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Das Geständnis der Amme

Das Geständnis der Amme

Titel: Das Geständnis der Amme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Krohn
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sie wieder zurückgebracht und in Sankt Peter begraben. Eigentlich lag der Vatikan vor den Stadtmauern Roms, aber als ich das letzte Mal hier war, wurde gerade eine Befestigungsmauer gebaut, und mittlerweile umschließt diese auch die Engelsburg. Città Leonina heißt jener Teil der Stadt. Du darfst nicht vergessen, meine Königin, wie bedroht diese Stadt ist. Die langobardischen Fürsten im Süden und die Byzantiner, die dort ihre Außenposten halten, mögen Ehrfurcht vor dem Papst zeigen, nicht aber die heidnischen Sarazenen, die immer aufs Neue kommen und vor allem die Außenbezirke plündern. Nicht wenige meiner Brüder in Christo fanden einen grausamen Tod, wenn sie sich ihnen entgegenstellten, um ihre Reliquien zu schützen!«
    Trotz der Hitze schüttelte es ihn, wenngleich Judith nicht recht glauben mochte, dass seine Angst wirklich tief ging, sondern er wie stets Lust an der übertreibung fand. Mochte die Bedrohung so groß sein, wie er sagte – Judith konnte sich Wunibald bei solch einer Plünderung nicht anders vorstellen, als dass ersich irgendwo im Keller oder im Gebüsch verkroch, bis das Schlimmste ausgestanden war. Ganz gewiss würde er sich nicht schützend vor irgendeine Reliquie stellen.
    »Die Menschen sind hier anders gekleidet als im Norden«, stellte sie fest, um ihn abzulenken.
    »’s ist wegen der Wärme«, stimmte Wunibald ihr zu. »Die Italiener bevorzugen anders als die Franken weite Gewänder, aus leichten Stoffen wie Seide, wenn sie es sich denn leisten können. Ich frage mich«, er schnaufte laut, »warum niemand von meinen Brüdern auf die Idee kam, unsere Kutten ein wenig dünner und nicht gar so schrecklich kratzend anzufertigen.«
    Judith zog mit verstohlenem Grinsen die Augenbrauen hoch. »Solltet ihr Diener des Herrn sie nicht als Zeichen der Mühsal dieser Welt tragen, dem geringsten Bruder gleichend? Kein Bettler hüllt sich in Seide …«
    Er beachtete nicht den leisen Spott in ihrer Stimme. »Kein Bettler in Rom hüllt sich in Seide, das ist wahr. Aber keiner von ihnen würde freiwillig in dieses Ungetüm schlüpfen!«
    Er deutete auf sein grobes Gewand, das nicht nur unter den Achselhöhlen nassgeschwitzt war.
    Judith lachte auf. Es war ein heller, leichter Ton, wie sie ihn seit Ewigkeiten nicht mehr aus ihrer Kehle hatte kommen hören. Einst hatte sie Balduin gesagt, sie würde weder lachen noch weinen, und wenn sich dies auch – gerade in der ersten Zeit ihrer Ehe – als übertreibung erwiesen hatte, so hatten die gefahrvolle Reise, die vielen Zermürbungen und schließlich der Zwist zwischen Balduin und ihr das ihrige dazu beigetragen, sie ernst und düster zu stimmen. Zum ersten Mal seit langem fühlte sich ihre Seele nicht beklommen, sondern frei, und sie fragte sich, ob Wunibald Recht damit hatte, dass es sich im Süden einfacher lebte.
    Das eigentliche Ziel ihrer Reise – ein Treffen mit dem Papst –schien ihr unendlich weit weg zu sein.
    »Die Hitze ist unerträglich – aber das helle Licht doch herrlich, nicht wahr?«, fragte Wunibald trotz anhaltenden Schnauf ens. »Paradiesisch, würde ich sogar meinen. So muss man sich fühlen,wenn einst die Augen durch die Anschauung Gottes und des Himmelslichts erfüllt sind, die Nase durch den Blumenduft, die Ohren durch die Musik der Engelschöre, der Geschmackssinn durch die angenehme Würze der himmlischen Speisen und der Tastsinn durch die Berührung mit der ätherischen Himmelsluft.«
    Judith blickte ihn zweifelnd an, und Wunibald schien ihre Gedanken zu erraten. »Natürlich«, setzte er mit einem breiten Grinsen hinzu, »werde ich mich im Paradies noch wohler fühlen, weil ich dann den hiesigen Leib los sein werde.«
    »Wenn du weniger essen und weniger Met trinken würdest, so könntest du von dieser Wohltat schon hier auf Erden haben.«
    »Wo denkst du hin!«, rief Wunibald entrüstet. »Am Hunger würde ich nicht minder schwer schleppen als an meinem dicken Bauch.«
    Judith lachte wieder, und sie trug das Lächeln noch auf ihren Lippen, als sie eine Weile schweigend weitergingen.
    »Warum«, fragte Wunibald unwillkürlich, und seine Stimme klang viel ernsthafter als eben noch, »warum bist du nicht stets so glücklich?«
    »Bin ich denn glücklich?«, fragte Judith und deutete auf ein Grüppchen Frauen, das an einem Brunnen beisammenstand. »Sieh nur, was diese Mädchen hier tragen: so viele Ketten vor der Brust, Reifen am Arm, Bänder an den Schenkeln. Welchem Zweck soll das dienen?«
    »Das sind Talismane, zum

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