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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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behandeln.
    Sie löste den Gurt und stieß sich an Schalthebel und Handbremse, um an den Griff der Beifahrertür heranzukommen, und drückte die Tür auf.
    Sie stieg aus und wankte um den Volvo herum. Sie ging auf die Knie, ihr war fast übel vor Angst, als sie unter den Wagen spähte.
    Sie sah nichts. Das Gras unter der Stoßstange war kniehoch. Sie musste sich auf den Boden legen, zwischen den Vorderreifen, und …
    … Es würde in diesem Teil von Garway wohl kaum noch einen anderen Irischen Wolfshund geben.
    «Roscoe?»
    Sie tastete mit ihrem linken Arm in dem feuchten Grasstück herum.
    «Roscoe!»
    Da unten bewegte sich nichts, nur … ein stechender Schmerz in ihrer linken Hand verriet ihr, dass sie in Brennnesseln gefasst haben musste.
    Das hatte keinen Sinn, sie musste wieder einsteigen und versuchen, das Auto zu bewegen. Extrem vorsichtig.
    Warmer Atem in Merrilys Nacken ließ sie zusammenfahren. Sie drehte sich auf die Seite. Wenn man auf dem Boden lag, dachten sie immer, man wollte spielen, so auch jetzt; er stand über ihr, die Schnauze an ihrem Ohr, lebendig und bebend.
    «Oh, Gott, Roscoe –»
    Voller Erleichterung ließ sie den Kopf auf die Arme sinken. Der Hund wartete hechelnd. Sein Fell war schmutzig, feucht und voller Dornen.
    Merrily rappelte sich auf, ihre Kleidung war durchnässt und klebte am Körper. Von Mrs. Morningwood war nichts zu sehen, und es war unwahrscheinlich, dass sie ihn absichtlich frei über Felder laufen ließ, auf denen Schafe weideten.
    Merrily entfernte einen Dornenzweig von Roscoes Fell und griff dann nach seinem Halsband. Er jaulte.
    «Was hast du gemacht?»
    Sie ließ ihre Hände über seine Flanken gleiten; an einer Stelle zuckte er zurück, als hätte er Schmerzen, aber er ließ es zu, dass sie ihn zum Auto führte. Er versuchte zwei Mal hineinzuspringen; sie musste ihm auf den Rücksitz helfen, ehe sie sich wieder durch die Beifahrertür zwängte.
    So weit der einfache Teil. Dann startete sie den Motor, ein Rad drehte durch, ein anderes wirbelte Matsch auf, und die alte Karosserie knarrte und seufzte, als Merrily versuchte, den Volvo von der Böschung wegzusteuern.
     
    Lol hatte sich den Wecker gestellt. Besser, er fuhr früh los; er kannte Warwickshire nicht, nur seine schrecklichen Autobahnen.
    Prof Levin hatte kurz vor Mitternacht noch einmal angerufen, als die Glut des Feuers im Ofen nur noch leise geknistert hatte.
    «Hol dir was zu schreiben, Laurence, ich sag dir, wie du hinkommst.»
    «Du hast ihn tatsächlich angerufen?»
    «Ich hab in seinem Büro angerufen, eine Nachricht hinterlassen, und keine halbe Stunde später hat er zurückgerufen.»
    «Ich bin beeindruckt», sagte Lol.
    Er hatte schon immer gewusst, das Prof in seiner Branche viel Einfluss hatte, aber trotzdem …
    «Hayter und ich haben zum ersten Mal seit Jahren wieder miteinander gesprochen. Ich wusste, dass er sich bei mir melden würde, wenn er im Lande ist, und sei es nur, weil er immer wollte, dass ich ihm erzähle, was am Jahrestag vom Mord an Lennon in der Abtei passiert ist.»
    «
Das
hast du ihm erzählt?»
    Lol kannte noch zwei Menschen, die bei dieser berüchtigten, geheimnisumwitterten Session dabei gewesen waren. Keiner von ihnen, nicht mal Prof, hatte jemals verraten, was sich damals abgespielt hatte, und das hatte Lol auch nie gestört. Die dunkle, berauschende Seite des Musikbusiness tastete man, wie das Alte Testament, besser nicht an, wenn man im Glauben schwankend war. Das hier – dass Prof es Hayter erzählt hatte – übertraf also alle Erwartungen, und es sagte weniger etwas über Profs Freundschaft mit Lol aus als über seine Bewunderung für Merrily und das, was sie tat.
    «Ich hab ihm ein bisschen was erzählt, Laurence. Er wird es nicht rumtratschen, und sei es nur, weil jeder weiß, dass er nicht dabei war.»
    «Aber er wird mich treffen?»
    «Und du wirst ihn treffen, das ist die Kehrseite. Halb zwölf vormittags. Du kriegst eine halbe Stunde. Kein Mittagessen. Du schuldest mir was, versteht sich von selbst.»
    «Allerdings.»
    «Du schuldest mir auch, dass du mir genau zuhörst. Vielleicht habe ich das schon gesagt – Hayter spricht mit den Leuten gern persönlich, wenn er Geschäfte macht, lieber als am Telefon oder indem er E-Mails schreibt. Was daran liegt, dass er sie dem ganzen herrlichen Glanz seiner widerlichen Persönlichkeit aussetzen will. Aber mach nicht den Fehler zu denken, das wären alles nur Spezialeffekte, wenn du verstehst?»
    Lol

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