Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
fragte ich.
» Eigentlich schon. Aber wenn es sie tatsächlich so interessiert, fällt mir noch ein, dass Klaus mich bat, ihn auszupeitschen. Als ich nicht wollte, führte er den Stiel der Peitsche bei sich ein, um sich so zu befriedigen. Später holte er aus einer Schublade auch noch einen übergroßen Dildo, den er aber nicht benutzte.«
» Haben Sie Kondome benutzt?«, fragte ich.
» Ja, beim Blasen haben wir am Anfang Kondome benutzt. Dann haben wir die Dinger jedoch abgestreift und so weitergemacht.«
» Hatten Sie mit Herrn Haag auch Analverkehr, und wenn ja, wie oft?«, fragte Beckert.
» Ja, das haben wir auch gemacht. Aber wie oft das hin und her ging, kann ich nicht sagen.«
» War es das erste Mal, dass Sie mit Herrn Haag sexuell verkehrten, und waren Sie nur dieses eine Mal in seiner Wohnung?«, fragte ich.
» Ja, es war das erste und letzte Mal, dass ich mit Klaus Haag zusammen war.«
» Hat Ihnen Herr Haag vorher für Ihren Besuch Geld versprochen?«, fragte Beckert.
» Nein, aber er wollte mir von sich aus 200 oder 300 Euro geben.«
» Und haben Sie das Geld genommen?«, fragte ich.
» Nein, wo denken Sie hin! Ich bin doch kein Stricher«, antwortete Radke erbost.
» Sie sind aber arbeitslos und hätten das Geld bestimmt brauchen können, oder?«
» Ja schon, aber ich mache es nicht für Geld. Das habe ich noch nie gemacht!«
Beckert und ich waren uns sicher, dass Radke in diesem Punkt log.
» Hat er Ihnen deshalb so viel Geld angeboten, weil er wollte, dass Sie etwas ganz Perverses mit ihm machen?«, fragte ich ihn.
» Nein, ich glaube, er wollte mir Geld geben, weil ich ihm sympathisch war.«
» Woher stammt die Verletzung an Ihrer Hand?«, fragte Beckert.
» Vor drei Tagen fuhr ich mit meinem Fahrrad über eine plattgedrückte Coladose. Ich kam dabei ins Rutschen und stürzte.«
» Gibt es hierfür Zeugen?«, fragte ich.
» Nein, nicht, dass ich wüsste.«
» Sind Sie schnell oder eher langsam gefahren?«, fragte Beckert.
» Ich bin sehr schnell gefahren, sonst wäre ich nicht gestürzt«, erwiderte Radke.
» Dann haben Sie bestimmt auch an den Knien und Ellenbogen Verletzungen, oder?«, fragte ich.
» Nein, ich hatte Glück. Der Sturz ist Gott sei Dank glimpflich ausgegangen«, log Radke. » Ach, jetzt fällt mir ein, dass ich in der Wohnung von Klaus eine Geldbörse gefunden habe, die er lange vermisst hatte. Sie lag hinter einem Möbelstück. Ich habe sie hervorgeholt und ihm übergeben. Es befand sich aber kein Geld darin.«
» Ist das wichtig?«, fragte ich Radke.
» Finde ich schon«, antwortete er etwas verwundert. » Wenn Sie Fingerabdrücke von mir darauf finden, könnte leicht ein falsches Bild entstehen.«
Ich stand auf, ging um den Tisch herum und stellte mich hinter Radke. Dann legte ich meine rechte Hand schwer auf seine Schulter, beugte mich hinunter und sagte in ruhigem Ton zu ihm:
» Herr Radke, die Märchenstunde ist nun vorbei. Wenn Sie sich kein Eigentor schießen wollen, rate ich Ihnen dringend, endlich die Wahrheit zu sagen oder einfach nur die Klappe zu halten. Das, was Sie da von sich geben, ist Stuss. Halten Sie uns für so blöd, dass wir Ihnen das glauben könnten?«
» Ich… weiß nicht, was… was Sie meinen«, stotterte Radke.
» Wir meinen, nein wir wissen, dass ein 54-jähriger Mann kein Blut im Sperma hat, dass man sich bei einem Sturz vom Fahrrad bei hoher Geschwindigkeit nicht nur eine geschwollene Hand zuzieht, dass Sie die Geldbörse nicht zufällig gefunden, sondern gezielt gesucht und dann ausgeräumt haben, dass Sie hierbei Möbel umgeworfen haben, dass es die vier, fünf schwulen Jungs, die das Haus betreten haben, gar nicht gibt, und wir sind felsenfest davon überzeugt, dass Sie Klaus Haag brutal niedergeschlagen und so fest auf ihn eingetreten haben, dass er an inneren Verletzungen starb.«
Beckerts Stimme war laut und vorwurfsvoll, aber keineswegs drohend. Doch sie hatte Wirkung. Radke fiel regelrecht in sich zusammen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine Hände, die er auf der Tischplatte abgelegt hatte, fingen an zu zittern. Er rutschte ein paarmal hin und her, bis es endlich aus ihm herausbrach:
» Bekomme ich nun lebenslänglich?«
Ich war inzwischen wieder vor ihn getreten und sah blanke Angst in seinen Augen.
» Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das kommt ganz darauf an«, antwortete ich.
» Auf was kommt es an?«, fragte Radke mit leiser, brüchiger Stimme.
» Es kommt darauf an, dass Sie die
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