Das Gesicht
gab er zu. »Ich weiß nicht, wie du es hinkriegst, dass er bitter wird, ohne säurehaltig zu sein, aber du schaffst es.«
Sie zwinkerte ihm zu. »Das ist mein Geheimnis.«
»Das Zeug ist so schwarz wie Teer. Aber das passiert dir
nicht versehentlich. Du bemühst dich tatsächlich, es so hinzukriegen, stimmt’s?«
»Wenn mein Kaffee so grässlich schmeckt«, sagte sie, »warum trinkst du ihn dann immer wieder?«
»Um meine Männlichkeit auf die Probe zu stellen.« Er trank einen großen Schluck, und sein Gesicht verzog sich. »Ich habe in der letzten Zeit viel nachgedacht, aber du wirst mir ja doch nur sagen, dass ich den Mund halten soll und du nichts davon wissen willst.«
Während sie sich am Spülbecken die Hände wusch, erwiderte Vicky: »Ich muss dir zuhören, Michael. Das gehört zu meinem Aufgabenbereich.«
Er zögerte und sagte dann: »Ich habe mir überlegt, wie die Dinge stehen könnten, wenn Carson und ich nicht als Partner zusammenarbeiten würden.«
»Welche Dinge?«
»Zwischen ihr und mir.«
»Ist etwas zwischen dir und ihr?«
»Zwischen uns steht das Polizeiabzeichen«, sagte er bekümmert. »Sie ist viel zu sehr Bulle und zu professionell, um sich privat mit ihrem Partner einzulassen.«
»Wie gemein von ihr«, sagte Vicky trocken.
Michael lächelte, trank wieder einen Schluck von dem Kaffee und schnitt eine Grimasse. »Das Problem ist, wenn ich den Partner wechseln würde, damit wir uns privat miteinander einlassen könnten, dann würde es mir fehlen, gemeinsam mit ihr Arschtritte auszuteilen und Schädel einzuschlagen.«
»Vielleicht versteht ihr beide euch auf der Schiene am besten miteinander.«
»Wenn das kein deprimierender Gedanke ist.«
Vicky hatte eindeutig noch mehr dazu zu sagen, aber als Carson in die Küche kam, war kein Wort mehr aus ihr herauszuholen.
»Vicky«, sagte Carson, »ich weiß, dass Verlass auf dich ist,
wenn es um das Abschließen von Türen geht, aber lass uns eine Zeit lang noch sicherheitsbewusster sein.«
Vicky fragte stirnruzelnd: »Was ist passiert?«
»Dieser verrückte Fall, an dem wir arbeiten … Es kommt mir so vor, als ob er uns … wenn wir nicht sehr vorsichtig sind, einholen und uns bis nach Hause folgen könnte.« Sie warf einen Blick auf Michael. »Klingt das paranoid?«
»Nein«, sagte er und trank den Rest des bitteren Kaffees aus, als würde der Geschmack die unbefriedigende Beziehung zwischen ihnen durch den direkten Vergleich süßer erscheinen lassen.
Als sie wieder im Wagen saßen und Carson vom Randstein losfuhr, steckte sich Michael ein Pfefferminz in den Mund, um etwas gegen den sauren Gestank von Vickys tödlichem Gebräu zu tun. »Zwei Herzen … Organe mit unbekannten Funktionen … mir will Die Dämonischen einfach nicht aus dem Kopf gehen – Leute, die im Keller in Schoten gezüchtet werden.«
»Es sind keine Aliens.«
»Vielleicht nicht. Dann denke ich … seltsame kosmische Strahlung, Umweltverschmutzung, Genmanipulation, zu viel Senf in der Ernährung der Amerikaner.«
»Psychologische Persönlichkeitsprofile und die Leute vom CSI-Team werden in dem Fall nicht die Bohne wert sein«, sagte Carson. Sie gähnte. »Es war ein langer Tag. Ich kann nicht mehr klar denken. Was hältst du davon, wenn ich dich jetzt nach Hause fahre und wir für heute einpacken?«
»Klingt prima. Ich hab’ mir ’nen neuen Schlafanzug mit Affenmuster besorgt und kann es kaum erwarten, ihn anzuprobieren. «
Sie bog auf den Expressway ein und fuhr nach Westen, in Richtung Metairie. Zum Glückherrschte kein dichter Verkehr.
Eine Zeit lang schwiegen sie, doch dann sagte Michael:
»Weißt du, falls du jemals ein Gesuch beim Boss einreichen willst, um den Fall von deinem Dad wieder aufzunehmen, damit wir uns selbst mal dran probieren, dann bin ich sofort dafür zu haben.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das täte ich nur, wenn ich was Neues hätte – ein frisch aufgetauchtes Beweisstück, einen anderen Ansatz für die Ermittlung, irgendetwas. Andernfalls würde es ja doch nur abgelehnt.«
»Wir bringen heimlich eine Kopie der Akte an uns, nehmen uns das Beweismaterial in unserer Freizeit noch mal vor und befassen uns damit, bis wir auf das Fitzelchen stoßen, das wir brauchen.«
»Im Moment«, antwortete sie matt, »haben wir doch überhaupt keine Freizeit.«
Als sie vom Expressway fuhren, sagte er: »Der Fall des Chirurgen wird schon noch geknackt werden. Die Lage wird sich entspannen. Aber denk daran, ich bin bereit, wenn du so weit
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