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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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ewig Währenden verliehen. Der Feuerschein spiegelte sich in seinen Augen, und sein beredt gestikulierender Arm warf große Schatten an die oberen Stockwerke der Taverne. Am Ende seines Vortrags erhoben sich keine begeisterten Stimmen, niemand jubelte ihm zu. Nur ein friedvolles Schweigen überkam die Zuhörer, während Ogea die Leiter herunterkletterte und stumm das Gasthaus betrat, um sich ans Feuer zu setzen und einen Becher heißen Zimttee zu trinken.
    Tahn hoffte, dass der Vorleser noch am Leben war und bald mit seinem Becher am Feuer sitzen würde.
    Der Duft von Nussbrot, Beerenwein und reifem Käse lockte ihn aus seiner Träumerei. Die Tische waren beinahe voll besetzt, deshalb ging Sutter voran zu dem Halbkreis aus Lederstühlen vor dem Feuer – wo Ogea zu sitzen pflegte. Tahn hängte seinen Umhang an einen Haken neben dem Feuer, damit er trocknete, und nahm neben Sutter Platz. Der offene Kamin war ein Durchbruch in der Wand zu dem privaten Speisezimmer, in dem die Männer von Helligtal ihre Versammlungen abhielten – das Feuer heizte beide Räume. Eine Tür neben dem Kamin führte in diesen Nebenraum. Durch das Feuer hindurch konnte Tahn ein Paar Beine und dunkle Stiefel sehen.
    Doch er wurde bald von dem Unbekannten nebenan abgelenkt, als Hambley geschäftig zu ihnen herübereilte. Der Wirt schaffte es, einen Krug Bitter und einen Teller mit warmem Brot und Käse zugleich in einer Hand und ein Küchenbeil in der anderen zu tragen. Hambley stellte das Essen und das Bier ab, behielt das Beil aber in der Hand und streckte Tahn die lange, dünne Hand zur Begrüßung hin – so machte der gute Mann das immer.
    Tahn nahm Hambleys Hand und drückte sie. Der Wirt erwiderte den Händedruck mit eisernem Griff. Tahn hatte den Feldstein-Wirt einmal im Hober baden sehen und an seinem Rücken die Rippen zählen können. Dennoch hatte der drahtige Mann schon doppelt so schwere Gäste hinausbefördert, wenn das Bier sie übermütig gemacht hatte. Sein Wirtshaus war sauber, und Hambley ließ weder Mann noch Frau seine Stube betreten, ohne etwas Heißes vor sie hinzustellen.
    »Wir haben fast kein Fleisch mehr«, sagte er und schenkte zwei Gläser seines Feldstein-Bitter für Tahn und Sutter ein. »War deine Jagd heute erfolgreich?«
    Tahn schüttelte den Kopf. »Ich muss mit dir reden. Kannst du dich ein Weilchen zu uns setzen?«
    Hambley schien die Dringlichkeit zu spüren. »Ich komme gleich wieder, dann essen wir zusammen.« Für wichtige Angelegenheiten brauchte Hambley immer etwas zu essen.
    Sutter rief ihm nach: »Ja, ja, das klingt recht, guter Mann. Und jetzt ab mit Euch, und macht Eure Sache ja ordentlich.«
    Der Wirt schüttelte belustigt den Kopf und verschwand im Flur zur Küche. Dort gab es eine weitere große Feuerstelle, so riesig, dass Hambley sich damit brüstete, er könne einen ganzen Ochsen darin braten. Beim Gedanken an Essen von Hambleys Herd lief Tahn das Wasser im Munde zusammen – er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.
    Der Ofen allein war jedoch nicht für Tahns Appetit verantwortlich. Da er Hambley oft das Fleisch für seine Küche lieferte, hatte er das Geheimnis für das köstliche Essen der Feldstein-Taverne gesehen. Der Wirt beheizte den Ofen nur mit duftenden Hölzern. Und die Köchinnen – Hambleys Frau und Tochter – warfen eine nasse Mischung aus Salbei, Drosselnelken, Pfefferkörnern und Kiefernrinde ins Feuer, die den Ofen mit süßem Rauch füllte und die Speisen darin würzte.
    Hambley schlängelte sich bald darauf wieder durch das Gedränge zu ihnen herüber. Er stellte Brot und einen Teller Entenbraten auf den Tisch und setzte sich. »Manche meiner Gäste sind schon seit zwölf Tagen hier. Der Vorleser ist noch nicht erschienen, und die älteren Leute wollen nicht abreisen, ehe er da war.«
    »Hat der Rat jemanden ausgeschickt, um nach ihm zu suchen?«, fragte Tahn. Er rechnete halb damit, dass Hambley ihm nun erzählen würde, noch jemand habe den Velle gesehen.
    »Niemand will in diesem Regen da hinaus – abgesehen von dir. Nordsonn ist bereits vorüber, und doch hat man den Vorleser noch nicht gesehen. Ogea ist alt, aber er war sonst immer pünktlich zu Nordsonn hier. Schon ehe ich alt genug für den Wandel war, kam der Alte stets früh genug, um sich noch Entenbraten schmecken zu lassen und mit den Frauen zu schwatzen. Sein Ausbleiben beunruhigt mich«, erklärte Hambley.
    Tahn und Sutter tauschten einen wissenden Blick.
    Dann nahm Tahn seinen Mut zusammen, um zu

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