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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ist vorbei.»
    «Gegen Ihren Rat.»
    «Ich bin nicht um meinen Rat gebeten worden.»
    «Na gut», sagte Siân, «ich denke, ich habe verstanden. Ich soll abreisen.»
    «Tut mir leid.»
     
    Merrily legte den Gang ein und lenkte den Volvo langsam auf die Straße. Neben ihr murmelte Mrs. Morningwood etwas.
    «Mmm?»
    «Vorbei. Sie sagten, es wäre vorbei.»
    «Ja, irgendwie ist es so viel leichter geworden zu lügen, seit ich ordiniert wurde.»
    Was zynisch war und unwahr, sie wusste nicht, warum sie das gesagt hatte. Ein Seitenblick zeigte, dass Mrs. Morningwood versuchte zu lachen, mit Lippen wie aufgeplatzte Tomaten. Das Sprechen schien ihr immer schwerer zu fallen.
    «Sie sind eine starke Frau, Mrs. Watkins. Stärker, als Sie wirken.»
    «Das glaube ich kaum.»
    «Habe ich Ihnen schon gedankt?»
    «Wofür?»
    Mrs. Morningwood lachte. In ihren Augen blitzten Angst und Schmerz und Wut. Wütend war sie mit ziemlicher Sicherheit vor allem auf sich selbst, weil sie zugelassen hatte, dass jemand ihr das antat.
    «Lassen Sie es einfach …» Merrily umklammerte das Lenkrad. «Ich muss zeitweise unzurechnungsfähig gewesen sein, da mitzumachen, und jetzt ist es gelaufen. Aber ich werde auf keinen Fall vergessen, dass Sie –»
    «Es war ein Autounfall», sagte Mrs. Morningwood.
    Sie hatte sich im unteren Badezimmer eingeschlossen und so heiß geduscht, dass Merrily beim Bodenwischen ihre Schreie gehört hatte, die ganze Wut, die kein anderes Ventil fand.
    «Wie lange wollen Sie das durchhalten?»
    «Wollen Sie mich schluchzen hören? Finden Sie, mit mir stimmt irgendwas nicht, finden Sie, es ist irgendwie unnormal, dass ich mir nicht die Seele aus dem Leib heule? Finden Sie das … unweiblich?»
    Auf dem Rücksitz winselte der Wolfshund. Er war getreten worden, hatte Mrs. Morningwood gesagt. In der Tür eingeklemmt und dann getreten. Sie hatten ihn gemeinsam untersucht. Er blutete nicht, hatte sich nichts gebrochen.
    Merrily sagte: «Ich verstehe Sie nicht, das ist alles. Sie haben etwas an sich, das ich nicht verstehe.»
    «Das müssen Sie auch nicht», sagte Mrs. Morningwood.
     
    Bevor sie unter die Dusche gegangen war, hatte sie gesagt: «Wenn Sie Anzeige erstatten, werde ich es abstreiten.»
    «Oh, alles klar.» Zu diesem Zeitpunkt war Merrily selbst kurz davor gewesen durchzudrehen. «Das wird großartig funktionieren. Die Leute werden gar nicht hinsehen. Taktvoll, wie sie sind, vor allem auf dem Land. Kümmern sich ja nur um ihre eigenen Angelegenheiten. Sind Sie
verrückt
geworden?»
    «Ich werde einfach den Jeep die Straße runterrollen lassen, sodass er in die Hecke fährt, mit meinem Blut auf dem Sitz und dem Lenkrad. Das wird niemand anzweifeln, und sie werden auch nicht nah genug an mich rankommen, um eine Diskussion anzufangen.»
    «Das ist irrsinnig.»
    «Das habe ich schon mal gemacht. Ein Auto geschrottet, meine ich. Wenn die Polizei kommt, wird sie einfach denken, ich wäre betrunken gewesen. Die Polizei denkt immer gerne, man wäre betrunken gewesen.»
    «Warum? Warum tun Sie das?»
    «Das müssen Sie nicht wissen.»
    «Das will ich sogar immer dringender wissen. Mir scheint nämlich, Ihr einziger Grund dafür, es zu verschleiern, ist die Tatsache, dass Sie den Mann erkannt haben, der Sie angegriffen hat, und Sie wollen nicht, dass er verhaftet wird, weil … ich weiß es nicht. Aber
Sie
wissen es.»
    Vergewaltigung, Gewalt – meistens war es der Ehemann oder der Partner. Wie oft hatte die Polizei schon von so etwas erfahren, die Geschädigte gedrängt, eine Aussage zu machen, und das Opfer lehnte ab. Allerdings schien es unwahrscheinlich, dass Mrs. Morningwood je zuvor schon einmal ein Opfer gewesen war.
    Sie sagte: «Sie täuschen sich. Ich weiß nicht, wer es war.»
    «Aber Sie glauben auch nicht, dass es Zufall war, oder? Sind Sie verfolgt worden? Belästigt? Hat sich irgendjemand in der Nähe des Hauses herumgetrieben?»
    «Nein.»
    «Was verschweigen Sie?»
    Keine Antwort.
    «Und was ist, wenn ich der Polizei erzähle, was ich gesehen habe?»
    «Das werden Sie nicht tun. Sie hängen jetzt mit drin. Haben seine ganze Sauerei weggeputzt.»
    «Was, wenn er das noch jemandem antut?»
    «Das wird er nicht.»
    «Der Mann, den Sie nicht kennen. Was, wenn er zurückkommt?»
    Stille.
    «Entweder erzählen Sie mir genau, was passiert ist», hatte Merrily gesagt, «oder ich rufe meinen Freund bei der Polizei an, der mich inzwischen gut genug kennt, um –»
    «In Ordnung. Aber Sie sind die

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