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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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schließlich in die Verzweiflung, und die Verzweiflung ist ein Nährboden für Besessenheit. In Harkers Fall ist das nur die Oberfläche.«
    Während sie eine dämonische Fratze mit Hörnern und Reißzähnen entfernte, fragte Carson: »Sie meinen … darunter verbergen sich noch mehr Schichten?«
    »Die Wand fühlt sich so schwammig an, als sei sie dick gepolstert«, sagte Michael.
    Deucalion nickte. »Sie ist zwanzigmal, wenn nicht öfter überklebt worden. Eine tiefere Lage könnte durchaus wieder Götter und Göttinnen zeigen. Wenn neue Hoffnungen enttäuscht werden, kehren in der Endlosschleife der Verzweiflung alte Hoffnungen wieder.«
    Stattdessen fand Carson auf der vierten Lage von oben Sigmund Freud und dann andere Bilder von ähnlich finster blickenden Männern.
    »Freud, Jung, Skinner, Watson«, sagte Deucalion, der jedes der frisch enthüllten Gesichter beim Namen nannte. »Rorschach. Psychiater und Psychologen. Die nutzlosesten Götter von allen.«

89
    Pater Duchaine wich von der Schwelle zurück, als Victor durch die Haustür in die Eingangshalle des Pfarrhauses trat.
    Der Herrscher der Neuen Rasse sah sich mit Interesse um. »Gemütlich. Richtig nett. Ein Armutsgelübde schließt gewisse Annehmlichkeiten offenbar nicht aus.« Er legte einen Finger auf Pater Duchaines römisch-katholischen Kragen. »Nimmst du deine Gelübde ernst, Patrick?«
    »Natürlich nicht, Sir. Wie könnte ich das tun? Ich habe nie wirklich das Priesterseminar besucht. Ich habe nie Gelübde abgelegt. Sie haben mich mit einer vorgefertigten Vergangenheit zum Leben erweckt.«
    In einem Tonfall, in dem sich durchaus eine Warnung hätte ausdrücken können, sagte Victor: »Es ist immer ratsam, sich das zu merken.«
    Victor schritt wie jemand, der sich grundsätzlich dazu berechtigt fühlt, durch den langen Korridor tiefer in das Haus hinein, ohne eine Aufforderung abzuwarten.
    Als er seinem Gebieter ins Wohnzimmer folgte, fragte der Geistliche: »Was verschafft mir die Ehre dieses Besuchs, Sir?«
    Victor sah sich im Zimmer um und antwortete: »Die Behörden haben Detective Harker noch nicht gefunden. Solange ich ihn nicht wieder an mich gebracht habe, schweben wir alle in Gefahr.«
    »Wollen Sie, dass ich unsere Leute mobilisiere, um eine Suche zu veranstalten?«
    »Glaubst du wirklich, dabei käme etwas heraus, Patrick? Ich bin mir da nicht so sicher.«
    Als Victor durch das Wohnzimmer auf die Tür zum Arbeitszimmer zuging, sagte Pater Duchaine: »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten, Sir? Oder einen Brandy?«
    »Ist es das, was ich in deinem Atem rieche, Patrick? Brandy?«

    »Nein. Nein, Sir. Es ist … es ist Wodka.«
    »Im Moment gibt es nur eines, was ich möchte, Patrick. Eine Führung durch dein reizendes Haus.«
    Victor ging auf die Tür des Arbeitszimmers zu und öffnete sie.
    Pater Duchaine hielt den Atem an, als er seinem Schöpfer ins Zimmer folgte – und feststellte, dass Harker verschwunden war.
    Während er eine Runde durch das Zimmer drehte, sagte Victor: »Ich habe bei deiner Programmierung eine umfassende Ausbildung in Theologie berücksichtigt. Besser als alles, was du an einer Universität oder in einem Priesterseminar hättest lernen können.«
    Er blieb stehen, um die Weinflasche und die Wodkaflasche anzusehen, die nebeneinander auf dem Kaffeetisch standen. Nur ein Glas stand auf dem Tisch.
    Besorgt registrierte Pater Duchaine einen nassen Ring auf dem Tisch, wo Harkers Glas gestanden hatte.
    Victor sagte: »Du mit deiner hervorragenden Ausbildung kannst mir das vielleicht sagen, Patrick – lehrt irgendeine Religion, dass man Gott hinters Licht führen kann?«
    »Hinters Licht führen? Nein. Natürlich nicht.«
    Der zweite Ring hätte von Pater Duchaines eigenem Glas stammen können. Es könnte erst dort gestanden und den Ring hinterlassen haben. Er hoffte, Victor würde diese Möglichkeit in Betracht ziehen.
    Als Victor seine Runde durch das Arbeitszimmer fortsetzte, sagte er: »Ich bin neugierig. Du hast jetzt schon einige Jahre Erfahrung mit deinen Gemeindemitgliedern. Glaubst du, dass sie ihren Gott belügen?«
    Der Geistliche fühlte sich wie bei einem Hochseilakt, als er erwiderte: »Nein. Nein, sie wollen wirklich halten, was sie Ihm versprechen. Aber sie sind schwach.«
    »Weil sie Menschen sind. Schwäche ist menschlich, und
die Angehörigen der Alten Rasse sind schwach. Das ist einer der Gründe, weshalb meine Leute sie eines Tages zerstören und an ihre Stelle treten werden.«
    Harker hatte sich

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