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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
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Jungen mit sich schälender, sonnenverbrannter Nase, der manchmal im Bootsladen seiner Eltern an der Marina von Shelter Island gearbeitet hatte.
    »Sie hatten ein wunderschönes Segelschiff.« Simone roll te ein Zweiglein mit Pfefferfrüchten zwischen ihren Händen wie ein Spieler, der seine Würfel aufwärmt. »Auf der Oriole gab es Kojen für acht oder neun Passagiere, und Shawn und ich hatten auf jeder einzelnen von ihnen Sex. Mehr als einmal.«
    »Du schwindelst. Das hast du erfunden.«
    »Pfadfinderehrenwort.« Simone hob ihre Hand, und der stechende Geruch nach Pfeffer erfüllte die Luft zwischen ihnen.
    Bis Simone Johnny kennenlernte, war sie nie glücklicher gewesen als in jenen Sommertagen, als sie auf der Oriole gesegelt war, ein fünfzehn Meter langer Zweimaster, schwarz und gelb gestrichen wie der Vogel Pirol, nach dem das Schiff benannt war. Selbst jetzt noch, zehn Jahre später, konnte sie das Gefühl der heißen Sonne auf ihrer Haut und den Geruch nach frischem Lack heraufbeschwören.
    »In dem Sommer, bevor ich in die Oberstufe kam, beschloss BJ , dass ich mehr Sport treiben sollte.«
    Ohne sich mit Ellen abzusprechen, hatte er Simone für ein Segel-Tagescamp angemeldet, sie jeden Morgen selbst zur Shelter Island gefahren und abends wieder abgeholt. Es war für alle eine Überraschung gewesen, dass ihr das Segeln tatsächlich Spaß machte.
    »Was ich wirklich daran geliebt habe, war dieses Gefühl von Verwegenheit, wenn man über das Wasser fliegt.«
    »Vielleicht solltest du es mal mit Fallschirmspringen versuchen.«
    »Shawn war einer der Segellehrer im Camp. Er war prak tisch mit Schiffen aufgewachsen, es gab also nichts, was er nicht wusste.
    Aber er sah tatsächlich ziemlich komisch aus«, sagte Simone, in Erinnerungen versunken. »Eine Vogelscheuche mit türkisgrünen Augen und einer Wahnsinnssonnenbräune.« Sie war seine erste Freundin gewesen, und er hatte sein Glück kaum fassen können. »Als er mir das erste Mal die Hand unter die Bluse schob, dachte ich, er würde auf der Stelle kommen, so aufgeregt wie er war.«
    »Ihr wart also beide noch Jungfrauen.«
    Simone kicherte.
    Sie hatte sich nach der gestrigen Szene am Swimmingpool sehr elend gefühlt, aber jetzt, als sie die Geschichte von Shawn erzählte und Roxannes verdutzte Miene sah, hellte sich ihre Stimmung etwas auf. Es tat ihr gut, sich daran zu erinnern, dass auch sie einmal ein wildes Mädchen gewesen war, dass sie einen ganzen Sommer lang jeden Morgen voller prickelnder Vorfreude auf den vor ihr liegenden Tag aufgewacht war. Selbst die ersten Monate als Johnnys Ehefrau hatten nicht den erregenden Zauber dieses Sommers besessen.
    »Du warst keine Jungfrau mehr?«
    »Also, bitte.« Simone verdrehte die Augen. »Lass dir eines gesagt sein, Rox, ich habe keine Zeit verschwendet, sobald ich herausgefunden hatte, wofür diese Vitaminpillen für glänzendes Haar, die du mir gegeben hast, tatsächlich waren …«
    »Du hast es gewusst!«
    »Vitamine für glänzendes Haar?« Allein dies auszuspre chen brachte Simone zum Lachen. »Ich mag vielleicht etwas langsam von Begriff sein, aber ich bin kein Voll idiot.«
    Roxanne sagte: »Elizabeth hat das Rezept von ihrem Bruder bekommen. Die Jungs waren ja wie verrückt hinter dir her. Ich war mir sicher, dass du in Schwierigkeiten geraten würdest. Weiß Johnny über all diese Dinge Bescheid?«
    »Glaubst du, er hätte mich dann geheiratet?«
    »Aber wie …?«
    »Roxanne, es ist nicht besonders schwer, einen Mann zu täuschen, der sich täuschen lassen will.«
    So, da hast du es, dachte Simone zufrieden. Du magst vielleicht klüger sein als ich, Roxanne, aber es gibt immer noch Dinge, über die du nicht Bescheid weißt.
    »Was ist mit Geschlechtskrankheiten? Du hättest Aids kriegen können.«
    »Ehrlich, Rox, ich bin mir ziemlich sicher, dass die Gefahr vorbei ist.«
    »Ich will nicht einmal daran denken …«
    Simone hätte am liebsten einen jubelnden Tanz um die entsetzt dreinblickende Roxanne herum aufgeführt.
    »Schau«, sagte sie. »Ich war damals völlig naiv und dumm. Ich dachte, Aids sei etwas, das du in den Benzintank kippst, damit dein Wagen besser läuft.«
    Roxanne glaubte ihr erst nicht, dann doch. Sie krümmten sich beide vor Lachen, fielen gegeneinander.
    Als sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Simone: »Die Kerle mochten mich, Rox. Das wusste ich, seit ich zwölf oder dreizehn war.« Wenn sie nachts aus dem Haus geschlichen und wieder zurückgekommen war, hatte sie darauf

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