Das Gespinst des Bösen
seine Freundin, Maria Magdalena, und ihre gemeinsame Familie zurückließ. Deshalb auch die Ablehnung der heiligen Messe – sie gaben vor zu wissen, dass es keine Transsubstantiation geben konnte.»
«Genau. Und damit kommen wir zu dem Kopf.»
«O.k., erzähl mir von dem Kopf.»
«Geht wahrscheinlich auf den keltischen
Kopfkult
zurück», sagte Jane.
«Davon habe ich noch nie gehört.»
«Die Kelten haben den Kopf als Gefäß des Geistes betrachtet.»
«Glaubt Mr. Williams denn, dass die Tempelritter den Kopf tatsächlich
verehrten
?»
«Du meinst im Unterschied dazu, dass sie ihn vielleicht nur als Symbol für irgendwas betrachteten? Du musst bedenken, dass die Tempelritter mit den Zisterziensern und gnostischen Sekten in Verbindung standen.»
«Jetzt geht’s los …»
«Und mit anderen Typen, die nicht dumm genug waren, um Jahrhunderte vorchristlichen Wissens zu ignorieren, von der Natur und vom Einklang mit der Landschaft und … und von allen möglichen anderen Erfahrungen, von denen man in der Bibel nichts findet.»
«Ja, ja, ich bin sicher, dass der Kopf für
irgendwas
ein Symbol ist. Aber das Bild von diesem abscheulichen Bärtigen mit der Kerze auf dem Kopf scheint mir nicht viel über die Verbindung der Menschheit mit der Erde auszusagen. Zumal er auch in schwarzen Messen auftaucht und oft über den Altären satanischer Tempel zu finden ist.»
«Du hast Levi nicht gelesen, oder?»
«Irgendwie schien mir diese Sache mit dem jungen Mädchen alles über ihn zu sagen. Aber sprich weiter …»
«Letztlich läuft alles auf …» Jane blätterte durch die Ausdrucke. «… den Aberglauben und die Fehlinterpretationen von Jahrhunderten hinaus. Es ist eine Chiffre, die für männliche und weibliche Erleuchtung steht – die Kerze. Außerdem ist er Pan, der Gott mit den Ziegenbeinen, der Geist der Natur. O.k., hör dir das an: ‹Gelegentlich ist diese Figur mit dem symbolischen Kopf des Ziegenbocks von Mendes zu sehen, und dann ist es der Baphomet der Tempelritter und das Wort der Gnostiker … bizarre Bilder, die
Vogelscheuchen für das gemeine Volk
wurden.›»
«Demnach denken also nur begriffsstutzige Leute, dass es damit irgendwas Böses auf sich haben könnte. Und die Kirche, natürlich.»
Jane zuckte mit den Schultern.
«Ja, danke, Spatz, du hast mich bekehrt. Ich werde diesen ganzen christlichen Mist einpacken und ein Poster vom Ziegenbock von Mendes in der Eingangshalle aufhängen. Und wenn ich dann erst mal in der Kirche auf den Altar gespuckt habe –»
«Gut, mach dich drüber lustig.» Jane stand auf. «Ich versuche nur, dir zu zeigen, womit du es zu tun hast, mehr nicht. Alles hat zwei Seiten.»
«Dann ist der Grüne Mann von Garway also Baphomet. Glaubt Mr. Williams das?»
«Er kennt die Kirche von Garway und glaubt, dass es Sinn ergibt. Und wenn das, was du in der Kaminecke des Meisterhauses entdeckt hast, eine Replik von dem Baphomet in der Kirche ist …»
«Du hast Robbie Williams doch aber nichts davon erzählt?»
«Nein, ich hab ganz allgemein danach gefragt.»
«Nur, weil es mir nicht besonders lieb wäre, wenn irgendwas davon bei deinem geschätzten Schuldirektor ankommt, denn wenn Morrell denkt, dass ich dich, eine Minderjährige, für meine Zwecke einspanne, wo das, womit ich mich beschäftige, doch seiner Meinung nach vollkommen unwissenschaftlich, primitiv und abergläubisch ist …»
«Das ist schon o.k. Ich glaube, Robbie Williams mag Morrell auch nicht. Und falls du …» Janes Blick wurde freundlicher. «… falls du das Schlimmste befürchtet hast, sogar
ich
würde mich davor hüten, vor Baphomet auf die Knie zu gehen. Oder vor dem Ziegenbock von Mendes.»
Sie kam herüber, und Merrily erhob sich halb, und dann umarmten sie sich spontan. Lächerlich. Seine heidnische Tochter zu umarmen, weil sie einem gestattete, bei der Anbetung des Teufels dann doch mal eine Grenze zu ziehen.
Wahrscheinlicher war, schätzte Merrily, dass sie einen Pakt schlossen gegen das, was eine Treppe höher war.
«Jane … es tut mir leid. Es war ein schlimmer Abend, und es war auch kein toller Tag. Ich weiß wirklich nicht, was ich machen soll. Nach Garway fahren – dabei kommt vielleicht gar nichts heraus. Sogar Huw Owen sagt, ich soll es lassen, weil das, was dort geschieht – was immer es ist – uralte Geheimnisse betrifft, die sowieso nicht geknackt werden, jedenfalls nicht von jemandem wie mir.»
«Hat er
das
gesagt?»
«Ich glaube nicht, dass er das
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