Das Gespinst des Bösen
das verraten, dieser aalglatte Idiot mit seinen heimlichen Absichten. Merrily hätte ihn am liebsten rausgeworfen, eigentlich sogar alle beide, um in die Kirche zu gehen und Gott anzubrüllen.
«Dieses Haus», sagte Long. «Das Meisterhaus. War Fuchsia entscheidend daran beteiligt, dass Felix Barlow sich von dem Vertrag zurückgezogen hat?»
«Sie war der Grund dafür.»
«Weil sie dachte, dass es dort spukt.»
«Weil sie gesagt hat, sie hätte dort … etwas Böses gespürt», sagte Merrily widerstrebend.
Long lächelte so gepresst, dass man nicht einmal ein fettiges Buttermesser zwischen seine Lippen bekommen hätte.
«Hatten Sie bei Ihren Gesprächen mit ihr den Eindruck, dass es noch einen anderen Grund geben könnte, aus dem sie nicht wollte, dass das Haus saniert wird?»
«Sie meinen, einen
vernünftigen
Grund? Nein, hatte ich nicht.»
Gott traf keine Schuld. Merrily umfasste unter dem Tisch ihre Knie. Sie war inkompetent. Arrogant, selbstzufrieden, träge. Sie hatte sich auf die wenig überzeugenden Elemente konzentriert, auf die Zeilen von M. R. James, und dabei hatte sie alle Gefahrensignale übersehen.
Als er nach Hause kam, war es, als wäre es überall an ihm. Ich hab ihm gesagt, er soll duschen gehen, und habe alle Klamotten verbrannt, die er getragen hatte. Da draußen, Merrily. Ich hab Benzin drübergegossen.
«Was haben Sie denn … Francis hat versucht, Ihre Rolle in der, äh, Diözese zu erklären, aber was genau haben Sie mit dieser Frau
gemacht
?», fragte Long.
«Leiten Sie eigentlich die Ermittlungen, Mr. Long?»
«Mr. Bliss leitet die Mordermittlung, ich befasse mich mit etwas, das möglicherweise damit in Verbindung steht, möglicherweise aber auch nicht.»
«Möchten Sie das näher erklären?»
Jonathan Long sagte nichts. Merrily spielte mit einem Teelöffel, sah ihn an und ließ zu, dass sich die Stille ausbreitete.
«Ist das jetzt eine dieser Pausen, die bedeuten soll,
Wir stellen hier die Fragen
?»
«Ich hab’s Ihnen auf dem Hinweg versucht zu sagen, Kumpel», sagte Bliss. «Diese Frau steht nicht unbedingt auf rätselhafte Typen.»
Longs Blick ruhte einen Moment auf Bliss, dann wandte er sich wieder Merrily zu.
«Haben Sie einen Exorzismus durchgeführt? Oder wie immer Sie das nennen.»
«Ach, um Himmels willen –» Merrily ließ den Teelöffel in ihren Becher fallen. «Es gibt die unterschiedlichsten Vorgehensweisen, aber ein Exorzismus ist so ungefähr das Letzte, was wir … Ich habe ihr einen Segen erteilt. In einer Kirche. Das ist alles.»
Aber es hätte nicht alles sein sollen. Sie hätte sich danach um Fuchsia kümmern müssen.
«Was für eine Meinung hatten Sie von ihr, Mrs. Watkins?»
«Was?»
«Beschreiben Sie mir Ihren Eindruck.»
«Sie war intelligent, auf ihre Art. Intensiv. Schien sich sicher zu sein bei dem, was sie erlebt hatte, aber ich … habe versucht, unvoreingenommen zu bleiben.»
«Sie dachten, es wäre vielleicht eine Art Wahn.»
«Oder dass sie es erfunden hat. Manche Leute tun so etwas.»
«Aber Sie haben sie trotzdem gesegnet.»
«In diesem Stadium können wir es uns leisten, ein bisschen … unsicher zu sein. Bei schwerwiegenderen Situationen braucht man die Genehmigung des Bischofs. Und meistens fordert man auch ein psychiatrisches Gutachten an.»
«Und glauben Sie, dass im Fall von Fuchsia Mary Linden eine psychiatrische Behandlung angebracht gewesen wäre?»
«Ich weiß es nicht.»
«Weist irgendetwas darauf hin, dass es vorher schon zu Gewalttätigkeiten gekommen ist? Von der einen oder der anderen Seite?»
«Bei ihr und Felix? Nein. Ich meine, sind Sie
sicher
, dass sie es getan hat?»
«Merrily», sagte Bliss. «Da ich offensichtlich die Ermittlungen leite, entscheide ich jetzt, dass ich es Ihnen genauer erkläre. Wir warten auf die Ergebnisse der forensischen Untersuchungen. Nicht mal der Dentalbericht ist eindeutig. Wenn ein Zug – Entschuldigung – wenn ein Zug über einen Kopf fährt, ist das, als würde man die Perlen einer zerrissenen Kette zusammensuchen. Nein, wir wissen
nicht
, ob sie ihn umgebracht hat, und es besteht die Möglichkeit, dass wir es nie mit Sicherheit wissen werden. Wir haben keine Waffe gefunden. Aber es ist eine dieser Situationen, in denen in der Pressemitteilung wahrscheinlich steht, dass wir nicht nach jemand anderem suchen. Ist es jetzt etwas klarer?»
«Danke. Nein … Ich sehe keinen Grund, aus dem sie Felix hätte töten wollen. Mein Eindruck war sogar eher, dass sie
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