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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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mich an, würden Sie das tun?»
    «Das ist ein Tatort, Mrs. Morningwood. Sie sind das Opfer eines Verbrechens, eines verdammt blutigen … Wir brauchen einen Krankenwagen, und wir brauchen die Polizei. Sie können jetzt auf keinen Fall –»
    «Das bringt nichts, Schätzchen. Es ist sowieso nicht wahrscheinlich, dass die das Arschloch jemals kriegen. Sie verhören einen, ziehen einen aus, untersuchen alles, werfen einem vor, dass man lügt …»
    «Da muss DNA sein.»
    «Er war
maskiert
. Hat Medizinerhandschuhe getragen und ein verdammtes Kondom, er –»
    Stille.
    Merrily schnappte nach Luft. Mrs. Morningwood fing wieder an zu lachen, das Blut in den tiefen Falten ihres Gesichts trocknete bereits.

[zur Inhaltsübersicht]
    Teil vier
    Es gibt viele Symbole, die ihrer Natur und ihrem Ursprung nach nicht individuell, sondern kollektiv sind. Es handelt sich hauptsächlich um religiöse Bilder, deren Ursprung so weit in der Vergangenheit begraben liegt, dass sie keine menschliche Quelle zu haben scheinen.
    C. G. Jung
     
    Ich glaube nicht, dass ein Mann, der einen Sonnenuntergang betrachtet hat, losgehen und morden kann.
    Laurens van der Post

37 Fadenscheinig
    Siân sagte: «Das müssen Sie mir noch mal erklären.»
    «Kann ich nicht. Tut mir leid. Ist nicht meine Entscheidung. Entschuldigung, der Empfang ist nicht gut. Tut mir leid.»
    «Sind Sie im Auto?»
    «Auf dem Rückweg.» Sie fasste sich absichtlich kurz, dann war das Risiko geringer, dass man hörte, wie ihre Stimme zitterte. «Entscheidung des Bischofs. Ich denke, er sollte das selbst erklären. Ehrlich gesagt stehe ich vor einem Rätsel, Siân, aber er stellt die Regeln auf.»
    Dass Merrily jetzt innerlich ruhiger war, lag daran, dass sie eine Stunde lang wie wild den Boden, die Wände und die Beine der Möbel geschrubbt hatte. Sie hatte gewissenhaft das klebrige Blut vom Stoff der Chaiselongue entfernt, ein blaues Nachthemd verbrannt.
    Hausarbeit hatte etwas so Beruhigendes.
    Der Wagen stand mit laufendem Motor am Wegrand. Merrily saß da, einigermaßen benommen, blickte auf die regengrauen Hügel vor ihr und dankte Siân, dass sie sich um alles gekümmert hatte, sagte, wie dankbar sie wäre.
    Spielte ihre Rolle.
    Jetzt wäre der Moment für Siân, darauf hinzuweisen, dass sie in der Diözese immer noch, wenn auch nur nominell, die Koordinatorin für spirituelle Grenzfragen war und damit ein Recht auf Information hatte. Aber Siân sagte mehrere Sekunden lang gar nichts.
    «Also wollen Sie, dass ich abfahre, Merrily.»
    «Hätten wir gewusst, dass es sich nur um ein paar Tage handelt, wäre es natürlich nicht notwendig gewesen, Sie zu bemühen. Oder irgendjemand anders. Es tut mir wirklich leid.»
    Siân war aufmerksam und klug, sie würde jedes verirrte Geräusch der Frau, die steif neben Merrily saß, jeden Hinweis auf das Versinken im Wahnsinn wahrnehmen.
    Mrs. Morningwood sah aus wie ein schlecht verpacktes Geschenk: übergroße Sonnenbrille, ein Tuch um das verfärbte, geschwollene Gesicht geschlungen, die eingerissene Barbourjacke über dem rosa Seidenschal, der die Wunden an ihrem Hals bedeckte.
    «Ach … wir werden wahrscheinlich einiges zu klären haben», sagte Siân, «nachdem Sie mit Jane gesprochen haben.»
    «Oh.» Merrily lachte leicht. «Ich frage lieber nicht.»
    Die weiteren, sichtbaren Verletzungen: die blau unterlaufenen Augen von den Fausthieben, zwei tiefe Schnitte direkt über dem Haaransatz, wo sie gegen den Klavierhocker gefallen war, eine eingerissene Lippe, ein abgebrochener Zahn. So machten sie es: Als Erstes schlugen sie einen halb bewusstlos. Es ging um Gewalt, erst in zweiter Linie um Sex, da waren sich die meisten Experten einig.
    Siân sagte: «Wenn Sie über die Einstellung des Bischofs sprechen möchten, ich kann warten.»
    «Ich bin dermaßen wütend auf ihn», sagte Merrily, «dass ich in absehbarer Zeit mit überhaupt niemandem darüber reden möchte.»
    Sie hatte im
Ridge
angerufen, aber auch hier keine große Geschichte daraus gemacht. Die besten Lügen bestanden immer noch aus der nackten Wahrheit: Der Bischof hatte ihr gesagt, sie solle sofort zurückfahren. Sie versuche ihre Fassungslosigkeit und ihre Verärgerung zu verheimlichen, sagte sie. Sie würde irgendwann noch einmal wiederkommen, um ihre Sachen zu holen.
Sorry, Sorry, Sorry.
Und Teddy hatte so etwas gesagt wie, ‹Mit Ihrem Job würde ich wirklich nicht klarkommen, Merrily›.
    «Also mit Garway … das ist vorbei», sagte Siân.
    «Ja, das

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