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Das Gesicht

Das Gesicht

Titel: Das Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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zahlreichen Bücher, aber doch genug. Dienstanweisung für einen Unterteufel. Über den Schmerz. Über die Trauer. Zum Glück waren es keine dicken Schwarten.
    Die liebe Candace war derart entzückt, einen gut aussehenden und interessierten Mann als Gesprächspartner zu haben, dass sie ihre Schüchternheit überwand, als das Gespräch auf Lewis kam. Sie redete die meiste Zeit, und Roy brauchte nur hier ein Zitat und dort einen Verweis einzuwerfen, um sie davon zu überzeugen, dass sein Wissen über das Werk dieses großartigen Mannes enzyklopädisch war.
    Ein weiterer Glücksfall war, dass ihre spezifische Religionszugehörigkeit ihr weder das Trinken noch die Freude an sinnlicher Musik verbot. Er überredete sie, vom Café aus in einen Jazzclub am Jackson Square weiterzuziehen.
    Roy vertrug Alkohol gut, wogegen ein einziger hochprozentiger Cocktail jede Spur von Bedenken auslöschte, die Candace andernfalls noch gehabt haben könnte.
    Als er ihr nach dem Besuch im Jazzclub einen Spaziergang auf dem Pier vorschlug, war ihre einzige Sorge, er könnte um diese Tageszeit gesperrt sein.
    »Für Fußgänger ist er noch offen«, versicherte er ihr. »Sie lassen nur die Beleuchtung für die Rollerskater und die Fischer nicht so lange an.«
    Vielleicht hätte sie gezögert, über den unbeleuchteten Pier
zu schlendern, wenn er nicht ein so kräftiger und anständiger Mann gewesen wäre, der zweifellos in der Lage war, sie zu beschützen.
    Sie gingen zum Fluss hinunter und entfernten sich vom Geschäftsviertel und den Menschenmassen. Der Vollmond schien heller, als ihm lieb war, aber auch hell genug, um Candace die verbleibende Sorge um ihre Sicherheit zu nehmen.
    Ein mit bunten Lichtern geschmückter Flussdampfer tuckerte vorüber, und das Plätschern seines großen Schaufelrads im warmen Wasser war deutlich zu vernehmen. Passagiere standen auf den Decks oder saßen an Tischen. Dieser spätnächtliche Flusskreuzer würde an keinem der Piers in der Nähe anlegen. Roy hatte die Fahrpläne überprüft, da er stets vorausplante.
    Sie schlenderten auf dem Wellenbrecher aus großen Steinbrocken bis ans Ende des gepflasterten Weges. Fischer kamen eher bei Tageslicht in diese Gegend. Hier draußen in der Nacht waren er und Candace, wie er es erwartet hatte, ganz allein miteinander.
    Die Lichter des Schaufelraddampfers, der sich immer weiter entfernte, malten geschlängelte Bänder aus öliger Farbe auf das dunkle Wasser, was Candace sehr hübsch fand und was Roy tatsächlich auch gefiel. Sie standen da und beobachteten einen Moment lang das Farbenspiel, bevor sie sich zu ihm umdrehte und einen keuschen oder sogar einen nicht ganz so keuschen Kuss erwartete.
    Stattdessen drückte er die Plastikflasche mit dem Chloroform zusammen, die er aus einer Jackentasche gezogen hatte, und sprühte es ihr ins Gesicht.
    Er hatte festgestellt, dass diese Technik weitaus schneller, effektiver und weniger mühsam war als ein mit Chloroform getränktes Tuch. Die Flüssigkeit drang in ihre Nasenflügel und benetzte ihre Zunge.

    Während sie würgte und keuchend nach Luft schnappte und dabei das Betäubungsmittel inhalierte, ging Candace so abrupt und unsanft zu Boden, als sei sie erschossen worden.
    Sie fiel auf die Seite. Roy drehte sie auf den Rücken und kniete sich neben sie.
    Sogar in dem grellen silbrigen Mondschein würden sie niemandem auffallen, der von einem Boot auf dem Fluss aus zufällig zu ihnen hinüberschauen könnte. Als er einen Blick in die Richtung warf, aus der sie gekommen waren, sah Roy keine anderen spätnächtlichen Spaziergänger.
    Aus einer Innentasche zog er ein Stilett und ein Etui mit Skalpellen und anderen Instrumenten.
    Größere Werkzeuge brauchte er in diesem Fall nicht. Die Augen würden sich leicht entnehmen lassen, obgleich er sorgsam darauf achten musste, den Teil von ihnen nicht zu beschädigen, der seines Erachtens von vollendeter Schönheit war.
    Mit dem Stilett fand er ihr Herz und beförderte sie mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch vom Schlaf in den Tod.
    Kurz darauf hatte er ihre Augen an sich gebracht und sie sicher in einem kleinen Plastikfläschchen verstaut, das mit Kochsalzlösung gefüllt war.
    Als er sich auf den Rückweg zu den Lichtern und dem Jazz machte, stellte er überrascht fest, dass er plötzlich Lust auf Zuckerwatte verspürte, eine Leckerei, aus der er sich bisher noch nie etwas gemacht hatte. Aber das rote Wägelchen war natürlich geschlossen und würde wohl auch so schnell nicht

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