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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Erste und Letzte, die das zu hören bekommt.»
     
    Muriel Morningwood war beim ersten Morgenlicht aufgestanden, wie gewöhnlich, hatte Roscoe hinausgelassen und dann die Hühner.
    Ihr Angreifer war ihr einfach zurück ins Haus gefolgt, hatte den Hund mit der Tür eingeklemmt, ihn getreten, bis er wieder draußen war, hatte die Tür zugeknallt.
    Er trug Tarnkleidung, es war kein Stückchen Haut zu sehen, und am erschreckendsten war nicht die Kapuze mit den Augenlöchern gewesen, sondern die fleischfarbenen Latexhandschuhe, von denen einer auf Mrs. Morningwoods Gesicht zuschoss, als sie sich umdrehte, und dann explodierte etwas in ihrem linken Auge, und sie wurde ins Wohnzimmer gestoßen, ihr wurde mit der Faust auf den Mund, in den Magen und wieder auf den Mund geschlagen. Sie wurde zu Boden geworfen, schlug sich am Klavierhocker den Kopf auf, das Blut lief ihr in die Haare, als er sich neben sie kniete und das Kondom überstreifte.
    Sie war eine starke Frau, sehr fit. Autark. Sie war stolz darauf gewesen, hatte immer gedacht, sie wäre in der Lage, sich zu verteidigen. Aber man rechnete nicht mit der Wirkung des Schocks – man rechnete nicht damit, dass der Körper innerlich kollabierte, wenn er ununterbrochen gnadenloser, extremer Gewalt ausgesetzt war.
    Als er das Auto hörte, hatte er aufgehört, war aufgestanden, hatte gelauscht, und sie schaffte es zu schreien. Er kniete sich wieder über sie, drückte sie mit beiden Händen auf den Boden, und als sie den Mund öffnete, presste er eine Hand darauf, und sie hatte einen Arm frei, um ihn, so fest sie konnte, in die Eier zu boxen, und er war vor Schmerz weggesackt, hatte sich mit beiden Händen in den Schritt gefasst, und sie hatte sich weggedreht, blind von all dem Blut, und dann waren draußen Schritte zu hören.
    Sie glaubte, er hatte sie noch ein Mal angesehen, durch die Augenlöcher, und dann war er nicht mehr da, nur noch der Geruch von seinem Schweiß, seinen Körperflüssigkeiten, ihrem eigenen Blut.
    Für Merrily war offensichtlich: Wenn sie in diesem Moment nicht aufgetaucht wäre, würde Mrs. Morningwood jetzt auf Dr. Grace, den Pathologen, warten. Und noch etwas war klar.
    «Sie können hier nicht bleiben.»
    «Wo soll ich denn hin?»
    «Ich wohne in einem großen Haus.»
    «Oh, nein.»
    «Es gibt keine Alternative, Mrs. Morningwood.»
    «Aber da sind auch andere Menschen.»
    «Nur Jane. Und, im Augenblick, eine Pfarrerin, die mich vertritt. Ich muss ihr sagen, dass sie abfahren soll. Gibt es jemanden, der sich hier um alles kümmern kann?»
    Es gab ein Ehepaar, Grafiker, aus dem Ort, die zur Reflexzonenmassage kamen und schon einmal ausgeholfen hatten, als Mrs. Morningwood wegmusste. Sie sagte, Merrily solle anrufen und erklären, dass sie dringend zu einem Patienten in Devon musste. Kein Problem, erklärten die beiden, sie würden kommen und sich um die Hühner und alles andere kümmern, morgens und abends, bis auf weiteres.
    Als Mrs. Morningwood mit einem alten braunen Koffer nach unten kam, versuchte Merrily es noch ein letztes Mal.
    «Ich kenne einen guten Cop. Einen anständigen Typen.»
    Mrs. Morningwood hatte mit zitternden Händen ihre Zigarette an Merrilys Feuerzeug gehalten.
    «Vergebliche Mühe, Schätzchen.»
    «Er war zu Fuß», sagte Merrily. «Wo könnte er hingegangen sein, nachdem ich ihn gesehen habe?»
    «Überall hin.» Wässriges Blut rann in die bebende Zigarette. «Über den Hügel und weit weg.»

38 Fußabtreter
    Unterwegs hatte Lol einen Wegweiser gesehen und gebremst. An der nächsten Kreuzung hatte er umgedreht. Er hatte in der Fahrerkabine des Kombis gesessen und die drei Worte auf dem Schild angestarrt. Ein Name, der nur eine einzige Bedeutung hatte. Ein trauriges Pilgerziel.
    Ihm war nicht klar gewesen, dass er so nah daran vorbeifahren würde. Jetzt hatte er keine Zeit, aber auf dem Rückweg hätte er keine Ausrede mehr. Er hatte erneut gewendet und war durch die Landschaft von Warwickshire gefahren, und jetzt stand der Wagen auf einem Parkplatz, nicht weit von dem zur Burg gehörigen Pförtnerhäuschen entfernt.
    Am anderen Ende des Parkplatzes machte gerade ein mobiler Burger-Stand auf. Der große Mann im langen braunen Ledermantel kannte den Burgertypen offensichtlich, denn er ging ohne einen Blick an ihm vorbei direkt auf Lols Wagen zu, und Lol ließ die Scheibe herunter.
    Fünf Mal hatte er versucht, Merrily auf dem Handy zu erreichen. Es war immer ausgeschaltet. Er hatte zwei Nachrichten hinterlassen, in

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