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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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würde bei Hambley einen saftigen Preis einbringen. Das zweite Viertel würde Tahn der Mutter seines Freundes Sutter Te Polis geben, die Tahns Schwester Wendra bei der Geburt helfen würde. Wendra hatte ihr Kind vor dem Dunkelmond erwartet, doch der war gestern gewesen.
    Und niemand außer Sutters Mutter würde ihr beistehen, denn der Kreis von Wendras Freundinnen war arg geschrumpft seit der Vergewaltigung, durch die sie schwanger geworden war.
    Beim Gedanken daran flammte Wut in Tahn auf. Er hatte den Mann, der das getan hatte, nicht finden können. Wendras Erinnerung an ihren Vergewaltiger war vage gewesen und inzwischen zu kaum mehr als Traurigkeit verblasst. Ihre erste Schwangerschaft hätte eine glückliche Zeit für sie sein sollen, doch so wurde sie nur immerzu daran erinnert, wie es dazu gekommen war. Dieser Kummer hatte das fröhliche Wesen seiner Schwester mehr als nur ein wenig verdüstert. Tahn gab sich Mühe, zu Hause alles weiter so zu halten wie früher, doch ohne Balatin rief jedes Schweigen im Haus umso trübseligere Gedanken hervor. Und nicht nur Gedanken an die Vergewaltigung selbst. Tahn musste sich eingestehen, was Wendras Schwangerschaft ihm vor Augen führte: dass er irgendwie jede Erinnerung an seine eigene Kindheit verloren hatte. Alles, was vor seinem zehnten Lebensjahr lag, war einfach weg, verschwunden. Er kam sich beinahe vor wie ein adoptiertes Waisenkind. Wenn er daran dachte, fühlte er sich manchmal wie trockenes Brot, das bei der geringsten Berührung zerkrümeln könnte.
    Die traurigen, bekümmerten Gedanken an zu Hause, so erkannte Tahn auf einmal, galten nicht nur Wendra, sondern ebenso ihm selbst, vor allem, da die ständigen Unwetter den Himmel verdunkelten und anscheinend sämtliches Wild aus dem Helligtal vertrieben hatten.
    Ein flammender Blitz und dröhnender Donner schreckten ihn aus seinen Gedanken auf. Doch sie erinnerten ihn auch an seine Aufgabe.
    Als das letzte grollende Echo verklungen war, atmete Tahn tief durch und entspannte die Hand am Bogen. Er löste einen Lederriemen von seinem Gürtel und band sich das lange, dunkle Haar zurück. Dann wischte er sich mit dem Futter seines Umhangs das Wasser aus dem Gesicht, zog die Kapuze tiefer in die Stirn und kauerte sich wieder zurecht. Gleich darauf kam aus einem Zederngehölz weiter unten an der Schlucht ein kleines Rudel Rotwild hervor. Ihr Atem bildete Dampfwolken in der Luft, während sie schnauften und keuchten. Vorsichtig beäugten sie die Schlucht, ehe sie eines nach dem anderen hinabkletterten. Tahn stand langsam auf und legte einen Pfeil an. Er konzentrierte sich bewusst auf die Spannung seiner Bogensehne, spannte und atmete sacht ein, während er auf den Leithirsch zielte.
    Flüsternd sprach er: »Den Bogen spannen meine Arme, doch der Wille löst den Pfeil.« Er hielt inne und suchte wie stets in seinem Innern nach der Bestätigung, dass dieser Schuss richtig war. Im selben Moment blickte er auf die Narbe auf seinem Handrücken. Weder dieser tief eingeprägte Spruch noch die hammerförmige Narbe hatten ihm je verraten, woher sie stammten – ihr Ursprung war in der Kindheit verloren, an die er sich nicht erinnern konnte. Dennoch gaben sie ihm die Gewissheit ein, dass dieser Hirsch nicht die richtige Beute war. Er legte neu an, auf einen kleineren Hirsch weiter hinten im Rudel.
    Als Tahn schießen wollte, krachte und blitzte es erneut. Der Regen peitschte und tanzte und verdichtete sich in einer kleinen Windhose. Ein schrilles Pfeifen erfüllte die Schlucht, begleitet vom tiefen Ächzen der Tannen, die in der plötzlichen Böe schwankten. Der Trichter aus Regen stieg allmählich in die Höhe, als hebe er spähend den Kopf, sammelte noch mehr Masse und Schwung und stürmte dann als zorniger Strahl auf den Leithirsch zu. Der ganze Himmel schien seine nasse Wut gegen das Tier zu schleudern. Tahn sah hilflos zu und ließ den Bogen sinken. Das Rudel stob auseinander, unter die Bäume. Dunkelheit wirbelte in der Luft über der Schlucht und sammelte sich in dem Regen, der den Hirsch niederschlug. Das Geschöpf wehrte sich kurz gegen diesen Angriff, trat mit den Hufen aus, stieß das Geweih in den Boden, riss Gras aus und schleuderte nasse Klumpen Erde um sich. Unter kläglichem Blöken kam das Tier wieder auf die Beine. Doch die Wasserhose packte es und schleuderte es erneut zu Boden.
    Dann lag es still.
    Beinahe augenblicklich wurde der Regen wieder zu einem gewöhnlichen, prasselnden Schauer, und nur kleine,

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