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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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du es auf dem Weg zu dem Sodalen abholst.« Vendanji erhob sich.
    »Dem Sodalen? Du meinst Braethen? Wer hat dir das erzählt?« Tahn musste den Kopf weit zurücklehnen, um zu dem Mann aufzublicken.
    Vendanji warf ihm einen abweisenden Blick zu. »Es ist mir zu Ohren gekommen.«
    »Wenn der ein Sodale ist, bin ich ein Vorleser«, warf Sutter ein.
    Vendanji schien kurz zu überlegen. »Bring ihn trotzdem so schnell wie möglich hierher. Bleibt auf den Hauptstraßen, und wagt euch ja nicht aus dem Ort hinaus.«
    Vendanji zog sich die Kapuze tief in die Stirn und bedachte Sutter noch mit einem undurchschaubaren Blick, ehe er auf die Flügeltür der Taverne zuging. Dort blieb er einen Moment lang stehen, als eine zweite Gestalt neben ihm auftauchte. Tahn sah sie kaum richtig. Sie wirkte so anmutig wie ein Tieflandhirsch, so geschmeidig wie eine Bergkatze. Jede ihrer Bewegungen war rasch und sicher. Tahn sah nur einen Moment lang ihren hellgrauen Umhang, ehe sie durch die Tür trat und verschwand, so flüchtig wie Dampf aus einem kochenden Kessel. Doch in diesem einen Moment, so glaubte er, war ihr Blick zu ihm herübergehuscht.
    »Endlich ist er weg«, stieß Sutter hervor. »Was für ein Wirrwarr, lauter Widersprüche. Ich dachte, er würde mir gleich den Kopf abreißen, und er macht mir doch glatt ein Kompliment.«
    »Hast du sie gesehen?«, fragte Tahn, der noch immer die Tür angaffte.
    »Das Mädchen in dem grauen Umhang meinst du?« Sutter lachte.
    Tahn fuhr zu seinem Freund herum. »Ja. Hast du sie schon mal im Helligtal gesehen?«
    »Ich habe sie ja gerade eben kaum gesehen. Ist so schnell verschwunden wie eine Fern.«
    »Eine Fern«, wiederholte Tahn und starrte erneut die Tür an. »Das ist eine Lesergeschichte.« Er versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was sein Vater über die Fern gesagt hatte. Da war irgendetwas mit einer großen Aufgabe. Ihnen sei der lebendige Atem nur für eine kurze Zeit auf dieser Welt gegeben. In den Legenden hieß es immer, dass die Fern nicht lange lebten. Tahn fand das ziemlich grausam, falls es überhaupt stimmte, denn die Fern selbst waren im Helligtal nicht viel mehr als ein Mythos. Sogar Ogea erzählte so selten von ihnen, dass sie Tahn kaum für wirklich hielt.
    In der einzigen Sage, die der Vorleser über die Fern erzählte, ging es darum, wie ihre Stadt bei Gründung der Welt von den Ersten gesegnet wurde. Sie lag ganz am Rand der Schöpfung, und angeblich rührte der Name dieses Volkes daher – dass sie so fern von allem anderen lagen.
    Sutter riss Tahn aus seinen Gedanken. »Bitte, mein Bester, jetzt sag nicht, dass der Wandel bei dir so schnell eingetreten ist. Vater würde es mir unentwegt vorhalten, wenn du schon eine Frau gefunden hättest, während ich immer noch an seinem Tisch esse.« Sutter streckte den Arm aus und klopfte Tahn kräftig auf die Schulter.
    »Da stelle ich nur eine Frage, und du hast mich schon verheiratet«, erwiderte Tahn und lächelte schief. Dennoch wandte er sich wieder zu der Tür um, durch die das Mädchen gerade verschwunden war.
    »Ich sehe doch diesen Ausdruck in deinen Augen«, zog Sutter ihn auf. »Nein, ich habe sie im Helligtal noch nie gesehen. Aber sie ist mit unserem charmanten neuen Freund gegangen. Was sagt das über ihren Charakter aus?« Sutter grub Tahn die Fingerknöchel in den Rücken. »Hast du zufällig auch die Farbe ihrer Stiefel bemerkt?«
    Tahn wirbelte herum, packte Sutters Arm und klatschte seinem Freund mit der Hand auf die Stirn.
    »Macht das bitte draußen, Jungs«, sagte Hambley. »Die Besucher von außerhalb wissen ja nicht, dass ihr nur Spaß macht. Am Ende mischen sie noch mit, und ich stehe mit einem Haufen zerschlagener Tische da. Habt ihr außerdem nicht noch etwas zu tun?«
    Tahn ließ Sutter los und duckte sich, um dem letzten Hieb auf sein linkes Ohr auszuweichen, mit dem Sutter meist ihre Ringkämpfe beendete. Rasch ging er zur Tür, nicht zuletzt in der Hoffnung, noch einen Blick auf die Frau an Vendanjis Sei te zu erhaschen. Er trat hinaus ins trübe Tageslicht. Unter dem wolkenverhangenen Himmel konnte nichts einen Schatten werfen, und Helligtal wirkte so klamm und kalt wie ein tiefer Brunnenschacht, der ohne Wasser zu nichts mehr nutze war.
    Sutter folgte ihm. »Dann lass uns gehen. Wir müssen zu dem Sodalen .«
    Sie wechselten grinsend einen zweifelnden Blick. Braethen war ein netter Kerl, aber ein wenig besessen von der Vorstellung, ein Sodale zu werden. Er war der Sohn eines Autors und hatte

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