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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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es. Mom würde es nicht sein, sie würde auf dem Festnetz anrufen.
    Ethel, die schwarze Katze, strich über den Tisch in der Spülküche. Das Handy hörte auf zu klingeln. Jane klickte die E-Mail-Adresse auf der Webseite
Geister und Gelehrte
an, kopierte den Brief hinein, den sie entworfen hatte, und las ihn noch ein letztes Mal durch.
    Liebe Mrs. Pardoe,
     
    entschuldigen Sie, dass ich Sie belästige, aber ich frage mich, ob Sie mir womöglich behilflich sein können.
    Nachdem ich auf Ihrer Webseite von M. R. James’ «seltsamer Erfahrung» in der Kirche von Garway gelesen habe, die nicht weiter erklärt wird, hoffe ich, dass Sie etwas mehr Klarheit in die Sache bringen können.
    Ich lebe in Herefordshire und war heute mit meiner Mutter in Garway: Dort konnte ich den mystischen Einfluss der Tempelritter selbst nach all den Jahrhunderten immer noch sehr stark spüren. In M. R. James’ Erzählung «Oh, pfeif nur, und gleich komm’ ich zu dir, mein Schatz» kommt ein Ordenshaus der Tempelritter vor, und wir haben uns gefragt, ob die Erzählung auf dem beruht, was M. R. James in Garway erlebt hat.
    Wie ich, waren auch Sie fasziniert von dem mittelalterlichen Taubenschlag mit 666 Löchern. Haben Sie irgendeine Ahnung, was es damit auf sich hat?
    Ich wäre dankbar für alles, was Sie mir dazu sagen können. Vielleicht sind wir auch in der Lage, Ihnen eines Tages bei Ihren Nachforschungen behilflich zu sein.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Jane Watkins
    Schien o.k. zu sein. Verriet nicht zu viel.
    Jane schickte die E-Mail ab.
    Sie war jetzt wesentlich weniger aufgeregt als beim Schreiben der Mail. Dazwischen waren Mom und Lol aus der Kirche zurückgekommen – diesmal hatte Mom wirklich ausgesehen wie der leibhaftige Tod –, und dann waren sie beide nach Monkland gefahren. Mom mit Entschuldigungen, wie üblich – ob Jane sich selbst etwas zu essen machen könnte? Gott, was war denn mit
ihr
? Wann würde
sie
denn mal was essen? Mom nahm ganz offensichtlich ab. Sie sah aus wie ein kleiner Vogel nach einem langen Winter.
    Jane nahm
Geistergeschichten eines Antiquars
in die Hand, eins von zwei Büchern, die sie von oben aus ihrem Apartment heruntergebracht hatte. Sie legte es wieder hin. «Oh, pfeif nur» war eigentlich eine ziemlich trostlose Geschichte voller Einsamkeit. Der Typ starb zwar nicht oder so was, aber das, was er gesehen hatte, ging ihm für den Rest seines Lebens nach.
    Dann sah sie wieder Mom vor sich, wie sie in der frühen Dämmerung aus dem heruntergekommenen Meisterhaus trat – so deutlich, als befände sich die Szene vor ihr auf dem Computerbildschirm. Merrily ging mit verkrampften Schultern, als hätte sie das Rückgrat eingezogen, als wüsste sie, dass etwas ganz dicht hinter ihr war. Mit einem Gesicht wie vergilbtes Papier.
    So hatte Jane sie noch nie gesehen. Nie. Und es war verunsichernd, denn irgendwie war es wichtig, dass Mom skeptisch blieb, dem Paranormalen Widerstand entgegensetzte, trotz ihres Jobs, genauso wie Jane den Beschränkungen durch die Kirche Widerstand entgegensetzte.
    Mom als Puffer gegen ihre wildesten Ideen. Die Jane die Freiheit des Ausprobierens verschaffte, weil da immer dieser stabile Rahmen war. Vielleicht hatte Jane in Wahrheit Angst davor, in eine Welt hineinzuwachsen, in der eine reife und intelligente Frau durch das Irrationale so sichtbar und ernstlich erschüttert werden konnte und es vor ihrem Kind zu verbergen versuchte … das inzwischen kein Kind mehr war.
    Jane wandte sich mit einem Widerwillen, der ihr selbst ungewöhnlich erschien, dem zweiten Buch auf dem Schreibtisch zu. Ella Leathers
Die volkstümlichen Überlieferungen in Herefordshire
. Im Index hatte sie unter Garway das Stichwort
Neun Hexen
gefunden und einen Seitenverweis auf
Die Wache nach dem Tod
.
    Auf Seite 120 schrieb Mrs. Leather über die Orte, an denen …
    … es bis vor wenigen Jahren üblich war, dass der ganze Haushalt nachts wachte, nachdem jemand gestorben war. Sie saßen nicht im selben Zimmer mit dem Leichnam, sondern woanders, weil sie davon ausgingen, dass der Geist des Verstorbenen noch im Haus war, und die Menschen sagten, «es sei das letzte Mal, die letzte Nacht», deshalb ging niemand zu Bett. In Orcop und Garway wird die Wache immer noch gehalten, wie Martha S., die in Garway Hill lebte, mir versicherte. «Aber nur, wenn es jemand war, der einem etwas bedeutete», fügte sie hinzu, «nicht bei Fremden.»
    So viel dazu, vergleichsweise Fremde ins Zimmer zu

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