Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Familie infrage kommen könnten.
Eine weitere Recherche ergab, dass im Jahr zuvor insgesamt 14-mal und im aktuellen Jahr dreimal Holzstapel außerhalb des Ortes durch unbekannte Täter angezündet worden waren. Sieben männliche Personen verschiedenen Alters wurden mit der Brandserie in Zusammenhang gebracht.
Insgesamt hatte ich also 27 Personen unter die Lupe zu nehmen, die im weitesten Sinne tatverdächtig waren. Mein Antrag, wegen des immensen Arbeitsaufwandes eine fünf Mann starke Ermittlungsgruppe aufzustellen, lief ins Leere. So machte ich mich daran, den riesigen Berg von Arbeit Stück für Stück alleine abzutragen.
Auf den Tag genau zwei Wochen später wendete sich das Blatt dramatisch. Es brannte erneut in dem Ort. Um 3.33 Uhr ging der erste Notruf bei der Funkleitzentrale ein. Eine Frau war am Apparat, die in panischer Angst berichtete, dass das Haus, in dem sie wohnt, in Flammen stehen würde. Sie sei in ihrer Wohnung im ersten Obergeschoss gefangen, da das Treppenhaus bereits lichterloh brenne. Der Beamte, der den Anruf entgegennahm, versuchte, die Frau so gut es ging zu beruhigen und ihr Anweisungen zu geben, damit sie in ihrer Angst nichts Unbedachtes tat, das sie das Leben kosten könnte.
Als er sie fragte, ob sich in ihrer Wohnung noch jemand aufhalte, erwiderte sie, ihr Sohn sei im Kinderzimmer, doch sie könne nicht zu ihm, weil sie durch Rauch und Flammen daran gehindert werde. Auf demselben Stockwerk würde auch noch ein junges Paar mit einem kleinen Kind wohnen. Im Erdgeschoss befände sich die Filiale einer Bäckerei, in der sich während der Nachtzeit niemand aufhalte.
Wie zwei Wochen zuvor, konnten Feuerwehr und Polizei schon von weitem Rauch und den hellen Schein des Feuers sehen. Doch jetzt war die Situation viel dramatischer. Über Funk hatten sie erfahren, dass sich in dem brennenden Haus noch Menschen, ja sogar Kinder befanden, die von den Flammen eingeschlossen waren. Außerdem teilte der Funksprecher mit, dass der neue Brand in unmittelbarer Nähe des vorherigen Brandes entstanden sei.
Elf Minuten nach Eingang des Notrufes war der erste Einsatzwagen der Polizei vor Ort. Löschzüge der Feuerwehr folgten im Minutenabstand und begannen sofort mit ihrer gefährlichen Arbeit. Aus dem zweieinhalbstöckigen Haus schlugen an mehreren Stellen Flammen. Insbesondere der Dachstuhl stand unter Vollbrand. In einer dramatischen Rettungsaktion konnten die Anruferin und ihr Sohn geborgen werden.
Während die 31-jährige Mutter die ganze Zeit über am offenen Fenster ihres Badezimmers auf ihre Rettung wartete und dadurch trotz der enormen Rauchentwicklung wenigstens noch einigermaßen atmen konnte, erlitt ihr Sohn durch Feuer und Rauch so schwere Verletzungen, dass bei seiner Bergung bereits Herzstillstand eingetreten war. Notärzte konnten den kleinen Jungen jedoch reanimieren und eilends in die Kinderklinik bringen.
Als die Mutter vom Zustand ihres Sohnes erfuhr, bekam sie einen schweren Schock, weshalb auch sie ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Die Feuerwehrleute riskierten alles, um das Ehepaar mit dem Kleinkind zu retten, doch sie konnten sich nicht mehr in alle Räume vorkämpfen, so dass sie annehmen mussten, dass die Eltern samt Kind den Flammen zum Opfer gefallen waren. Lähmendes Entsetzen machte sich breit.
Nach Minuten der Ungewissheit ging plötzlich ein Raunen der Erleichterung durch die Reihen der Feuerwehr, Polizei und Schaulustigen. Es stellte sich heraus, dass das junge Paar samt Kind durch einen zufällig vorbeifahrenden Mann gerettet worden war. Er hatte die Situation erkannt und kurz entschlossen von einem Nachbarhaus eine Leiter geholt, die er an das breite Sims stellte, auf dem sich das Paar mit dem Kleinkind vorübergehend gerettet hatten. Die drei befanden sich nun wohlbehalten und unverletzt bei Nachbarn, die ihnen Mut zusprachen und ihnen einen warmen Tee zubereiteten.
Die Feuerwehr brauchte einige Zeit, um den Brand zu löschen. Ohne dass ich noch einmal darum bitten musste, wurde noch am selben Morgen eine Ermittlungsgruppe in einer Stärke von 14 Mann auf die Beine gestellt.
Inzwischen traf die Nachricht ein, dass mit dem Ableben des achtjährigen Jungen zu rechnen sei. Innerhalb kürzester Zeit entstand ein gewaltiger Druck der Öffentlichkeit. Die Bewohner des Ortes waren aufs Äußerste verunsichert und besorgt. Es schien festzustehen, dass hier ein Feuerteufel sein Unwesen trieb, der nicht davor zurückschreckte, Menschenleben zu vernichten.
War es
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