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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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Familien in Gefahr seien: weil die Kreaturen aus dem Born deinetwegen hier sind.«
    Tahn wurde schwindlig bei dieser Vorstellung, und er schüttelte den Kopf. Das war ein Irrtum oder vielleicht sogar eine List des Sheson, mit der er Tahn überreden wollte, ihm zu folgen. Warum ausgerechnet seinetwegen? Woher wollte Vendanji das wissen? Die Stilletreuen konnten es im Helligtal ebenso gut auf Ogea abgesehen haben oder auf Vendanji selbst.
    Als hätte der Fremde seine Gedanken gelesen, sagte er: »Du magst es leugnen oder andere Antworten auf deine Frage suchen, doch das ändert nichts an der Wahrheit. Je eher du sie annimmst, desto schneller können wir tun, was getan werden muss.«
    Obwohl Tahn sich immer noch sträubte, spürte er Wahrheit in Vendanjis Worten. Und dann begriff er noch etwas. Wenn die Bar’dyn seinetwegen ins Helligtal kamen, dann war er für Ogeas Tod verantwortlich. Und hinter diesem Gedanken stahl sich ein weiterer in seinen Kopf, so kalt wie die Eiszapfen an einem Giebel im Helligtal.
    »Wenn wir hierbleiben, bringen wir ganz Helligtal in Gefahr, nicht wahr«, sagte er. Das war keine Frage.
    »Mehr noch, Tahn«, erklärte Vendanji. »Sie können dich spüren, sie wittern deinen Atem im Wind noch aus vielen Wegstunden Entfernung. Indem du fortgehst, wirst du möglicherweise dich selbst retten, aber ganz gewiss diesen Ort. Sie werden ihre Zeit nicht darauf verschwenden, Krieg gegen das Helligtal zu führen, wenn sie wissen, dass du nicht mehr hier bist. Wenn du aber bleibst, werden sie über das Helligtal herfallen. Alle deine Freunde hier werden sterben.«
    Grauen schnürte Tahn die Kehle zu. Sein Magen rebellierte, als sich Vendanjis Erklärungen in seinem Kopf zu einem Bild zusammenfügten. Seine Gedanken schossen über die Frage hinaus, warum die Bar’dyn es auf ihn abgesehen haben sollten – die würde ihm erst später wieder einfallen. Verzweifelt starrte er in das ruhige Gesicht des Fremden. »Ogea hat gesagt, sie kämen von Osten! Himmel und Allwillen, Wendra ist allein zu Haus!« Tahn sprang von seinem Stuhl auf und stürmte hinaus, ehe die anderen noch ein Wort sagen konnten.
    Tahn ritt in halsbrecherischem Tempo aus dem Ort hinaus und erreichte bald die Anhöhe, wo die Kiefern im Windschatten des Hügels lichter standen. Von hier führte der Weg zu ihrem Haus hinter einigen Espen hinab. Laternenschein erhellte die Fenster und fiel als kleines Rechteck durch eine offene Tür. Sie wartet auf mich , dachte er. Doch irgendetwas tief in seiner Magengrube schalt ihn einen Lügner.
    Eine offene Tür …
    Er legte seinen letzten Pfeil an die Sehne und klammerte sich mit den Beinen an Jole fest. Als er in die leichte Senke hinabritt, stand ihm unablässig Ogea vor Augen, der vom Dach der Feldstein-Taverne herab düstere Worte sprach. Bar’dyn, hatte er gesagt.
    Der Weg wurde schlammig, aber Jole wurde nicht langsamer, und seine Hufe schleuderten Matsch durch die Luft. Ein Blitz zuckte über den Himmel. Gellender Donner zerriss die Stille und brandete in Wellen durch das kleine Tal, eine lauter als die andere. Sie rollten weiter in den Wald hinaus, wo ihr Echo schließlich verklang.
    Vage nahm Tahn das Flüstern von Regentropfen auf Blättern wahr. Die weichen Gerüche von Erde und Pollen erfüllten die Luft, in der die Spannung des nächsten nahenden Unwetters knisterte. Tahn spürte kalten Schweiß auf der Stirn und im Nacken.
    Eine offene Tür …
    Wendra würde das Haus niemals dem kühlen Wind öffnen.
    Als sie den Stall erreichten, wurde Jole langsamer. Tahn wollte gerade aus dem Sattel springen, als ein weiterer Strahl weiß glühenden Feuers vom Himmel herabfuhr. Diesmal schlug der Blitz in den Boden ein, am nahen Rand der Senke. Augenblicklich explodierte der Donner um Tahn. Zugleich war aus seinem Haus ein schriller Schrei zu hören. Jole bäumte sich auf, zerrte am Zügel und schleuderte Tahn zu Boden, um dann Zuflucht in seinem Stall zu suchen. Tahn verlor seinen Bogen und suchte verzweifelt im Matsch nach seiner Waffe. Das Rauschen des Regens wurde immer lauter, ein seltsamer Kontrast zu dem Kreischen, das noch immer aus dem Haus gellte. Etwas krachte drinnen zu Boden. Dann erhob sich ein Geheul, ein seltsamer Freudenschrei voller Häme und Hass. Es klang tief und kehlig wie der Donner und zugleich näselnd hell wie aufgeregtes Kinderlachen.
    Tahn dröhnte das pochende Herz in den Ohren und in der Brust. Sein Hals pulsierte mit jedem Herzschlag. Wendra war dort drin! Endlich fand

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