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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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unerhörtesten seines traditionsreichen Unternehmens.
    Victor vermutete, dass er für geheimnisvolle Laborgeräte das war, was der Nikolaus für Spielzeugwerkstätten voller Kinkerlitzchen war.
    Als Mary Shelley sich einer regionalen Legende, die auf wahren Begebenheiten basierte, angenommen und sie zum Roman umgearbeitet hatte, hatte sie Victor zu einer tragischen Gestalt gemacht und ihn abgemurkst. Er verstand die dramatische Absicht, die dahinterstand, ihm eine Sterbeszene zuzuweisen, aber er verabscheute sie dafür, dass sie ihn als tragische Figur und als Versager hingestellt hatte.
    Ihr Urteil über sein Werk war arrogant. Was hatte sie denn sonst noch an Bedeutendem geschrieben? Und wer von ihnen beiden war tot – und wer nicht?
    In ihrem Roman ließ sie durchscheinen, sein Arbeitsplatz sei ein Wahngebilde aus seltsamen Dingen, deren Aussehen ebenso unheimlich war wie ihr Zweck, doch was die Einzelheiten anging, war sie vage geblieben. Erst durch die erste Verfilmung ihres Buchs wurde der Name Frankenstein zum Synonym für den Begriff des »wahnsinnigen Wissenschaftlers«
und für Laboratorien, in denen beängstigender Krimskrams mit viel Brimborium brutzelte, knisterte und surrte.
    Amüsant daran war, dass Hollywood die Kulissen recht gut hingekriegt hatte, wenn auch nicht, was die tatsächlichen Mechanismen und Geräte anging, sondern in puncto Atmosphäre. Selbst das Studio hinter der Speisekammer hatte etwas von einer vollautomatischen Hölle an sich.
    Auf dem Arbeitstisch, der die Mitte des Raums einnahm, stand ein Acryltank, der mit einer milchigen antibiotischen Lösung gefüllt war. In dem Tank ruhte der abgetrennte Kopf eines Mannes.
    Im Grunde genommen war der Kopf gar nicht abgetrennt. Er war überhaupt nie an einem Körper befestigt gewesen.
    Victor hatte ihn nur als Behälter für ein Gehirn erschaffen. Der Kopf war unbehaart, die Gesichtszüge grob und nicht vollständig ausgebildet.
    Lebenserhaltungssysteme versorgten ihn mit nährstoffreichem Blut, das mit Sauerstoff und ausgewogenen Enzymen angereichert war, und ließen durch zahlreiche Plastikröhrchen, die vom Hals her eingeführt worden waren, Stoffwechselabfall abfließen.
    Da keine Notwendigkeit bestand zu atmen, hielt der Kopf nahezu totenstill. Aber die Augen zuckten hinter den Lidern, was darauf hinwies, dass der Kopf träumte.
    Das Gehirn innerhalb dieses Schädels war sich seiner selbst bewusst, besaß aber nur eine rudimentäre Persönlichkeitsstruktur, die für das Experiment ausreichend war.
    Victor näherte sich dem Tisch und richtete seine Worte an den Bewohner des offenen Acryltanks: »Und jetzt an die Arbeit, Karloff.«
    Niemand konnte behaupten, Victor Helios alias Frankenstein sei ein humorloser Mann.
    In dem Kopf öffneten sich die Augen. Sie waren blau und blutunterlaufen.

    Karloff hatte durch Downloads von Daten direkt ins Gehirn eine selektive Bildung erworben; daher sprach er Englisch. »Ich bin bereit«, sagte er. Seine Stimme war heiser und belegt.
    »Wo ist deine Hand?«, fragte Victor.
    Die blutunterlaufenen Augen bewegten sich unverzüglich und betrachteten einen kleineren Tisch in einer fernen Ecke des Raums.
    Dort lag eine lebendige Hand in einer flachen Schale, die mit einer milchigen antibiotischen Lösung gefüllt war. Wie schon im Falle des Kopfes wurde auch dieses fünffingrige Wunder von zahllosen Röhrchen und einer elektrischen Niedrigvoltpumpe gespeist, die die Nerven und somit die Muskulatur der Hand aktivieren konnte.
    Die Systeme, die den Kopf versorgten, und diejenigen, die die Hand versorgten, waren unabhängig voneinander und durch keine gemeinsamen Röhrchen oder Drähte verbunden. Nachdem er die Status-Displays auf den Geräten abgelesen und ein paar kleine Berichtigungen vorgenommen hatte, sagte Victor: »Karloff, bewege deinen Daumen.«
    Die Hand lag regungslos in der Schale. Absolut regungslos. Und dann … zuckte der Daumen, bog sich und streckte sich wieder.
    Victor hatte lange Zeit nach den Genen gesucht, die unter Umständen Träger der schwer fassbaren medialen Kräfte sein könnten, die bei Menschen vereinzelt aufgetreten waren, auf die man aber nie Einfluss hatte nehmen können. Kürzlich hatte er diesen kleinen Erfolg erzielt.
    Karloff, dieser ultimative Amputierte, hatte gerade ein Beispiel psychomotorischer Telekinese geliefert, indem er die Kontrolle über seine vollständig von ihm losgelöste Hand ausschließlich durch mentalen Kraftaufwand ausgeübt hatte.
    »Spiel mir ein

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