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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Sammlung einverleibt, bevor er den deprimierend unvollkommenen Rest von ihr der Lagune im City Park überantwortet hatte.
    Diesem Allwine war das Herz entfernt worden.
    Roy interessierte sich nicht für Herzen. Mit Innereien hatte er nichts im Sinn. Ihm ging es um Äußerlichkeiten. Die Form von Schönheit, die Roy zu Herzen ging, war oberflächlich.
    Dazu kam noch, dass dieser Allwine ein Mann war. Roy hatte keinerlei Interesse an männlichen Schönheitsidealen – abgesehen von der ständigen Verfeinerung und Vervollkommnung seines eigenen Körpers.
    Als er jetzt vor dem Fernseher stand, vernahm er zu seinem Erstaunen, dass Allwine bereits der dritte Mann war, den der Chirurg ermordet hatte. Den anderen hatte er eine Niere und eine Leber herausgenommen.
    Diese Morde wurden mit den Frauenmorden durch den Umstand in Verbindung gebracht, dass mindestens eines der männlichen Opfer chloroformiert worden war.
    Ein Plagiator. Ein fehlgeleiteter Nachahmer. Irgendwo dort draußen in New Orleans hatte sich ein neidischer Narr von Roys Morden inspirieren lassen, ohne ihren Sinn und Zweck zu begreifen.
    Im ersten Moment war er beleidigt. Dann wurde ihm klar, dass dieser Trittbrettfahrer, der zweifellos weniger intelligent war als Roy, früher oder später einen Fehler machen würde, und dann würde die Polizei dem Kerl alle diese Morde anhängen. Dieser Nachahmer würde Roy vor dem Gefängnis bewahren.

22
    Eigentlich hätte man meinen sollen, die Vorführkabine sei zu klein für zwei Männer von den Maßen – einmal in die Breite, einmal in die Höhe – eines Jelly Biggs und eines Deucalion. Trotzdem war sie der Raum, in dem sich die beiden gemeinsam aufhielten, wenn sie es vorzogen, nicht allein zu sein.
    Vielleicht lag es an Jellys Sammlung von Taschenbüchern, dass die Kabine so behaglich war, vielleicht aber auch daran, dass man sich hier fühlte wie auf einer hohen Schanze über dem Getümmel des Lebens.
    Während ausgedehnter Phasen seines langjährigen Daseins hatte Deucalion die Einsamkeit gereizt. Eine dieser Phasen hatte in Tibet geendet.
    Jetzt, nachdem er entdeckt hatte, dass Victor nicht tot war, beunruhigte Deucalion die Einsamkeit. Er wünschte sich Gesellschaft.
    Als ehemalige Sensationen auf dem Jahrmarkt hatten er und Jelly unglaublich viele Erfahrungen gemeinsam, und sie konnten einander Geschichten erzählen und in Erinnerungen schwelgen. Sie brauchten nicht mehr als einen Tag, um herauszufinden, dass sie mühelos miteinander ins Gespräch kamen, und Deucalion rechnete damit, dass sie im Lauf der Zeit echte Freunde würden.
    Trotzdem versanken sie zwischendurch auch in Schweigen, denn ihre Situation ähnelte der von Soldaten in einem Schützengraben auf dem Schlachtfeld – dieselbe täuschende Stille, bevor das Granatfeuer begann. In dieser Lage hatten sie über tiefschürfende Fragen herumzugrübeln, bevor sie bereit waren, darüber zu reden.
    Jelly machte sich seine Gedanken, während er seine heiß geliebten Kriminalromane las. Einen großen Teil seines Lebens hatte er, in seinen Fleischmassen gefangen, damit verbracht,
die Erlebnisse der Polizisten, der privaten Ermittler und der Amateurdetektive, die die Seiten seiner Lieblingslektüre bevölkerten, lebhaft nachzuempfinden.
    In dieser einträchtigen Stille wandte sich Deucalion der Lektüre der Artikel über Victor Helios, alias Frankenstein, zu, die Ben gesammelt hatte. Er vertiefte sich in sie und versuchte, sich an die bittere, unglaubliche Wahrheit zu gewöhnen, dass sein Schöpfer immer noch existierte, während er gleichzeitig Überlegungen dazu anstellte, wie sich dieser Pfeiler der Arroganz am besten zerstören ließe.
    Wieder und immer wieder ertappte er sich dabei, dass er die zerstörte Hälfte seines Gesichts abtastete, bis Jelly es schließlich nicht mehr lassen konnte, ihn zu fragen, wie dieser Schaden angerichtet worden war.
    »Ich habe meinen Schöpfer erzürnt«, sagte Deucalion.
    »Das tun wir doch alle«, sagte Jelly, »aber nicht mit solchen Folgen.«
    »Mein Schöpfer ist nicht deiner«, rief ihm Deucalion ins Gedächtnis zurück.
    Ein Leben voller Einsamkeit und Besinnung hatte Deucalion an die Stille gewöhnt, aber Jelly brauchte Hintergrundgeräusche, sogar dann, wenn er einen Roman las. In einer Ecke der Vorführkabine lief leise ein Fernseher, über dessen Schirm flimmernde Bilder huschten, die für Deucalion keinen größeren Erzählgehalt hatten als die Flammen eines Kaminfeuers.
    Plötzlich zog die leiernde Stimme

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