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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Zerbrechen von Glas die Luft durchschnitt.
    Ihre Hand fand den Metallhebel des Lichtschalters, und sie drückte ihn nach unten.
    «
Ein
Schritt näher …» Eine hohe, sich überschlagende Stimme. «… und ich schlitze –»
    Das Licht ging flackernd an, eine matte Kugel, dicht unter der Decke, und enthüllte eine Frau, die in einer Ecke hockte.
    Merrily sagte: «Du lieber Gott.»
    «– schlitze Ihnen den Hals auf.»
    Mrs. Morningwood wirkte wie ein Ausschnitt aus einem Kupferstich, der die Hölle darstellt, ihre Haare waren blutverkrustet, von ihrer Kopfhaut liefen dunkelrote Streifen herab, die sich in ihren Augenhöhlen sammelten und Flecken auf ihren gebleckten Zähnen bildeten. Beide Hände, die eine ausgebrochene Glasröhre hielten, bluteten.
    «Mrs. –»
    «Zurück!»
    Das Glas bebte in ihren Händen, und Merrily sah, dass es der kaputte Rauchfang der Öllampe war. Der Messingkörper der Lampe lag auf dem Teppich. Der blutbefleckte Klavierhocker lag umgekippt daneben. Auch der Korb mit dem Holz war umgefallen, die Holzscheite auf dem Vorleger verstreut. Der Schaukelstuhl bewegte sich noch, als wäre jemand gerade erst aufgestanden.
    Mrs. Morningwood trug ein hellblaues Nachthemd. Sie blinzelte und versuchte sich das Blut aus einem Auge zu wischen, Spritzer landeten auf ihrem Nachthemd und erblühten hier und da zu wilden Rosen auf hellblauem Grund.
    Wahrscheinlich konnte sie nicht sehen, wer bei ihr im Zimmer war, weil ihre Augen voller Blut waren.
    «Ich bin es», sagte Merrily. «Merrily Watkins.»
    Mrs. Morningwood hielt sich am Lampenglas fest.
    «Er ist weg», sagte Merrily.
    Sie durchquerte das Zimmer, den Blick auf den gezackten Glastrichter gerichtet – den Mrs. Morningwood jetzt in der rechten Hand hielt.
    «Ich hab ihn zwischen den Bäumen verschwinden sehen. Ich glaube, er hatte eine Kapuze … so eine schwarze Haube, mit Löchern für die Augen. Darf ich –»
    «Nein. Fassen Sie mich nicht an.»
    Merrily sagte: «Ich rufe einen Krankenwagen … in Ordnung?» Sie klappte ihr Handy auf.
    «Nein!» Mrs. Morningwood bewegte sich wie ein Krebs an der Wand entlang. «Gehen Sie weg. Vergessen Sie, dass Sie jemals hier waren.»
    «Wer war das?»
    «Da war keiner.»
    «Mrs. Morningwood, ich habe ihn gesehen.»
    «Vergessen Sie’s. Was machen Sie überhaupt hier?»
    Mrs. Morningwood hatte die Chaiselongue erreicht und versuchte sich hochzuziehen. Plötzlicher Schmerz äußerte sich in einem erstickten Quieken, das aus ihrer Kehle drang.
    Merrily riss ein paar Tücher aus einer Kleenex-Box, die auf dem Tisch stand, lief hinüber und kniete sich neben sie. Mrs. Morningwood wandte sich mit einem Schnauben ab und warf den Kopf hoch wie ein Pferd. Blut lief aus ihrer Nase und auf ihren Hals, auf dem rote Abdrücke zu sehen waren, die …
    «Mein Gott, Sie sind –»
    Mrs. Morningwood befühlte ihren Hals und zuckte zusammen.
    «Das meiste davon war ich selbst.»
    Mit ihren Nägeln, so war es vermutlich wirklich. Als sie versucht hatte, seine Finger zu lösen.
    «Nehmen Sie das
verdammte
Ding –» Blutige Hände griffen nach dem Telefon, das auf den Teppich fiel.
«Lassen Sie es liegen!»
    «Wir brauchen die Polizei, Mrs. Morningwood.»
    «
Schh!
War das …?»
    «Es ist o.k., er ist weg.»
    Aber was, wenn das nicht stimmte?
    Sie warteten, lauschten. Merrily hörte in einem anderen Zimmer eine Uhr ticken. Draußen im Auto bellte Roscoe ein Mal. Mrs. Morningwoods Kopf fuhr hoch.
    «Der Hund …»
    «Ist in meinem Auto.»
    «Geht es ihm gut? Ich dachte –»
    «Es geht ihm gut. Ich hab ihn draußen aufgelesen.»
    «Danke.» Mrs. Morningwoods blutender Kopf fiel in die Kissen, die auf der Chaiselongue lagen. «Danke, Mrs. Watkins. Ich schulde Ihnen … eine ganze Menge Behandlungen.»
    Sie fing an zu lachen, setzte sich auf und bekam einen Hustenkrampf. Sie spuckte etwas Blut in das Knäuel aus Taschentüchern. Merrily zog noch ein paar aus der Box.
    Womöglich hatte sie innere Blutungen.
    «Sie
müssen
mich Hilfe holen lassen.»
    «Ich helfe mir selbst, Schätzchen. Damit kenne ich mich aus. Würden Sie mir eine Zigarette holen? Auf dem Kaminsims.»
    «Bitte –»
    «Die Befriedigung gönne ich den Doktoren nicht. Eines könnten Sie aber für mich …»
    «Bitte hören Sie mir zu. Wir haben keine Zeit, er wird Kilometer weit weg sein, wenn wir nicht –»
    «Schließen Sie die Hintertür ab.»
    «Gut, aber –»
    «Und dann gehen Sie ins Badezimmer und machen die Dusche für

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