Das Gesicht
ist nicht sicher, wie er die Situation meistern wird, wenn
ein Wagen von der Müllabfuhr kommt, um den Container auszuleeren. Diese Möglichkeit ist ihm erst aufgegangen, als er bereits in dem Container Zuflucht gesucht hatte. Jetzt hofft er, dass die Müllabfuhr nicht täglich kommt.
Da er sein Frühstück und inzwischen auch das Mittagessen ausfallen lassen hat, wird er mit der Zeit immer hungriger. Wenn er bedenkt, was er bisher schon erreicht hat, macht ihm das Hungergefühl nicht viel aus.
In der Barmherzigkeit werden Randals unberührte Mahlzeiten das Personal auf seine Abwesenheit aufmerksam machen, aber das könnte noch ein Weilchen dauern. Manchmal, wenn er besonders tief in seine autistische Isolation versunken ist, lässt er eine Mahlzeit stundenlang unberührt stehen. Es ist schon vorgekommen, dass er sowohl sein Frühstück als auch sein Mittagessen erst eine Stunde vor dem Abendessen eingenommen hat – und dann sein Abendessen nicht vor Mitternacht verspeist hat.
Vor seinem Aufbruch hat er die Tür zu seinem Bad geschlossen. Sie könnten glauben, er hielte sich dort auf.
Von Zeit zu Zeit werfen Leute Abfalltüten und lose Gegenstände in die Tonne. Der obere Rand der Tonne ist höher als ihre Köpfe, so dass sie nicht ohne weiteres hineinschauen und ihn sehen können.
Manchmal treffen ihn die Abfälle, aber das ist nie ein Problem. Sowie die Leute fortgegangen sind, schiebt Randal das neue Zeug zur Seite und richtet sich wieder in seinem behaglichen Nest ein.
Im Lauf des Nachmittags kommt ein Mann durch die Seitenstraße näher und singt dabei »King of the Road«. Er kann die Melodie nicht halten.
Nach den Geräuschen zu urteilen, schiebt er eine Art Karren vor sich her. Die Räder klappern auf dem rissigen Pflaster.
Zwischen den Textzeilen des Lieds stößt der Mann ab und
zu einen zusammenhangslosen Schwall von Schimpfwörtern aus und singt dann weiter.
Als dieser Mann vor dem Müllcontainer stehen bleibt, legt Randal sechs sein Kreuzworträtselheft und seinen Stift zur Seite. Sein Instinkt sagt ihm, dass er jetzt Ärger bekommen könnte.
Zwei schmutzige Hände legen sich auf den Tonnenrand. Der Sänger hält sich dort fest und ächzt und flucht, während er sich an der Tonne hinaufzieht.
Als er auf dem Rand der großen Tonne balanciert, halb drinnen, halb draußen, entdeckt der Mann Randal und reißt die Augen weit auf.
Der Kerl ist vielleicht in seinen Dreißigern, bärtig und eindeutig ungewaschen. Seine Zähne sind krumm und gelb, als er sie zeigt, um zu sagen: »Das hier ist mein Revier, du Arschloch.«
Randal streckt die Hände aus, packt den Mann an seinen Hemdsärmeln, zieht ihn in die Tonne und bricht ihm das Genick. Die Leiche rollt er in die hinterste Ecke des Containers und bedeckt sie dann mit vollen Abfalltüten.
Nachdem er sich wieder in seine Ecke zurückgezogen hat, greift er nach dem Kreuzworträtselheft. Er schlägt das Rätsel auf, an dem er gerade war, und fügt die restlichen Buchstaben ein, um das Wort Geistesgestörtheit zu vervollständigen.
Der Karren des Toten steht nicht weit von dem Container. Früher oder später könnte er jemandem auffallen, der sich dann Gedanken über seinen Besitzer macht.
Randal wird sich mit diesem Problem befassen müssen, wenn und falls es sich überhaupt stellt. Bis dahin löst er Kreuzworträtsel.
Die Zeit vergeht. Wolken verfinstern den Himmel. Es ist zwar noch warm, kühlt aber doch schon ab.
Randal sechs ist nicht glücklich, aber er ist zufrieden und
fühlt sich recht wohl. Später wird er zum ersten Mal in seinem Leben glücklich sein.
Vor seinem geistigen Auge sieht er den Stadtplan, seine Route zum Glück und am Ende des Weges das Haus der O’Connors, seinen Leitstern.
87
Ihrem hochgezüchteten Stoffwechsel hatten es die Angehörigen der Neuen Rasse zu verdanken, dass sie nicht so schnell betrunken wurden. Sie konnten eine Menge vertragen, und wenn sie doch berauscht waren, dann wurden sie viel schneller wieder nüchtern als die Angehörigen der Alten Rasse.
Den ganzen Tag lang machten Pater Duchaine und Harker eine Flasche Messwein nach der anderen auf. Diese Verwendung von Kirchenbeständen bereitete dem Geistlichen in zweifacher Hinsicht Sorgen: zum einen, weil es tatsächlich eine widerrechtliche Verwendung von Mitteln war, zum anderen, weil der Wein, sowie er gesegnet wurde, zum Blut Christi geworden wäre.
Als seelenlosem Geschöpf, das von Menschenhand geschaffen worden war und doch religiöse Pflichten
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