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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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stattdessen auf die Bücher in den Regalen.
    Er zog seine Krawatte aus.
    »Eine Welt, die restlos von linkischen Menschen gesäubert ist, Erika. Ich wünschte, du könntest an meiner Seite sein und es mit eigenen Augen sehen.«
    Wenn er eine Frau für sich selbst erschuf, wandelte er – nur in einigen Punkten – die übliche Physiologie, die er den anderen Angehörigen der Neuen Rasse gab, leicht ab.
    Es fing schon damit an, dass es außerordentlich schwierig gewesen wäre, einen von ihnen zu strangulieren. Selbst wenn der Betroffene gehorsam und unterwürfig gewesen wäre, hätte die Aufgabe viel Zeit in Anspruch nehmen und sich sogar als zu kompliziert erweisen können.
    Im Gegensatz dazu hatte jede Erika einen so zarten Hals – die Luftröhre und die Halsschlagader inbegriffen –, dass sie so leicht zu garrottieren war wie jeder Angehörige der Alten Rasse. Er hätte sie auf andere Weise ausschalten können, doch ihm lag daran, den Akt äußerst intim zu gestalten; das Strangulieren kam diesem Bedürfnis entgegen.

    Jetzt stellte er sich hinter ihren Stuhl und beugte sich herunter, um ihren Nacken zu küssen.
    »Es fällt mir sehr schwer, Erika.«
    Als sie nichts darauf antwortete, richtete er sich auf und umfasste die Krawatte mit beiden Händen. Seide. Ziemlich elegant. Und robust.
    »Ich bin ein Schöpfer und ein Zerstörer, aber ich habe schon immer die Kreativität vorgezogen.«
    Er schlang die Krawatte um ihren Hals.
    »Meine größte Schwäche ist mein Mitgefühl«, sagte er, »und das muss ich mir austreiben, wenn ich eine bessere Welt erschaffen will, die sich auf Rationalität und Vernunft begründet.«
    Victor kostete den Moment aus, als er sie zu seinem Erstaunen sagen hörte: »Ich vergebe dir.«
    Ihre nie dagewesene Kühnheit verblüffte ihn so sehr, dass ihm der Atem stockte.
    Als er sprach, sprudelten die Worte überstürzt aus ihm heraus. »Du vergibst mir? In meiner Stellung brauche ich keine Vergebung, und in deiner Position besitzt du nicht die Macht, sie zu gewähren. Braucht ein Mann, der ein Steak isst, die Vergebung des Ochsen, aus dem es herausgesäbelt worden ist? Du dummes Weibsstück. Und nicht einmal das bist du, da deinen Lenden nie eine Frucht entsprungen wäre, selbst dann nicht, wenn du tausend Jahre lang gelebt hättest. «
    Mit ruhiger Stimme sagte sie leise, fast schon zärtlich: »Aber dass du mich erschaffen hast, das werde ich dir niemals vergeben.«
    Ihre Kühnheit war in Dreistigkeit umgeschlagen, in eine bodenlose Unverschämtheit, die ihn jeglichen Vergnügens beraubte, das er sich von dieser Strangulation erwartet hatte.
    Für Victor waren Erschaffung und Zerstörung gleichermaßen
befriedigende Kundgebungen von Macht . Macht war seine einzige Triebfeder: die Macht, sich der Natur zu widersetzen und sie nach seinem Willen zurechtzubiegen, die Macht, andere zu beherrschen, die Macht, das Schicksal sowohl der Alten Rasse als auch der Neuen Rasse zu schmieden, die Macht, seine eigenen schwächeren Impulse zu überwinden.
    Jetzt strangulierte er sie, schnitt die Blutzufuhr zu ihrem Gehirn ab, zerquetschte ihre Luftröhre, erwürgte sie mit einer solchen Wut und blindwütigen Raserei, dass er, als er sein Werk beendet hatte, kein Mann mehr war, der die Macht in Händen hielt, sondern nichts weiter als eine grunzende Bestie, von der Natur versklavt, unbeherrscht, für Vernunft und Rationalität nicht zugänglich.
    Im Sterben hatte Erika ihm nicht nur getrotzt, sie hatte ihn besiegt und gedemütigt wie seit mehr als zweihundert Jahren niemand mehr.
    Er erstickte fast vor Wut, als er Bücher aus den Regalen zerrte und sie auf den Boden warf, Dutzende von Büchern, Hunderte von Büchern, sie zerriss und sie unter seinen Fersen zerstampfte. Sie zerriss und zerstampfte. Sie hinwarf und sie zerriss.
    Später begab er sich in die eheliche Schlafzimmersuite. Er stellte sich unter die Dusche. Da er rastlos und mit Energie geladen war, hatte er kein Interesse daran, sich zu entspannen. Er kleidete sich zum Ausgehen an, obwohl er nicht wusste, wohin er gehen wollte oder was er vor hatte.
    Aus einer anderen Karaffe füllte er einen anderen Cognacschwenker.
    Durch die Gegensprechanlage informierte er William, den Butler, der um diese Zeit Dienst hatte. »In der Bibliothek liegt ein totes Etwas, William.«
    »Ja, Sir.«

    »Verständigen Sie meine Leute von der Mülldeponie. Ich will, dass dieses nutzlose Fleisch tief unten in der Deponie begraben wird. Und zwar auf der Stelle.«
    Am

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