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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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    Sie machten sich auf den Weg. Tahn verspürte immer noch das Bedürfnis, über den Angriff draußen im Wald zu sprechen. Aber dazu würde er in der für später angekündigten Unterhaltung mit Vendanji sicher noch Gelegenheit haben. Sutter hätte ihm jetzt ohnehin nur mit halbem Ohr zugehört, denn der kannte nur noch ein Thema: die Möglichkeit, das Helligtal nun tatsächlich zu verlassen. Sein Freund wollte schon reisen, solange Tahn zurückdenken konnte. Allein bei der Vorstellung, aus dem Helligtal fortzukommen, geriet Sutter immer ganz aus dem Häuschen. Tahn fand die Aussicht weniger verlockend. Vor allem wollte er wissen, wohin der Mann ihn überhaupt bringen wollte. Hier war Tahns Zuhause. Bei dem Gedanken an den Velle im Wald bekam er immer noch eine Gänsehaut. Doch er wusste nicht, ob er es über sich bringen würde, das Helligtal zu verlassen. Was hatte dieser Fremde mit ihm vor?
    Tahn und Sutter gingen ein paar Straßen weiter zu Meister Geddys Schmiede. Geddy war so massig, dass er am ehesten einem Bullen ähnelte, obwohl er mindestens achtzig Jahre alt sein musste. Er schwang seinen Hammer langsam, aber kraftvoll. Seine Halbglatze war mit Altersflecken gesprenkelt. Ein borstiger Haarkranz zog sich von seinen Ohren über den Hinterkopf bis in den Nacken. Ansonsten schienen bei ihm Haare nur noch aus der Nase zu wachsen. Geddy bemerkte die Jungen, als er den Hammer gerade hoch erhoben hatte, und führte den Schlag zu Ende. Der Hammer krachte klirrend auf ein Stück orangerot glühendes Metall. Tahn und Sutter rückten näher an die Wärme der beiden großen Essen heran. Der Wind wirbelte einen Funken aus einem der Öfen hoch und ließ ihn dicht an Tahns Gesicht vorbeizischen. Er duckte sich reflexartig, und Sutter lachte bellend.
    »Ein Wunder, dass du überhaupt je ein Stück Fleisch heimbringst, Bursche«, ahmte er Vendanjis tiefe, volltönende Stimme nach.
    »Du bist mir ein steter Ansporn, Rübenbauer«, erwiderte Tahn den Spott mit Blick auf Sutters ewig mit Schmutz verkrustete Fingernägel. Geddy ließ den Hammer erneut auf den Amboss herabsausen. Diesmal leuchtete das Werkstück bläulich weiß auf. Tahn erkannte nun, dass Geddy nicht an einem Radreifen oder einer Pflugschar arbeitete. Das da sah aus wie ein …
    »Schwert«, brüllte Geddy gegen die fauchenden Essen und den tosenden Wind an. Er hatte bemerkt, dass Tahn ihm genau zugeschaut hatte. »Seht es euch mal an, Jungs.«
    Die Schwertspitze qualmte in der eisigen Luft und glühte hellrot. Der Schmied hielt die Klinge hoch. »Habt ihr schon jemals ein so prächtiges Stück Stahl gesehen?«
    Tahn betrachtete die Klinge und staunte nicht nur über die Qualität des Metalls, sondern auch, weil er so etwas zum ersten Mal bei Geddy sah. Soweit er wusste, hatte Geddy noch nie ein Schwert geschmiedet. Dennoch hielt der Mann die Waffe, als sei ihm das Gefühl vollkommen vertraut. Er legte den Hammer weg, ließ das Schwert von einer Hand in die andere wandern, und ein eigentümliches Lächeln verzog seine Lippen. Im roten Schimmer des glühenden Stahls wirkte das knorrige alte Gesicht ausgesprochen unheimlich. Die Falten darin erschienen länger, die großen, mit schwarzem Ruß verklebten Poren tiefer. Doch Geddys Augen, die das Schwert in seinen Händen musterten, wirkten keineswegs alt. Dann wurde sich der Schmied offenbar seiner Besucher wieder bewusst, denn er hielt Tahn und Sutter das Schwert hin, damit sie es näher betrachten konnten. Allerdings bot er ihnen nicht an, es selbst einmal in die Hand zu nehmen.
    »Den Besitzer kenne ich nicht. Ist wohl zu Nordsonn hier.« Geddy drehte das Schwert herum und blickte an der flachen Seite der Klinge entlang, um sich zu vergewissern, dass sie auch gerade war. »Ist vor ein paar Tagen hier reingekommen und hat mir einen … bei all meinen Himmeln, ich kann es noch immer kaum glauben … einen Barren gefalteten Stahls gebracht.«
    Geddy sah sie mit weit aufgerissenen Auge an, doch seine Aufregung schlug in Enttäuschung um, als er Tahns und Sutters verständnislose Mienen bemerkte. »Die Jugend«, brummte er. »Dieses Stück Metall, ihr Burschen, wurde mehrere tausend Mal in sich selbst gefaltet und wieder verschmiedet. Keinerlei Verunreinigungen. Es ist so viel wert wie … wie die ganze Feldstein-Taverne.« Er lachte tief aus der Brust heraus, was sich anhörte, als rumpelten Felsbrocken übereinander. »Ich war fleißig. Aber das ist hartes Metall. Kein Metall aus

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