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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Teller.
    »Ich habe keinen Appetit mehr, Hambley. Es tut mir leid.«
    »Unsinn, du darfst alles liegen lassen, wofür du bezahlst.« Er grinste und griff auch nach Sutters Teller. Der zog ihn hastig an sich.
    »Ich esse meines noch auf, werter Herr Opawn. Mir hat es nicht den Appetit verschlagen.« Sutter sah Vendanji dabei nicht an, und dennoch waren seine Worte ein unverhohlener Vorwurf.
    Vendanji wandte sich scharf zu Sutter um, beugte sich dicht zu ihm hinüber und nagelte ihn mit seinem strengen Blick förmlich fest. »Hör zu, Bursche, ich habe nichts gegen dich. Aber es ist nicht klug von dir, dich mir so schnell zum Feind zu machen. Du hast Temperament, und dein Tatendrang gefällt mir. Setze beides für einen sinnvollen Zweck ein statt für großspuriges Gehabe. Du näherst dich dem Rechenschaftsalter und wirst schon bald Verantwortung für dich selbst übernehmen. Warte ab, höre zu und erlaube dir erst ein Urteil, wenn du sicher bist, dass du dich damit nicht selbst verdammst. Ich habe keine Geduld mit Dummköpfen.«
    Hambley schlurfte mit besorgt verzogener Miene zur Küche davon.
    Die Worte des Fremden hingen noch in der Luft, begleitet vom Geruch nach verbrauchtem Lampenöl. Sein Tadel war sehr streng gewesen, aber er hatte leise gesprochen, darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    Vendanji richtete sich auf dem tiefen Lehnstuhl auf und strich sich mit der Hand über den Bart. »Wir beide haben uns einander noch gar nicht vorgestellt. Meinen Namen kennst du. Wie lautet deiner?« Wieder streckte er die Hand aus. Sutter ergriff sie sehr zurückhaltend.
    »Sutter Te Polis«, antwortete Tahns Freund, und dann versagte seine Stimme. Tahn vermutete, dass Sutter den gleichen eisernen Griff spürte wie er eben.
    Der Fremde drehte die Hand jedoch nicht herum, wie er es bei Tahn getan hatte, sondern strich nur mit dem langen Zeigefinger über Sutters Fingerknöchel. Dann ließ er los. »Wovon sind deine Nägel so schwarz?«
    Sutters Lippen bewegten sich lautlos, und seine Wut und Angst wichen plötzlicher Verlegenheit. Er zappelte einen Moment lang auf seinem Stuhl herum, dann stellte er die Füße fest auf den Boden, blieb still sitzen und antwortete: »Ich arbeite auf dem Acker. Unter meinen Nägeln klebt die gute Erde des Helligtals. Das mag kein besonders angesehener Beruf sein, aber trotzdem …«
    »Entschuldige dich nicht dafür. Wenn man ihn mit Verstand angeht, ist das ein Beruf für einen weisen Mann.« Vendanji musterte Tahn und Sutter eindringlich. »Den richtigen Weg zu erkennen ist tatsächlich am einfachsten, wenn man mit beiden Händen in die Erde greift. Dort Leben hervorzubringen, Sutter, ist nichts, dessen du dich schämen müsstest.«
    Sutter blieb vor Überraschung der Mund offen stehen. Diesen fassungslosen Gesichtsausdruck hatte Tahn erst ein einziges Mal bei seinem Freund gesehen – an dem Tag, als Wendra auf seine Avancen eingegangen war und ihn auf den Mund geküsst hatte. Die Anspannung verflog, und Vendanji bedeutete Sutter mit erhobenem Zeigefinger, dass die Unterhaltung damit beendet war.
    Der Fremde erinnerte Tahn an seinen Vater: Er war nicht kleinlich, und seine Verärgerung wirkte angemessen, irgendwie berechtigt.
    »Herr …«
    »Nicht so förmlich. Du kennst meinen Namen«, sagte der Mann.
    Tahn nickte. »Die Stiefel, die Ihr – die du trägst, sind nicht aus dem Helligtal. Das Leder ist zu schwarz und zu dick dafür.« Er zögerte und überlegte, wie der Fremde seine Frage aufnehmen würde. Er konnte den Mann nicht einschätzen, weil dessen Gesicht kaum etwas von seinen Gedanken preisgab. Also rückte er einfach damit heraus. »Was führt dich hierher?«
    Vendanjis Lippen verzogen sich zu einem schwachen, aber gewinnenden Lächeln. »So kann nur ein Mann sprechen, der jede Spur am Boden beachtet.« Doch er gab Tahn keine Antwort, sondern stellte stattdessen selbst eine Frage. »Was kannst du mir von deiner Schwester erzählen, Tahn? Wie geht es ihr seit dem Tod eures Vaters?« Der Mann schlug ein gestiefeltes Bein über das andere und lehnte sich zurück.
    Vendanji wusste viel. Und es erschien Tahn nicht klug, ihn zu belügen oder zu fragen, was ihn das anginge. »Es geht ihr gut. Sie vermisst unseren Vater und schreibt viele Lieder über unser Leben, ehe er von uns gegangen ist. Ich glaube, das ist ihre Art, mit seinem Tod zurechtzukommen.« Er blickte vom Boden auf, räusperte sich und rieb sich die Wange. »Sie hat eine wunderschöne Stimme, aber sie lässt sie

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