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Das Gewicht der Liebe

Das Gewicht der Liebe

Titel: Das Gewicht der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campbell Drusilla
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optimistisch seien, weil sie an die Zukunft glaubten. Diese Beschreibung traf in jenem Sommer auf Roxanne zu. An den Wochenenden gingen Ty und sie in den Cuyamaca Mountains und den Laguna Mountains zum Wandern, erkundeten Läden und Restaurants in den Küstenstädten zwischen San Diego und Dana Point. Sie lachten, liebten sich und waren glücklicher miteinander als je zuvor. Sie sprachen davon, ein Baby zu bekom men. Nicht mehr vor Simones Joch gespannt und für deren Wohl verantwortlich, würde Roxanne einfach eine ganz normale und wunderbare Ehefrau und Mutter sein.
    Sie redeten nicht viel über Chicago, während sie auf die offizielle Stellenzusage warteten, die, wie sie überzeugt waren, erfolgen würde. Doch als die Tage zu Wochen wurden und keine Nachricht eintraf, wurde das Thema zu einem empfindlichen Punkt, wie ein gereizter Nerv, den zu berühren sie beide geflissentlich vermieden. Als schließlich der Anruf von einem Biologen kam, der Tys Kollege gewesen wäre und der seine Kandidatur besonders unterstützt hatte, bedurfte es weniger als drei Minuten, um ihrer beider Leben aus den Angeln zu heben und in eine neue Richtung zu katapultieren.
    Ty legte den Hörer auf, ging in die Küche und schenkte sich aus dem Kühlschrank ein Glas Eiswasser ein. Roxanne blieb, wo sie war, im Wohnzimmer, faltete Wäsche zusammen, biss sich auf die Innenseite ihrer Lippen.
    »Sie haben die Stelle einem Typen aus Harvard gegeben.« Er stand im Rundbogen zwischen den beiden Räumen, seiner Miene war nichts zu entnehmen. »Edgar Lessing.«
    »Ty, es tut mir so leid.« Sie hatte nie nach Chicago gehen wollen, aber andererseits wünschte sie sich so sehr, dass Ty von der Welt die Wertschätzung erhielt, die er verdiente.
    »Ich kenne ihn. Er ist ein guter Mann. Wahrscheinlich eine kluge Wahl.«
    »Sie hätten dir die Stelle geben müssen.« Sie warf ein T-Shirt in den Korb, ohne es zusammenzufalten. »Gab es irgendeine Begründung?«
    »Sie hatten den Eindruck, ich sei nicht mit dem Herzen dabei.«
    »Mit dem Herzen?«
    »Ja.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich glaube, es ist eine Art, gleichzeitig irgendetwas und nichts zu sagen.«
    Ein Ausdruck von verwirrter Enttäuschung flackerte über sein Gesicht und war sofort wieder verschwunden, wie der Schatten einer Motte im Kerzenlicht. Gleich darauf gefror seine Miene zu einer Maske der Neutralität. Sie verstand ihn, machte ihm keinen Vorwurf daraus, dass er seine Zeit in Chicago nicht reflektieren und die Vorstellungsgespräche analysieren wollte. Roxanne war klar, was man vermutlich vor zwanzig Jahren in so einem Fall öffentlich gesagt hätte: Wenn das Herz des Mannes an dieser Stelle hängt, wo ist dann seine Frau? Warum ist sie nicht bei ihm, um ihn zu unterstützen? Wahrscheinlich wurde heutzutage dasselbe im privaten Rahmen und inoffiziell gesagt.
    Die Tage vergingen, und Ty redete so gut wie gar nicht, bis auf minimalen Small Talk, was irgendwie schlimmer war, als wenn er die ganze Zeit geschwiegen hätte. Roxanne kam es vor, als wäre entweder das Haus um sie beide herum geschrumpft oder als wären sie größer und schwerfälliger geworden, als sie es vorher gewesen waren. Sie gingen einander sorgsam aus dem Weg, waren übermäßig freundlich und entschuldigten sich für Dinge, die völlig belang los waren – wenn einer von ihnen den Briefkasten vor dem Haus nicht geleert hatte oder ein benutztes Glas auf der Küchentheke hatte stehen lassen. Roxanne hatte keine Ahnung, ob dies einfach nur Tys Art war, mit Enttäuschungen fertigzuwerden, oder ob er wütend auf sie war oder ob, was ihr am wahrscheinlichsten erschien, eine Kombination aus beidem an ihm nagte. Seine Gedanken hatten Stimmen. Sie hörte, wie er sie anklagte, das Zusammensein mit ihr bereute. Schließlich hielt sie es nicht länger aus.
    »Du bist enttäuscht, Ty. Das weiß ich. Ich fühle mich irgendwie schuldig. Wenn ich dich begleitet hätte …«
    »Es ist vorbei, Roxanne. Lass es.«
    »Bitte, rede mit mir.«
    »Es hat keinen Zweck, Roxanne.«
    Seine knappen Antworten ärgerten sie, und sie begann sich gegen ihn zu verhärten. Gespräche waren wie Zimmer, erkannte sie. Sie hatte die Tür geöffnet, doch es war an ihm einzutreten, und als er das nicht tat, fühlte sie sich so verletzt, als hätte er einen Blick ins Zimmer geworfen, nichts von Interesse oder Bedeutung darin entdeckt und sich gleichgültig abgewandt.
    Einfach nur, um aus dem Haus zu kommen, begann Roxanne wieder mehr Zeit mit Simone zu

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