Euro geschätzt.
    Wie bei allen Bränden üblich, war die Polizei vor Ort. Zuerst die Kollegen der Schutzpolizei und kurze Zeit später kamen die Beamten des Kriminaldauerdienstes hinzu. Sie führten erste Befragungen von Zeugen durch und verfassten noch in der gleichen Nacht den sogenannten Brandbericht, der mir zusammen mit den Vernehmungsprotokollen schon morgens zu Dienstbeginn vorgelegt wurde.
    Ich war zugegebenermaßen nicht sehr erfreut, als mir die Weiterbearbeitung des Falles übertragen wurde. Das lag daran, dass mir Branddelikte grundsätzlich zuwider sind, weil sie für mich ein hohes und nicht kalkulierbares Gesundheitsrisiko darstellen. Zum einen kann bei der unbedingt notwendigen Begehung eines Brandortes etwa durch herabstürzende Gebäudeteile jederzeit ein Unfall passieren und zum anderen atmet man zwangsweise hochgiftige Dioxine und Furane ein, die zweifellos im höchsten Maße lungenschädigend und als Langzeitfolge krebserregend sind.
    Selbst wenn man eine Atemschutzmaske trägt, was sehr selten vorkommt, weil sie Sicht und Bewegungsfreiheit einschränkt, haften sich die hochgiftigen Partikel an Kleidung und Haaren fest und kontaminieren somit über längere Zeit mehr oder weniger die gesamte Umgebung eines Brandermittlers.
    Doch nicht nur deshalb habe ich eine Abneigung gegen die Bearbeitung von Bränden. Anders als zum Bespiel bei Diebstahl, Raub und Mord unterscheidet sich die Brandursachenforschung von allen Sachgebieten der Kriminalpolizei dadurch, dass in den allermeisten Fällen nie klar zu erkennen ist, ob überhaupt eine Straftat im Sinne des Strafgesetzbuches vorliegt beziehungsweise ob etwas Verbotenes geschehen ist.
    Die meisten Brände sind heutzutage auf technische Ursachen oder auf fahrlässige Verhaltensweisen von Personen zurückzuführen. Ohne es vorher zu wissen,

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