Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
Vom Netzwerk:
viel für mich gewesen.«
    »Aber Sie haben beschlossen, allein mit den Kindern zum Hafen zu fahren. Was war an diesem Tag anders als sonst?«
    Simones Stirn kräuselte sich vor Ärger, ein Anblick, der Roxanne vertraut war. Es bedeutete, dass sie es satthatte, Fragen zu beantworten. »Ich wollte wieder segeln. Als ich gesegelt bin, war ich nicht hilflos.«
    »Wollten Sie ein Segelboot mieten?«
    Das auf Cabots Frage folgende Schweigen währte so lange, dass es aussah, als würde Simone gar nicht darauf antworten.
    »Ich wollte mich für Segelstunden anmelden, dann hät te Johnny gesehen, dass ich auch etwas kann. Ich wäre nicht nutzlos.«
    Roxanne fühlte, wie sich Johnny neben ihr anspannte. Sie lehnte sich ein wenig in seine Richtung, presste ihre Schulter an seine. Sie achtete darauf, dass es nur eine winzige Bewegung war, die den hinter ihnen sitzenden Zuschauern nicht auffallen würde.
    »Aber Sie sind nicht zum Hafen gefahren. Warum nicht?«
    »Es war zu anstrengend.«
    »Was meinen Sie mit ›zu anstrengend‹?«
    »Olivia schrie und schrie, und ich bekam die Käseverpackung nicht auf.«
    Simones Hände krümmten sich in ihrem Schoß, als versuchte sie die Plastikverpackung zu öffnen.
    »Ich konnte nichts richtig machen! Es war zu kompliziert. Es gab keine Sicherheitsgurte an den Rücksitzen, und Olivia schrie die ganze Zeit, und die Zwillinge stellten ständig irgendwelche Fragen. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren.«
    Sie sah sich um, als müsste sie sich vergegenwärtigen, wo sie war, und dann fuhr sie fort, atemlos, sprach zu sich selbst, nicht zur Jury. Der voll besetzte Gerichtssaal, in dem bis auf das Geräusch des Regens völlige Stille herrschte, schien wie gebannt zu sein.
    »Ich konnte meine Gedanken nicht mehr ordnen. Ich versuchte nachzudenken, aber es waren nur Wörter und Wörter und Wörter. Und mein Kopf tat so weh, als würde ihn jemand zwischen den Händen halten und zusammenpressen … Die Zwillinge machten nicht, was ich ihnen sagte, sie wollten einfach nicht, wollten einfach nicht … still sein, nur für zwei Minuten, damit ich nachdenken könnte. Ich liebe sie, aber sie sind beschränkt und dumm wie ich, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Was war noch mal die Frage?«
    Roxanne fragte sich, ob sich Simone der Tränen bewusst war, die ihr über die bleichen Wangen liefen. Eine der älteren Geschworenen holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und tupfte sich verstohlen die Augen.
    »Was ist dann passiert, Simone?« Für einen so großen Mann hatte Cabot eine erstaunlich sanfte Stimme.
    »Ich habe mich auf den Fahrersitz gesetzt und die Tür zugemacht, und innerhalb einer Sekunde fiel die ganze Verwirrung von mir ab.« Sie blickte David an, die Augen weit aufgerissen. »Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich wusste es.«
    Clark Jackson sprang von seinem Platz auf und stürmte zum Zeugenstand. In seinem Eifer, möglichst schnell dorthin zu gelangen, stieß er fast mit David Cabot zusammen, der zum Anwaltstisch zurückging. Er blieb in der Mitte zwischen Simone und der Jury stehen und fixierte Simone, als wäre er der Sprecher für die zwölf Geschworenen hinter ihm. Er sagte kein Wort, starrte Simone nur an, als hätte er eine fremde Spezies vor sich. Roxanne konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen; doch sie konnte ihn sich so deutlich vorstellen, als würde Jackson in ihre Richtung blicken.
    »Ist es nicht so, Mrs. Duran, dass Sie Ihren Mädchen gesagt haben, Sie würden mit ihnen zum Hafen fahren, weil Sie ihnen die Wahrheit verheimlichen wollten? Weil Sie von Anfang an planten, sie mit Autoabgasen zu ersticken?« Jackson schnalzte mit den Fingern. »Ach ja, wie konnte ich das nur vergessen! Sie waren hilflos, richtig? Sie haben nur getan, was eine Stimme …«
    »Einspruch«, sagte Cabot. »Einschüchterung der Zeugin, Euer Ehren.«
    »Stattgegeben.« Der Richter funkelte den Staatsanwalt über den Rand seiner schmalen Brillengläser hinweg an. »Mr. Jackson, es war ein langer Tag, und meine Geduld ist erschöpft. Sie sollten mich besser nicht reizen.«
    »Verzeihung, Euer Ehren.« Er ging ein paar Schritte, ehe er fortfuhr. »Sie hörten also eine Stimme …«
    »Hören Sie auf damit!« Simone stand auf, ihr Gesicht war rot angelaufen. »Es war keine Stimme, und ich habe auch nichts gehört . Ich wusste einfach, was ich zu tun hatte.«
    »Setzen Sie sich, Mrs. Duran«, sagte der Richter.
    »Wenn Sie keine Stimme gehört haben, Mrs. Duran, wie kam dann dieses

Weitere Kostenlose Bücher