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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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hier geht es um Psychotherapie. Aber alle anderen … menschliche Biologie.«
    »Und warum hat er das da gebastelt?«, fragte Carson und deutete auf den Leuchtkasten an der Nordwand, wo Röntgenaufnahmen von Schädeln, Wirbelsäulen, Brustkästen und Gliedmaßen ausgestellt waren.

    Deucalion sagte: »Er hat das Gefühl, in seinem Innern fehlt etwas. Er versucht schon seit langer Zeit zu verstehen, was es ist.«
    »Und deshalb betrachtet er Bilder in Anatomiebüchern und vergleicht die Röntgenbilder anderer Leute mit seinen eigenen …«
    »Als er daraus nichts lernen konnte«, sagte Michael, »hat er angefangen, echte Leute aufzuschneiden und reinzuschauen. «
    »Mit Ausnahme von Allwine hat Harker Menschen ausgewählt, die ihm vollständig vorkamen und die das zu haben schienen, was ihm fehlte.«
    Michael nickte. »Jenna hat zu Protokoll gegeben, Harker hätte zu ihr gesagt, er wolle sehen, was in ihr drin wäre und sie glücklicher machte, als er es war.«
    »Sie meinen, Harker hat seine Opfer nicht zufällig ausgewählt? «, fragte Carson. »Es waren Leute, die er kannte?«
    »Leute, die er kannte«, bestätigte Deucalion. »Leute, von denen er das Gefühl hatte, sie seien glücklich, komplett und selbstsicher.«
    »Der Barkeeper. Der Angestellte in der chemischen Reinigung«, sagte Michael.
    »Harker ist wahrscheinlich von Zeit zu Zeit auf ein paar Drinks in dieser Bar gewesen«, sagte Deucalion. »Den Namen der chemischen Reinigung finden Sie bestimmt in seinem Scheckheft. Er kannte diese Männer, genauso, wie er auch Jenna Parker gekannt hat.«
    »Und was ist mit dem Spiegel?«, fragte Michael und deutete auf den dreiteiligen Ankleidespiegel in einer Ecke des Dachbodens.
    »Er hat sich nackt davor gestellt«, sagte Deucalion. »Und seinen Körper nach … Unterschieden abgesucht, nach … Unzulänglichkeiten … nach etwas, was ihm eine Erklärung dafür hätte geben können, dass er sich unvollständig fühlt.
Aber das muss gewesen sein, bevor er begonnen hat … in Menschen hineinzuschauen.«
    Carson kehrte zu den Büchern auf dem Tisch zurück und schlug in einem nach dem anderen Seiten auf, die Harker mit gelben Haftnotizzetteln markiert hatte. Davon erhoffte sie sich, genauer in Erfahrung zu bringen, was seine speziellen Interessengebiete gewesen waren.
    »Was wird er jetzt tun?«, fragte Michael.
    »Das, was er bisher getan hat«, sagte Deucalion.
    »Aber er ist auf der Flucht und muss untertauchen. Er hat keine Zeit, eine seiner … Vivisektionen zu planen.«
    Als Carson gerade das Buch über Psychotherapie in die Hand nahm, sagte Deucalion: »Jetzt ist er verzweifelter denn je. Und in dem Maß, in dem die Verzweiflung zunimmt, steigert sich die Besessenheit.«
    Eines der Lesezeichen war kein gelber Klebezettel. Carson fand eine Karte, auf der Harkers Termin für seine dritte Sitzung bei Kathleen Burke notiert war, der Termin, zu dem er nicht erschienen war.
    Sie drehte sich um und sah auf die zahlreichen Schichten von Bildern an der Wand.
    Dort, wo sie tiefer vorgestoßen waren, war die vierte Lage unter den Dämonen und Teufeln freigelegt worden. Freud, Jung. Psychiater.
    Carson hörte in ihrer Erinnerung wieder, was Kathy gesagt hatte, als sie in der vergangenen Nacht vor eben diesem Gebäude gestanden und miteinander geredet hatten: Aber Harker und ich schienen einen so guten … Draht zueinander zu haben.
    Michael, dem es, wie sonst auch, gelang, in ihrem Gesicht zu lesen, sagte: »Ist was?«
    »Es ist Kathy. Sie ist das nächste Opfer.«
    »Was hast du gefunden?«
    Sie zeigte ihm die Karte mit dem Termin.

    Er nahm sie ihr aus der Hand und drehte sich damit zu Deucalion um, doch Deucalion war spurlos verschwunden.

91
    Ein Bruchteil des Tages ist noch übrig, aber durch den Filter der rußschwarzen Wolken ist das Licht dünn und grau und verwebt sich mit den Schatten, um mehr zu verhüllen als zu erhellen.
    Stundenlang hat der Einkaufswagen – gefüllt mit Plastiktüten voller aus dem Müll geretteter leerer Dosen, Glasflaschen und anderer Abfälle – dort gestanden, wo der Vagabund ihn abgestellt hatte. Er ist niemandem aufgefallen.
    Randal sechs, just dem Abfallcontainer entstiegen, hat vor, den Einkaufswagen an einen weniger auffälligen Ort zu schieben. Vielleicht kann er damit die Entdeckung des Toten in der Tonne hinauszögern.
    Er umfasst den Griff mit beiden Händen, schließt die Augen, malt sich auf dem Pflaster, das vor ihm liegt, neun Kästchen eines Kreuzworträtsels aus und

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