Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte
Spiel eingehen? Zorn durchströmte ihn noch heftiger als zuvor. Er nutzte ihn, um sich voranzukämpfen.
»Na, diesmal wirst du nicht zum Helden des Tages.« Der Wärter versetzte der Karaffe einen letzten Stoß.
Das Gefäß fiel, und die kostbare Flüssigkeit begann auf den Kerkerboden zu strömen.
Tahn kroch schneller. Einer der Wachsoldaten schlug sich auf die Schenkel und krümmte sich vor Lachen. Ein anderer warf den Kopf in den Nacken und ließ ein heiseres Wiehern ertönen. Der dritte Mann, der sich unmittelbar vor Tahn befand, blieb in der Hocke und beobachtete mit Interesse und finsterer Heiterkeit, wie Tahn sich Zoll um Zoll auf das Wasser zuschob.
Er erreichte es und reckte einen Arm nach vorn, um das Gefäß aufzurichten. Aber einen Fingerbreit davon entfernt straffte sich seine Kette und hielt ihn davon ab. Wieder erfüllte höhnisches Gelächter die Zelle. Tahn brach am Boden zusammen und schlug sich noch einmal die Wange auf, war aber zu müde, sich zu rühren. Auf dem Stein ausgestreckt, sah er in die Schatten und fing Rolens traurigen, enttäuschten Blick auf.
Dann hörte Tahn, wie die Karaffe vom Boden aufgerichtet wurde. Das Tablett wurde näher herangeschoben, und sein Peiniger wandte sich ab, um sich neben seine Freunde an den Fuß der Treppe zu stellen.
»Ein angemessener Gast für unseren teuren Sheson«, knurrte der Speerträger.
»Beide Lebensretter – seht doch, wie sie sich nun in ihrem eigenen Kot wälzen!«, kam es von der Wache mit dem Schwert.
»Wessen Retter?«, bemerkte der Mann, der das Tablett gebracht hatte, säuerlich. »Die eines Ligaten und eines unverständigen Kindes. Und was bringt es ihnen ein? Der Exigent wird wahrscheinlich davonkommen, während diese beiden den Verrätertod am Ende ihres eigenen Stricks sterben werden – wenn sie denn Glück haben.«
Tahn keuchte, um mehr Luft zu bekommen, da er noch immer nicht in der Lage war, den Kopf zu heben. Jenseits der Dunkelheit saß Rolen reglos da; seine Ketten blieben stumm.
»Habe ich euch je von der Novizin erzählt, der ich begegnet bin?«, fragte der erste Wärter in einem lüsternen Singsang.
»Das hast du uns vorenthalten«, antwortete ein anderer, setzte sich auf die unterste Stufe und legte sich das Schwert quer über die Knie.
»Es ist die passende Gelegenheit für diese Geschichte«, fuhr der Mann fort. »Es war in meinem ersten Jahr in der Stadtwache. Ich suchte mir eines Abends eine Bitterschenke und ging daran, den Schmerz der Taubheit in meinen Fingern und Zehen zu lindern. Es war ein harter, kalter Winter. Eine junge Frau kam herein. Sie sah wie ein Hänfling aus, aber da, wo eine Frau rund sein muss, war sie rund.«
Die anderen glucksten wissend.
»Ich machte eine Bemerkung über die Kälte und die Gesellschaft einer Frau. Nun, ich rechnete mit einem Knurren oder Fluch oder so etwas. Aber sie kommt herüber und nimmt meine Hand, als hätte ich ihr das größte Kompliment gemacht! Mir war’s gleich. Sie hatte das hübscheste Gesicht, das ich je aus solcher Nähe gesehen hatte. Dann greift sie in ihr Gewand und zieht eine kleine Phiole daraus hervor. Ich hielt weiter das Glas in der anderen Hand, denn obwohl ich mich über die Aufmerksamkeit freute, war ich noch durstig, das könnt ihr mir glauben. Sie sah nicht aus, als wäre sie für Geld zu haben, aber ich wollte mir keine Möglichkeiten verbauen.«
Wieder lachten die drei Männer wollüstig.
»Jedenfalls streicht sie mir dann dieses Öl auf die Hände. Sagt, ich hätte Erfrierungen und könnte die Hände vielleicht bald nicht mehr gebrauchen, wenn ich nicht darauf achten würde, sie zu schützen.« Er versetzte einem seiner Freunde einen Rippenstoß. »Und das würde ich doch nicht wollen! Wozu wäre eine Frau dann noch gut, frage ich euch?«
Die Wachen schüttelten übertrieben die Köpfe und brachen dann wieder in Gelächter aus.
»Na, jedenfalls setzte das Öl meine Haut in Brand, und ich fühlte mich gleich viel besser. Natürlich entzündete das Bitter zur selben Zeit ein anderes Feuer.« Er lachte über seine eigene Anzüglichkeit. »Also bot ich der Dame an, sie nach Hause zu bringen. Unterwegs erzählt sie mir dann, dass sie bei irgendeinem Sheson lernt, um dem Orden beitreten zu können. Oh, sie sagte alles Mögliche, aber alles, woran ich mich erinnere, ist die üppige Fülle ihres Busens unter ihrem Winterumhang. Ich vermute, es hätte mir auch ohne ihr Öl in den Fingern gejuckt, ihr unter die Kleider zu fassen.«
Tahn schob
Weitere Kostenlose Bücher