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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Arpeggio«, sagte Victor.
    In der flachen Schale zog sich die Hand auf den Handballen
hoch und klimperte mit allen Fingern in der Luft, als zupfte sie die Saiten einer unsichtbaren Harfe.
    Zufrieden mit dieser Darbietung sagte Victor: »Karloff, mach eine Faust.«
    Die Hand ballte sich langsam zusammen, fester und immer fester, bis die Knöchel sich scharf absetzten und weiß hervortraten.
    Keine Gefühlsregung zeigte sich auf Karloffs Gesicht, und doch schien die Hand ein vorzüglicher Ausdruck von Wut und dem Willen zur Gewalttätigkeit zu sein.

15
    Ein neuer Tag, ein neuer Todesfall. Zum zweiten Mal an zwei aufeinander folgenden Tagen spülte Carson das Frühstück mit der Entdeckung einer verstümmelten Leiche hinunter.
    Ein Team vom Fernsehen war bereits eingetroffen und schleppte seine Ausrüstung aus einem Übertragungswagen in die Bücherei, als Carson auf die Bremse trat, das Lenkrad herumriss und ihr Zivilfahrzeug in der Lücke zwischen zwei schwarzweißen Streifenwagen parkte, die am Randstein abgestellt waren.
    »Ich breche sämtliche Geschwindigkeitsrekorde, um möglichst schnell hier anzukommen«, murrte sie, »und die Medien sind bereits zur Stelle.«
    »Du musst die richtigen Leute bestechen«, schlug Michael vor. »Dann geben sie dir nächstes Mal vielleicht eher Bescheid als Channel 4.«
    Während sie und Michael über den Bürgersteig zur Bibliothek liefen, rief ein Reporter ihr zu: »Detective O’Connor!
Ist es wahr, dass der Chirurg diesmal ein Herz rausgeschnitten hat?«
    »Vielleicht interessieren sie sich nur deshalb so sehr dafür«, sagte sie zu Michael, »weil keiner von diesen Schurken ein Herz hat.«
    Sie eilten die Steinstufen zu dem überladenen Backsteingebäude mit den Bögen und Säulen aus grauem Granit hinauf.
    Als er sie einließ, sagte der Polizist, der an der Tür Wache stand: »Es passt alles ins Schema. Er war es wieder.«
    »Sieben Morde in gut drei Wochen. Das ist kein Schema, das ist Wahnwitz«, erwiderte Carson.
    Als sie den Lesesaal mit dem erhöhten Schalter für die Ausgabe betraten, sagte Michael: »Ich hätte mein überfälliges Buch mitbringen sollen.«
    »Du hast ein Buch ausgeliehen? Mr DVD liest ein Buch ?«
    »Einen DVD-Führer.«
    Das CSI-Team, Polizeifotografen, Kriminalisten, Streifenpolizisten und Mitarbeiter des Gerichtsmediziners waren bereits eingetroffen und dienten als indianische Fährtenleser, die ihnen wortlos den Weg wiesen. Carson und Michael folgten ihren Hinweisen durch ein Labyrinth von Büchern.Sie hatten drei Viertel des Weges hinter sich, als sie durch einen Gang zwischen Magazinen kamen und auf Harker und Frye stießen, die gerade dabei waren, den Tatort mit gelbem Band abzusperren.
    Um deutlich klarzustellen, dass dieses Territorium ihm und Carson zustand, sagte Michael: »Der Handbandit von gestern ist der Herzensräuber des heutigen Morgens. «
    Frye gelang es, fettig und blanchiert zugleich zu wirken. Jede Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Eine Hand lag auf seinem dicken Wanst, als hätte er zum Frühstück verdorbene Pfeffergarnelen gegessen.

    Er sagte: »Wenn es nach mir geht, könnt ihr den Fall gern übernehmen. Mir ist das alles zu unappetitlich.«
    Falls Harker seine Meinung ebenfalls geändert hatte, dann gewiss nicht aus denselben Gründen wie Frye. Sein Gesicht war jedenfalls so rot wie sonst auch und seine Augen keine Spur weniger herausfordernd.
    Während er sich mit einer Hand durch das sonnengebleichte Haar fuhr, sagte Harker: »Mir sieht es ganz danach aus, als stünde denen, die hier ins Rampenlicht rücken, ein Hochseilakt bevor. Ein einziger Fehler in einem Fall, der so viel Aufsehen erregt, und die Medien spülen deine Karriere in der Toilette runter.«
    »Falls das Kooperation anstelle von Rivalität heißt«, sagte Michael, »nehmen wir das Angebot an.«
    Carson war weniger bereitwillig als Michael, den beiden zu verzeihen, dass sie ihnen mehrfach auf die Zehen getrampelt waren, doch sie fragte: »Wer ist das Opfer?«
    »Der Nachtwächter«, sagte Harker.
    Während Frye zurückblieb, schlüpfte Harker unter dem gelben Band der Absperrung durch und führte sie ans Ende des Ganges und um die Ecke zu einer weiteren langen Reihe von Magazinen.
    Das Schild auf dem hintersten Regal verkündete: PSY - CHISCHE ANOMALIEN. Zehn Meter weiter lag der Tote auf seinem Rücken auf dem Fußboden. Das Opfer sah aus wie ein Mastschwein auf halbem Wege durch den Schlachthof.
    Carson bog in den nächsten Gang ein, trat aber nicht

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