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Das Gespinst des Bösen

Das Gespinst des Bösen

Titel: Das Gespinst des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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gehörte der Kirche. Der Kirche gehörte alles. Auch Mom.
    In der Halle stand ein Koffer. Ein richtiger Reisekoffer aus Leder, mit Aufklebern, neben Moms alten Reisetaschen.
    Siân?
Jane starrte die Frau an. Die Frau lächelte auf diese verbindliche Weise. Perfekte Zähne.
    Ach du Scheiße.
Das musste Siân Callaghan-Clarke sein.
    «Siân wird sich hier für ein paar Tage um alles kümmern», sagte Mom. «Wie du heute Morgen schon, ähm, vermutet hast, muss ich nach Garway und ein paar Dinge klären.»
    Das war die Frau, die Mom noch vor wenigen Monaten fast zerstört hätte, nachdem sie sich selbst zur
Koordinatorin
für spirituelle Grenzfragen gemacht hatte. Callaghan-Clarkes Ansicht nach schien es dabei vor allem darum zu gehen, verblendeten Menschen dabei behilflich zu sein, sich in Behandlung zu begeben – weshalb sie diesen öligen Psychofritzen angeschleppt hatte, als Teil des
Moduls
für spirituelle Grenzfragen.
Der
wenigstens war inzwischen weg, und zuletzt hatte Mom von Callaghan-Clarke gesagt, sie halte sich in letzter Zeit zurück, mische sich nicht ein und würde nie im Büro auftauchen.
    Aber Mom neigte auch dazu, den Ball nicht im Auge zu behalten.
    «Jane versorgt sich praktisch selbst, Siân. Sie hat ihr eigenes Ap- ein großes Zimmer im zweiten Stock. Und viel zu arbeiten. Außer dem Gemeindekram müssen Sie sich also nicht um viel kümmern. Na ja, hier …» Mom lächelte dümmlich. «… ist sie jedenfalls.»
    Jane stand einfach da, als hätte sie die Sprache verloren, während Ethel um ihre Beine strich.
    «Hallo, Jane», sagte Callaghan-Clarke. «Ich habe schon
sehr
viel von dir gehört.»
     
    Mom hatte sich in den alten Kapitänsstuhl im Spülküchenbüro fallen lassen. Die Tür war zu, Jane lehnte mit dem Rücken dagegen.
    «Bist du verrückt geworden?»
    Callaghan-Clarke war oben im Gästezimmer und packte ihren schicken Koffer aus italienischem Leder aus, der mit den Aufklebern internationaler Synodalkonferenzen bedeckt war. Und es war ein großes Haus, nicht hellhörig … also, warum genau, in Gottes Namen,
flüsterten
sie?
    «Ich konnte nichts dagegen tun», sagte Mom. «
Fait accompli.
Ruth Wisdom hatte kein Zeit, Sophie hat eine Rundmail verschickt, Siân hat sich angeboten.»
    «Und Sophie hat das
akzeptiert

    «Wenn sie nein gesagt hätte, wäre das doch total verdächtig gewesen. In der Diözese hält man … sehr viel von Siân.
Ich
würde nicht wollen, dass Sophie wegen so was ins Kreuzfeuer gerät.»
    «Ich muss mit diesem Monster hierbleiben?»
    «Sie ist kein
Monster
, Jane. Sie ist nur eine ambitionierte, sehr kluge Ex-Anwältin mit … irgendeiner Art Berufung.»
    Mom lachte. So ein Lachen, das deutlich machte, dass es schlimmer wirklich nicht mehr werden konnte.
    «Dieser Bauleiter», sagte Jane. «Vor Prossers Laden steht eine Tafel mit einer Schlagzeile. Seine Freundin …»
    «Ja.»
    Es war schlimmer, als Jane erwartet hatte. Sofort hatte sie Bilder im Kopf: ein Ohr an das kalte Eisen gepresst, das andere dem enormen Kettensägenkreischen des auf sie zufahrenden Zuges geöffnet. Lag sie so, dass sie die Lichter sehen konnte? Oder hatte sie sich abgewandt, spürte das Vibrieren in ihrem Gehirn, während der Körper sich anspannte und zusammenkrümmte, wie ein Fötus? Was konnte eine noch ziemlich junge und offensichtlich schöne Frau dazu bringen, jemanden totzuschlagen, den sie liebte, und sich dann selbst zu Brei zermalmen zu lassen?
    Entschlossen schob Jane diese Gedanken weg. Sie zog sich den anderen Stuhl heran und setzte sich.
    «Warum wollte Callaghan-Clarke herkommen? Was ist ihr Hintergedanke dabei?»
    «Jane, da –»
    «Ich bin kein Kind mehr, Mom, ich kann den Mund halten, und ich kenne die Situation lange genug, um ein Gefühl dafür zu haben, wann es wieder um die zwielichtige Politik der Kirche von England geht. Also,
warum

    «O.k.», sagte Mom, «wenn man es wohlwollend betrachten will –»
    «Oh, ja, klar, lass es uns
christlich
betrachten –»
    «Um es
erst mal
wohlwollend zu betrachten … Vielleicht möchte sie einfach helfen, schließlich weiß sie, dass der Bischof diesen Job ernst nimmt und dass ihn eine Frau machen soll.»
    «Sie will die erste Bischöfin werden, oder?»
    «Erst mal Erzdiakonin, wie es aussieht.»
    «Was?»
    «Der Erzdiakon wird wahrscheinlich nächstes Jahr pensioniert. Als Erzdiakonin wäre sie dem Ziel, Bischöfin zu werden, einen entscheidenden Schritt näher, sofern das dann für Frauen eine Möglichkeit

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