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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
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geachtet, dass Ellen und BJ nichts merkten. »Ich war hübsch, und den Typen war es egal, ob ich etwas in der Birne hatte oder nicht. Selbst den klugen. Ich ließ sie immer erst ordentlich baggern, doch am Ende … war ich willig.«
    Und ich war gut, dachte sie. Es war, wie Johnny sagte. Ihr Körper war für Sex geschaffen. Und Babys. Immer für Babys.
    Roxanne wandte sich ihr zu, wirkte beinahe streng. »Das ergibt keinen Sinn, Simone. Du hasst Wasser. Schon als Baby hast du Wasser gehasst.«
    »Salzwasser ist anders. Ich liebte den Geschmack, und es fühlte sich auf der Haut anders an, irgendwie fest und seidig. Und ich trug immer eine Rettungsweste. Ohne Weste ließ mich Mr. Hutton gar nicht aufs Schiff.«
    »Wo war ich, als das alles passierte?«
    »Du hattest damals deine eigene Wohnung. Erinnerst du dich, als ich mir das Schlüsselbein gebrochen habe?«
    »Verschwommen.« Du konntest dich nicht mit mir befassen. Du und deine beste Freundin hattet einfach zu viel Spaß, dachte Simone und fügte hinzu: »Wir waren unterwegs zu den Coronado Islands. Mom und BJ erlaub ten mir, über Nacht wegzubleiben, weil Shawns Eltern dabei waren und noch ein paar andere Leute.« Simone schüttelte den Kopf. »Mom war so naiv. Wie auch immer, wir segelten zurück, und ich ging zum Bug, blieb dort stehen …«
    Sie hielt inne, dachte an diese Momente komprimierter Freude, die sie auf der Oriole empfunden hatte. Die Nadelstiche der Gischt, die ihr ins Gesicht spritzte, ihre brennenden Augen, der salzige Geschmack auf ihren auf gesprungenen Lippen und ihre heiße, klebrige Haut.
    »Ich weiß noch genau, was ich dachte, als der Unfall passierte. Am Abend davor waren Shawn und ich auf Deck unter dem Sternenhimmel gesessen und haben ein tolles Gespräch geführt. Wir beschlossen, dass wir nach der Highschool als Crew auf einem Segelschiff anheuern würden. Es war uns egal, wohin wir fahren würden, wir brauchten einfach nur Erfahrung, damit wir irgendwann unser eigenes Schiff kaufen und im Südpazifik leben könnten. Ich wusste, es würde für mich niemals etwas Schöneres geben, als über das Wasser zu jagen und dieses Gefühl zu verspüren, ich könnte jeden Moment abheben und fliegen.«
    »Segeln und Sex und ein gebrochenes Schlüsselbein.« Roxannes Gesichtsausdruck hatte sich von erstaunt über verwirrt bis hin zu beinahe wütend verändert.
    Auf sich selbst, dachte Simone. Ihr missfällt die Vorstellung, dass es in meinem Leben irgendwelche Dinge gibt, die sich ihrer Kenntnis entziehen.
    »Ich stand also da, dachte darüber nach, wie glücklich ich war, und dann schrie jemand meinen Namen, und als Nächstes weiß ich, dass der Klüverbaum gegen mich knallte und ich im Wasser war. Und es war kalt, richtig kalt.« Die Oriole glitt vorbei, ihre Segel prall gefüllt. »Ich konnte nicht atmen, konnte nichts mehr sehen. Wahrscheinlich wäre ich ertrunken, wären da nicht Mr. Hutton und die Schwimmweste gewesen.«
    »Du wurdest gerettet.«
    »Na ja, wie man sieht.«
    Rückblickend wusste Simone, dass sie sofort wieder zum Segeln hätte gehen müssen, gleich am nächsten Wochenende. Auch mit einem gebrochenen Schlüsselbein hätte sie in der Kombüse arbeiten oder die blanken Schiffsteile polieren können. Stattdessen war sie zu Hause geblieben, hatte sich ihren Schmerzen hingegeben, sich selbst leidgetan und an eisiges Wasser und Haie und die vorbeigleitende Oriole gedacht. Wenn sie jetzt die Augen schloss, konnte sie immer noch den schwungvollen Schriftzug des Namens auf dem Heck sehen.
    Nachdem ihre Schulter verheilt war, wollte sie wieder segeln, doch da war es bereits zu spät.
    »Mom hat getobt, als ich davon sprach, wieder aufs Schiff gehen zu wollen. Sie sagte, ich wäre beinahe gestorben. Und BJ schloss sich ihrer Meinung natürlich an.«
    Und ich habe nicht dafür gekämpft, dachte sie. Habe nicht rebelliert. Sie hatten Angst um mich, und sehr bald hatte ich ebenfalls Angst.
    Die Zeit verstrich, und nachdem Johnny und sie geheiratet hatten, kauften sie eine Wohnung direkt am Mission Beach. Im Winter, wenn die Touristen abgereist waren, war der Strand grau und leer und wunderschön, und der breite Sandstreifen gehörte den Möwen und Pelikanen und den in dicke Parkas gehüllten Einheimischen. Wenn sie am Ufer entlangspazierte, lange Strecken von der Flussmündung bis fast hin zum Bird Rock zurücklegte, sprang manchmal parallel zur Küste ein Schwarm Delfine durch die Brandung, als wollten sie ihr Gesellschaft leisten. Anfangs

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