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Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition)

Titel: Das Gewölbe des Himmels 1: Der Vergessene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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mit sich. Sie gingen zurück in den kühlen Saal des Granitenen Hauses, ein wenig niedergeschlagen und ziemlich verlegen. Tahn hätte nichts dagegen gehabt, Mira auf ihrem Posten Gesellschaft zu leisten. Ihr Haar glänzte und wirkte im vollen Sonnenschein eher dunkelbraun als schwarz.
    Als sie die Treppe erreichten, kam Braethen durch die Küchen tür geschossen, die Krümel eines Honigkuffels noch an den Lippen. Sein Gesicht sprach Bände. Es hatte noch ein paar Augenblicke gedauert, doch schließlich hatte er begriffen, warum Tahn und Sutter ihr Morgenbrot so hastig heruntergeschlungen hatten. Sutter schüttelte den Kopf. Tahn zuckte mit den Schultern. Braethen lächelte.
    »Ah, gut«, sagte er. »Übrigens, im Keller dieses Hauses liegt eine heiße Quelle. Ulee hat mir erzählt, dass hier vor vielen Generationen ein Tempel erbaut wurde, zum Dank an das Land für den Segen dieser heilenden Wasser. Das Bad wird jeweils für eine Viertelstunde vergeben, und ich war gestern Nacht dort unten, weil ich nicht schlafen konnte. Ich habe euch beide auf der Liste eingetragen, und eure Badezeit hat gerade angefangen.«
    »Ich glaube nicht …«, begann Sutter.
    »Ihr braucht ein Bad«, beharrte Braethen. »Und ihr habt es eine Viertelstunde lang ganz für euch allein.«
    Die beiden zuckten mit den Schultern und folgten dem Sodalen zurück in Richtung Küche und in einen anderen Flur, der an einer mächtigen Granittür mit großen eisernen Angeln endete. Man brauchte nur leicht zu schieben, und die schwere Tür schwang auf. Sie folgten Braethen eine Treppe aus dem gleichen Stein hinunter. Wasser plätscherte immer lauter, und Dampf streifte Tahns Wangen. Von Laternen an den Wänden tropfte Kondenswasser. Am Fuß der Treppe tat sich eine natürliche Höhle auf, beinahe dreimal so groß wie ihre Zimmer. Bänke standen um ein quadratisches Becken aus Granit, in das die Quelle gefasst war.
    Sutter ließ sich auf die Knie nieder und streckte die Hände ins Wasser. »All meine Himmel, Tahn, das Wasser ist so heiß wie aus dem Küchenkessel.« Er riss sich die Kleider vom Leib. Ehe Tahn noch sein Hemd ausgezogen hatte, war Sutter schon in das Becken gesprungen und bespritzte sich ausgelassen mit dem heißen Wasser.
    Bald wurden Tahn und Sutter träge und ruhten entspannt im Wasser, die Köpfe auf dem granitenen Beckenrand. Sie lauschten dem Wasser, das von der Decke tropfte, und ließen die anstrengende Reise aus ihren Körpern sickern.
    Sie hörten, wie die Tür am Kopf der Treppe geöffnet wurde.
    Aus dem Schatten der Treppe trat eine schlanke Gestalt hervor: Mira – nackt.
    Sie hatte sich offenbar bereits auf dem Weg die Treppe hinunter ausgezogen, denn sie hielt ihre Kleider und Waffen in der Hand.
    Tahn konnte sie nur stumm anstarren.
    Hatte er sie zuvor schon schön gefunden, so schlug das hier jeden Melura-Traum, den er je gehabt hatte. Nicht einmal als Alchera, also nach dem Wandel, hätte er eine solche Frau je zu sehen gehofft. Plötzlich wurde er sich seiner eigenen Nacktheit bewusst, seiner körperlichen Reaktion auf die Fern. Sutter gaffte die Frau mit großen Augen und weit aufgerissenem Mund an. Tahn hätte ihm am liebsten die Augen zugehalten, aber ihm war klar, wie dämlich das aussehen würde.
    Ihr unverhohlenes Gaffen schien Mira nicht im Mindesten ver legen zu machen. Sie bewegte sich völlig ungehemmt und k eineswegs hastig, was es umso schwerer machte, den Blick von ihr loszureißen. Sie legte ihre Sachen in sicherer Entfernung von dem übergeschwappten Wasser ab und glitt zu ihnen in das heiße Bad. Dabei warf sie beiden einen Blick zu, und ihrem Gesichtsausdruck nach wunderte sie sich ein wenig darüber, wie ungewohnt schweigsam und gebannt Tahn und Sutter sie anstarrten.
    Schließlich sagte sie: »Offenbar seid ihr beiden es nicht gewohnt, eine Frau nackt zu sehen.«
    Sutter stammelte etwas Unverständliches.
    Tahn entdeckte ein leichtes Lächeln, das die Lippen der Fern umspielte. Er schaute durch den Dampf, der zwischen ihnen vom Wasser aufstieg, zu ihr hinüber, und ihm fiel dazu nur eine Antwort ein: »Sehr scharfsinnig.«
    Zum allerersten Mal hörte er sie lachen. Dieser Klang konnte einem Mann das Herz brechen oder das Beste in ihm zum Vorschein bringen.
    Als ihr Lachen in der Höhle verhallt war, erklärte sie nüchtern: »Ich lege Wert auf Sauberkeit, und der Befehl des Sheson lautet: Wo ihr auch hingeht, gehe ich mit.«
    »Aha«, sagte Tahn.
    »Der unbekleidete Körper gilt in meinem Land nicht als

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