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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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brauchst Urlaub.»
    «Mmm. Wie wär’s mit Garway Hill? Da hat man so eine schöne Aussicht.»
    «Dann mach das doch», sagte Jane. «Im Ernst. Wenn du hinfahren willst und dich um irgendwas kümmern musst, mach das. Ich bleib hier, mit der verrückten, militanten Lesbe, die sie der Gemeinde dann als Pfarrerin aufs Auge drücken.»
    «Jane, ich hab nur –»
    «Und ich unterstütze dich, wo ich kann. Checke Sachen im Internet, rufe Leute an, was immer dir hilft. Ich … das wollte ich nur sagen. Und Streitereien über Religion halte ich aus. Ich will dir helfen. Sonst nichts. Ich schwöre.»
    «Davon bin ich auch immer ausgegangen, Spatz, aber –»
    «Ich hab gestern Abend was bei Mrs. Leather nachgelesen, hab dir einen Zettel auf den Schreibtisch gelegt, mit den Seitenzahlen.»
    «Danke. Vielleicht komme ich dazu, sie zu lesen, wenn du in der Schule bist.»
    Merrily machte sich auf den Weg nach unten, Jane dicht auf den Fersen.
    «Ich wette, du hast letzte Nacht nicht viel geschlafen, oder? Und zwar nicht, weil Lol hier war.»
    «Ja, danke der Nachfrage, aber …»
    «Um Gottes willen, Mom, dem Typ ist der Schädel eingeschlagen worden. Das muss –»
    «Das hätte ich lieber nicht gesehen, ja.»
    «Und das, ich meine, das war nicht das Einzige, stimmt’s? Ich hab dein Gesicht gesehen, als du aus diesem Meisterhaus gekommen bist.»
    Sie würde nicht lockerlassen, oder?
    «Jane … ich hab es dir doch schon gesagt. Ich habe etwas gesehen, das dort nicht hingehört. Der Grüne Mann – wir wissen nicht, was er bedeutet, aber es ist ein seltsames mittelalterliches Symbol, und man findet es normalerweise nicht in Wohnhäusern. Das war unerwartet, ein kleiner Schock, das ist alles.»
    «Das war garantiert mehr als ein kleiner Schock», sagte Jane.
    Merrily blieb stehen. «Es gibt Dinge, denen du dich nicht stellen willst», fuhr Jane fort. «Du bist Pfarrerin, aber du hast Angst, dich mit der Realität des, na ja, des metaphysischen Bösen zu konfrontieren. Sogar, wenn es vermutlich einen gewaltsamen Tod verursacht hat. Ich zähle nur eins und eins zusammen.»
    «Und dein Ergebnis ist dreizehn. Ein gewaltsamer Tod wird meiner bescheidenen Erfahrung nach meistens durch Menschen verursacht.»
    «Klar, aber was bringt Menschen dazu, Gewalt anzuwenden?»
    «Lass uns einfach frühstücken, sonst kommst du zu spät.»
    Merrily ging die letzten Stufen nach unten.
    «Eins noch», sagte Jane. «Ich hab gestern Abend, als du weg warst, an diese M. R. James-Webseite gemailt. Wenn da irgendwas kommt, solange ich weg bin, musst du nicht auf mich warten, öffne es einfach.»
    «Danke.»
    Jane sah sie an. Ihr Blick wurde von Jahr zu Jahr scharfsinniger; man konnte nur zurückstarren und hoffen, dass man damit durchkam.
    «Frühstück», sagte Merrily.
    «Ich mach das schon», sagte Jane. «Deins auch, und ich gehe erst zur Schule, wenn ich gesehen hab, dass du es gegessen hast.»
     
    Auf dem Anrufbeantworter waren nachts und morgens keine Nachrichten eingegangen. Die Leute hatten langsam akzeptiert, dass Pfarrer am Montag frei hatten, und zwar nur am Montag. Während Merrily Mrs. Leathers Bericht über
Die Wache nach dem Tod
gelesen hatte, war eine E-Mail eingegangen.
    Liebe Jane,
     
    danke für Ihre E-Mail. Garway ist mit Sicherheit der mysteriöseste und faszinierendste Ort, den ich bei meinen Recherchen zu M. R. James besucht habe. Leider kann ich keine Klarheit in die Sache mit dem Taubenschlag bringen, abgesehen davon – aber das wissen Sie vermutlich schon –, dass die Tempelritter, vor dem Verbot ihres Ordens beschuldigt wurden, Gott zu leugnen, die Messe und das Abendmahl abzulehnen und das Kreuz zu besudeln. Diese Vorwürfe mögen erfunden gewesen sein, aber die Möglichkeit, dass der Orden in seinen letzten Jahren einen Werteverfall durchgemacht hat, kann nicht ausgeschlossen werden.
    Der Taubenschlag scheint, so wie er heute da steht, größtenteils von den Johannitern wieder aufgebaut worden zu sein, die in Garway auf die Tempelritter folgten, aber soweit ich weiß, gab es in ihrer Zeit keinen Skandal in Zusammenhang mit Satanismus.
    Was Ihre Frage zu «Oh, pfeif nur» betrifft, muss ich Sie leider enttäuschen. Was auch immer MRJ in Garway erlebt hat, scheint 1917 passiert zu sein, mehr als dreizehn Jahre nach seiner Veröffentlichung der Erzählung (die wahrscheinlich 1903 geschrieben wurde). Er kann Garway natürlich besucht haben, bevor Geistergeschichten eines Antiquars 1904 herauskam, aber es

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