Das Gespenst der Nacht
im Auge, die tatsächlich wieder auf das Haus zukamen …
***
Wir wussten nicht, ob es richtig war, was wir jetzt taten. Vielleicht hätten wir uns zurückziehen sollen, aber jetzt hatten wir in den sauren Apfel gebissen und wollten ihn auch aufessen.
Warum das Licht gelöscht worden war, das mussten wir noch herausfinden. Bill meinte, dass es für uns so etwas wie ein Zeichen gewesen war, doch da hatte ich meine Zweifel.
»Wie machen wir es? Wieder klingeln?«
Ich musste lachen. »Ja, ich gehe davon aus, dass man uns diesmal öffnen wird. Das Ausschalten des Lichts könnte ein Zeichen gewesen sein.«
»Kann auch sein.« Bill ging etwas schneller und fragte: »Aber was will man dann von uns?«
»Keine Ahnung.«
»Vielleicht unser Blut?«
»Wäre eine Möglichkeit.«
Egal, wir waren gespannt auf diese Melissa Hunter.
Wieder erreichten wir die Haustür und hielten erneut an. Ich hatte eine Idee und die behielt ich nicht für mich.
»Pass auf, Bill, ich halte mich erst mal zurück.«
»Warum?«
»Weil ich mein Kreuz nicht gern ins Spiel bringen will. Noch nicht.«
»Okay.«
Ich zog mich zurück und ließ Bill den Vortritt, der klingelte. Und er musste nicht lange warten, da wurde die Tür spaltbreit geöffnet.
»Hi«, sagte eine Frauenstimme.
»Alles klar?«, fragte Bill.
»Ja.«
»Sie sind Melissa Hunter?«
»Komm rein.«
»Gern.«
Das alles lief sehr schnell ab, und ich war davon überrascht worden. Ich hatte mich dicht hinter die Türecke gestellt und dort flach gegen die Wand gedrückt.
Bill verschwand.
Für mich wurde es Zeit, einzugreifen, und ich löste mich von meinem Platz. Ich musste schnell sein, aber nicht hektisch werden. Es war Glück, denn ich hatte genau den richtigen Zeitpunkt erwischt.
Bill war dabei, im Haus zu verschwinden. Diese Melissa Hunter sah ich erst gar nicht. Sie war schon vorgegangen.
Und die Haustür schwang zu.
Aber sie fiel nicht ins Schloss. Da war ich schneller und stoppte sie mit dem Fuß. Genau das hatte ich gewollt. Jetzt fühlte ich mich besser und war bereit, das Problem anzugehen …
***
Der Reporter Bill Conolly freute sich, dass er es geschafft hatte und im Haus war. Wie es seinem Freund John Sinclair ergangen war, wollte er im Moment nicht wissen. Dazu hätte er sich umdrehen müssen, und das wollte er nicht riskieren, denn er wollte die Frau auf keinen Fall aufmerksam machen.
Sie hatte ihn eingelassen. Melissa Hunter war eine blondhaarige Person und tatsächlich noch recht jung. Ob sie Menschenblut getrunken hatte, um das zu erreichen, war ihr nicht anzusehen. Bill wollte sie auch nicht danach fragen, irgendwie machte sie einen angespannten und auch lauernden Eindruck.
Die beiden zogen sich so weit zurück, bis sie fast die Wand erreichten. Dort hielt die Frau an, und auch Bill stoppte seine Schritte. Er nickte ihr zu und lächelte.
»Melissa Hunter?«, fragte er abermals.
Die Blonde zuckte leicht zusammen. Sie sagte nichts und rang sich ein schwaches Lächeln ab.
Bill streckte ihr seine Hand entgegen. »Ich bin Bill Conolly und wollte mit Ihnen kurz sprechen.«
»Über was?«, fragte sie schmallippig.
»Über ein Phänomen.«
»Ach ja?«
Bill lächelte und nickte. Dann sagte er: »Es hört sich schlimmer an, als es in Wirklichkeit ist.«
»Wieso?«
»Nun ja, wir oder ich habe gehört, dass es hier Vampire geben soll.«
»Ach? Wer sagt das denn?«
Bill winkte ab. »Das ist egal, aber man spricht davon.«
»In diesem Haus?«
»Sicher.«
Sie sagte nichts. Durch ihren Kopf aber huschten zahlreiche Gedanken auf einmal. Es war bereits Verdacht geschöpft worden, daran gab es nichts mehr zu rütteln. So etwas konnte ihr nicht gefallen.
»Nein.« Sie hustete leise. Dann musste sie lachen. »Also wer hat Ihnen das denn erzählt? Echte Vampire?«
»Ja.«
»Hier wird kein Film gedreht.«
»Das meine ich auch nicht«, sagte Bill. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass die Chefin des Hauses eine Blutsaugerin sein soll. Ja, das hörte ich.«
»Also ich?«
»Ja.«
Da lachte Susan und schüttelte den Kopf. »Auf was sind Sie denn da hereingefallen?«
Bill blieb gelassen. »Noch steht nicht fest, dass ich hereingefallen bin.«
»Was macht Sie denn so sicher?«
»Ich weiß es nicht. Ich verlasse mich da auf mein Gefühl. Es könnte an diesem Haus liegen und den Menschen, die hier leben. Sie sind doch nicht die Einzige – oder?«
»Doch das bin ich.«
»Oh, aber das kann ich nicht glauben. Sie sind Künstler-Agentin, wie ich hörte. Da
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