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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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sich zur Wand zurück, während die Männer weiterredeten. Ihr Gelächter und ihre ruppigen Zoten brandeten auf die Zelle ein.
    »Wir kommen also an, wo sie hin will, und ich bitte sie, hereinkommen und ihren Mentor – ihren Adwilor – begrüßen zu dürfen. Und, was für ein Glück, der Mann ist nicht zu Hause. Die süße junge Blume sagt mir, dass es sich nicht gehört, dass ich hereinkomme, wenn er nicht da ist, und umarmt mich zum Abschied sanft. Aber da ist die Geschichte noch nicht zu Ende, Jungs, noch um tausend Sonnen nicht!« Der Mann verlagerte sein Gewicht auf sein anderes Bein, um es bequem zu haben, während er zum Herzstück seiner Erzählung kam. Er fing die Blicke seiner Kameraden auf und fuhr fort: »Als sie sich umdrehte, um ins Haus zu gehen, sah ich mich auf der Straße um und schlüpfte hinter ihr hinein, bevor sie auch nur einen Mucks von sich geben konnte. Oh, wie sie mich da ansah! Nichts facht d ie Kohlen so an wie Unschuld, die plötzlich wissend wird, glaub t mir! Sie versuchte, hart zu bleiben, aber ihr Widerstand schmolz rasch dahin. Ich riss ihr ohne allzu große Mühe den Umhang und das Mieder vom Leib. Lasst euch gesagt sein, sie war rein und glatt, und ich verstand ihre Schreie so, dass sie mehr wollte. Ich habe sie gleich da im Haus ihres Lehrmeisters genommen. Der Gedanke daran erregte mich, ungelogen. Schön war’s. Und als ich fertig war, dankte ich ihr für alles« – wieder versetzte er seinem Freund einen Rippenstoß – »und machte mich davon. Solche Seligkeit habe ich seither nicht mehr erlebt.«
    »Seligkeit … Hör bloß auf!«, kicherte der Mann, der auf den Stufen saß.
    »Das ist gelogen«, sagte der andere. »Du hast gar nicht den Mumm, eine Novizin zu vergewaltigen und den Zorn eines Sheson auf dich zu ziehen.«
    Der Geschichtenerzähler sah sie an und tat, als wäre er gekränkt. »Ihr zweifelt an mir, meine Freunde? Dann werft mal einen Blick darauf!« Er zog seinen Kragen weit nach unten und hob das Kinn. »Das ist das Andenken, das sie mir hinterlassen hat. Sieht schmerzhafter aus, als es sich angefühlt hat«, setzte er hinzu.
    Tahn konnte die blasse, schmale Narbe sehen, die sich vom Schlüsselbein des Mannes bis in die Mitte seiner Brust erstreckte. Der Kerl drehte sich hin und her, um jedem seiner beiden Kumpane klare Sicht auf sein Mal zu gestatten. Die Wachen nickten anerkennend.
    »Und du sagst, sie war so rein wie der Honigtopf einer Jungfrau?« Der sitzende Wachsoldat klang neidisch und betört.
    »So gut hat es sonst nie gepasst«, verkündete der Vergewaltiger.
    Während die Männer von neuem in lüsternes Gelächter ausbrachen, schmiegte Tahn sich an die Wand. Ihm wurde angesichts der Lässigkeit übel, mit der sie sich über die Schändung eines Mädchens amüsierten. Er dachte an Wendra, die, kaum zur Frau herangereift, schon ein Kind empfangen hatte, weil sie einem Mann wie diesem zum Opfer gefallen war.
    »Hört meinen Beitrag«, sagte als Nächster der Mann, der das Tablett getragen hatte. »Im Armenviertel der Stadt errichteten die edlen Sheson ein Waisenhaus, um die Bastarde aufzunehmen, die den Lenden leichtfertiger Männer und mittelloser Frauen entsprungen sind. Es sieht wie eine wahre Bruchbude aus, und es ist eine Entweihung, dass es überhaupt besteht, ganz gleich, wie ärmlich die Umgebung sein mag. Diese widerlichen Bastarde kommen zu uns und haben keinen Ort, an den sie gehören. Ich weiß, was ich mit ihnen tun würde!«
    Die anderen Männer pflichteten ihm bei und klangen nun ernst. Tahn steckte den Kopf zwischen die Knie und versuchte so, die Worte auszusperren. Aber die Erzählung hallte von den harten Steinen wider und schien ihm geradewegs in den Verstand zu dringen.
    »Helaina hat ein freigiebiges Herz, was für sie spricht. Aber manche Dinge müssen von Männern erledigt werden, deren Herzen nicht unter solchen Regungen leiden.« Der Mann spazierte v or seinen Freunden hin und her, als würde er auf einer Bühne umherstolzieren. »Dem Orden wurde es gestattet, seinen Palast für vernachlässigte Kinder zu errichten, weil man hoffte, dass diese Waisen dereinst Decalam dienen würden, und annahm, dass sie geschützt werden müssten, weil Kinder auf der Landstraße zu hohen Preisen gehandelt werden. Die Sheson verbreiten schließlich immer ihre Propaganda, dass es die Stilletreuen nach Menschenkindern gelüstet, und so warnten sie davor, dass arme Mütter sich entschließen könnten, ihre Kinder zu verkaufen.« Er fuhr mit

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