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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Merrily nahm die Kirchenschlüssel aus ihrer Schultertasche. Der Schlüssel des Meisterhauses ragte hervor, und sie schob ihn zurück.
    Lol sagte: «Glaubst du jetzt, dieser Fuchsia ist in dem Haus tatsächlich was passiert?»
    «Ich war schon fast sicher, dass sie mich reinlegen will. Das Gesicht aus zerknittertem Leinen und all das. Ich dachte, es müsste einen vollkommen prosaischen Grund dafür geben, dass Felix seine Meinung geändert hat und den Auftrag nicht mehr ausführen wollte. Ich wollte sie damit konfrontieren.»
    «Und was wirst du jetzt machen?»
    «Sie damit konfrontieren. Aber vielleicht auf eine etwas … sensiblere Art. Ich glaube immer noch, dass es eine Menge gibt, was sie mir nicht erzählt hat; aber ich schließe eine andere Möglichkeit nicht mehr aus.»
    «Was wirst du Jane sagen?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Bist du sicher, dass du mir alles erzählt hast?»
    «Lol, ich rufe jetzt Fuchsia an, o.k.?»
    Sie kramte ihr Handy hervor und gab die Nummer ein.
    Sie standen unter dem überdachten Friedhofstor, mit Blick auf die grünen und orangefarbenen Buntglasfenster des
Black Swan
, die im Dunkeln wirkten wie Laternen.
    Lol sagte: «Warum rufst du sie nicht morgen früh an?»
    «Vielleicht verlassen sie früh das –» Das Klingeln hatte aufgehört. «Wart mal, er –»
    Die Stimme am Telefon sagte Hallo.
    «Felix», sagte Merrily. «Ich hab den ganzen Tag versucht, Sie zu erreichen. Hören Sie, ich muss
wirklich
mit Ihnen reden. Mit Ihnen beiden. Morgen früh, wenn möglich. Oder heute Abend, falls Ihnen das passt. Ich könnte in zwanzig Minuten bei Ihnen sein.»
    Keine Antwort, und irgendetwas war an diesem Schweigen merkwürdig.
    «Entschuldigung», sagte sie. «Hier ist Merrily Watkins.»
    «Ja, das dachte ich mir.»
    Ach du
Scheiße
.
    «Frannie, tut mir leid, ich muss in der Eile die falsche Nummer –»
    «Was dachten Sie denn, wen Sie anrufen, Merrily?»
    «Nur … nur jemanden, den ich schon den ganzen Tag versucht hab zu …»
    «Felix, sagten Sie. Das dürfte dann wohl Felix Barlow sein.»
    «Woher wissen
Sie …
» Etwas zuckte in ihrer Brust.
«Frannie …?»
    «Zwanzig Minuten, also», sagte Bliss. «Ich warte auf Sie.»

20 Eigentlich zählt man Schafe
    Es war der übliche, elende Rummelplatz unter einem wilden Nachthimmel, das Laub tanzte zuckend in den sich kreuzenden Scheinwerfern von drei Autos und einem dunkelblauen Transporter, alle waren auf das Wohnmobil ausgerichtet, mit laufenden Motoren. Die Abschirmung aus Plastik, die sie hinter dem Absperrband aufgestellt hatten, flatterte und knisterte. Es roch intensiv nach aufgewühlter Erde.
    Der Wanderzirkus der Polizei von West Mercia.
    «Fuchsia.» Merrily fühlte sich schwerelos, herumgewirbelt, wie die Blätter. «Wo ist sie? Bitte, kann
irgendjemand
 – ?»
    Fast ein Dutzend Männer und Frauen, Polizisten und Kriminaltechniker, liefen über die Wiese wie Arbeiterameisen, und niemand antwortete ihr, alle waren voll beschäftigt.
    «Ist das der Typ?» Bliss trug einen weißen Schutzanzug, den er gern Ganzkörperkondom nannte. Ab und zu stellte er ihr eine Frage, als bewerfe er sie mit Kügelchen. «Sind Sie sicher?»
    Die ganze Bewegung überall betonte nur die Ruhe des großen Mannes, der vor der Tür des Wohnmobils lag.
Oh Gott, oh Gott, oh Gott.
    «Ja.»
    War
sie sicher? Unter dem angetrockneten Schlamm und wegen der erstarrten Körperflüssigkeiten hatte sein Kopf eine andere Form. Der Mund halb offen, geronnenes Blut verkrustete an seiner Nase, beide Augen rußschwarz. Merrily zwang sich, ihn weiterhin anzusehen, sie war sich bewusst, dass Bliss sie genau beobachtete.
    «Das ist der Bauleiter, von dem Sie mir erzählt haben, richtig? Der für Charlie das Bauernhaus restauriert?»
    «Ja.»
    Einer von Felix’ Füßen hing verdreht in der Lücke zwischen zwei metallenen Stufen. Eine Hand hatte sich in den Matsch gekrallt.
    «Ein anständiger Mann, Frannie. Freundlich. Hat immer versucht, sein Bestes zu geben.»
    «Tatsächlich», sagte Bliss.
    «Wissen Sie, wo Fuchsia ist?»
    Bliss sagte, «Sagen Sie mir noch mal – warum haben Sie ihn heute Abend angerufen, Merrily?»
    «Ich wollte ein Treffen vereinbaren.»
    «Klang wie ein Notfall», sagte Bliss. «Sonntagabend, ziemlich anstrengender Tag für Geistliche, und Sie wollten alles stehen und liegen lassen und im Dunkeln hierher eilen?»
    «Ja.»
    «Was soll ich daraus für Schlüsse ziehen?»
    «Ich …» Merrily seufzte. «Wie viel Zeit haben Sie?»
    «Bis

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