Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)
daranmachte, ihre Pferde einzustellen. Währenddessen überprüfte Mira ihre Waffen und unterhielt sich leise mit Vendanji.
Braethen war in der Nähe der Tür geblieben und hatte ein Buch aus seiner Satteltasche geholt. Nun saß er auf einem Strohballen und las darin. Auch Wendra setzte sich und rieb sich die Knöchel.
Sutter trat zu Tahn. »Na, was ist mit dir, alte Bohne, lass dich umarmen.«
Tahn lächelte. »Ich würde das nicht für möglich halten, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Aber ich glaube, wir sprechen ihn lieber nicht darauf an.«
Sutter schnaubte. »Schade, ich wollte Vendanji fragen, ob er mich auch mal knuddelt. Egal, wir haben noch viel vor, richtig? Hast du diesen Palast gesehen? Den müssen wir uns anschauen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Und mir kam die Feldstein-Taverne immer so groß vor. All meine Himmel, Tahn, das ist es, wovon ein Rübenbauer träumt.«
»Mag sein«, entgegnete Tahn, »aber du gehst nirgendwohin. Du hast Vendanji doch gehört, und selbst wenn du Radieschen auf den Ohren hättest – denk an die Kerle in den Gassen, durch die wir gekommen sind. Die würden dich braten wie ein Spanferkel.«
»Hör mal, Eichhörnchen, ich habe nicht den weiten Weg hierher zurückgelegt, um in einem Zimmer zu sitzen und zu reden.« Sutter schnippte Tahn den Zeigefinger gegen die Brust. »Und du auch nicht.«
»Ein Mann, dem der Acker unter den Fingernägeln klebt, steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden«, höhnte Tahn mit einem vertrauten Sprichwort. »Also schön.«
Sutter grinste über seinen Sieg. »Du hast Lehm in den Adern, Eichhörnchen. Denk nur, was für Geschichten wir später erzählen können.«
Ein leiser Atemzug, den sie gerade so wahrnehmen konnten, ließ sie verstummen. Tahn blickte sich nach der Quelle um und sah den Sodalen mit tief gerunzelter Stirn von seinem Buch aufblicken. Langsam wandte er den Kopf und schaute zu Wendra hinüber, die sich die Unterschenkel massierte. Tahn folgte Braethens Blick zu seiner Schwester und beobachtete dann wieder den Sodalen, der ganz leicht den Kopf schüttelte, vielleicht sogar unbewusst. Braethen klappte sein Buch zu und strich nachdenklich über den Einband.
Milear war mit seiner Arbeit fertig und kehrte zu ihnen zurück. »Kommt mal alle her.« Er winkte sie zu sich heran. Vendanji und Mira beendeten ihre leise Unterhaltung und traten zu Milear. »Ihr solltet heute im Granitenen Haus übernachten. Es liegt nur zwei Straßen weiter. Der Wirt ist ein Freund von mir und wird seine Neugier zügeln, was euch angeht. Ich schicke euch mit einem Hufnagel zu ihm, dann weiß er Bescheid. Die Leute sind sehr misstrauisch geworden, seit die Liga hier ein festes Kontingent stationiert hat. Die verdammten Narren, weniger Verstand als ein Grubenesel. Ach, lassen wir das. Also, der Mann heißt Ulee, seine Familie stammt aus Ir-Caul. Die Verschwiegenheit in Person.«
»Hat das Gasthaus einen Hintereingang?«, fragte Mira.
»Jedes Wirtshaus in Myrr hat einen Hintereingang, aber damit würdet ihr noch mehr Argwohn erregen, als wenn ihr einfach zur Vordertür hineingeht. Die Strohbuben da draußen, denen ihr zweifellos auf dem Weg durch die Gassen begegnen werdet, würden versuchen, diese Information zu verkaufen, wahrscheinlich an die Liga. Die werden sowieso früher oder später erfahren, dass du hier bist. Und bei der Liga gilt immer: je später, desto besser.«
»Klagen sie Leute an?«, unterbrach Braethen ihn.
»Allein heute waren es zwei. Ein Mann wurde dabei gesehen, wie er sich nicht vor dem Hut des Hochwohlgeborenen Crolsus verneigt hat, und wegen Aufwiegelung vor Gericht gestellt. Der andere Fall hatte etwas mit einem Fährtensucher zu tun, der über Mal’Tara herkam und eine Audienz bei Crolsus verlangte. Er behauptete, Bar’dyn-Horden weit südlich gesehen zu haben, sogar bei Mal’Send.« Milear beobachtete Mira und Vendanji genau, während er sprach. Tahn sah keine erkennbare Veränderung in deren Mienen, doch Milear nickte. »All meine Himmel«, sagte er leise. Der Stallmeister wandte sich Braethen zu. »Und verstecke dein Abzeichen, Sodale. Das ist ein Erkennungszeichen, das die Liga gar nicht gerne sieht. Hier.« Milear zog einen Eisennagel aus einer Tasche in seiner Lederschürze und reichte ihn Vendanji. »Jetzt geht und ruht euch aus. Wir können uns morgen ein wenig unterhalten, wenn ihr mögt.«
»Danke, Milear«, sagte Vendanji. Der Sheson reichte dem Stallmeister ein in grünes Tuch
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