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Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte

Titel: Das Gewölbe des Himmels 2: Der Unrechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Orullian
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seinen Platz neben Bryon. Sie klatschten beide verhalten in die Hände, als er die Bühne übernahm. Er verzog den Mund zu einem schmallippigen Lächeln, bevor er sich verschwörerisch vorbeugte.
    Tahn warf einen verstohlenen Blick zu Rolen in die Schatten. Der Sheson hatte sich nicht gerührt. Vielleicht waren die Kränkungen nicht bis in seine private Dunkelheit vorgedrungen. Tahn wünschte sich, er hätte nie von den Dingen erfahren, die er gerade gehört hatte.
    »Ich bin nun schon eine ganze Weile Schließer«, begann der Mann. »Ich bin in dem Jahr hergekommen, als Van Steward seinen Vorgänger, Ulian, bezichtigt hat, ein Handlanger der Stille zu sein. Bolermy war damals erst Infanteriekommandant, aber die Regentin vertraute ihm den Befehl über ihre Armee an und heftete ihm den Lorbeer an den Ärmel. Der General selbst setzte mich hier ein. Das war keine Gunst. Der Gestank nach Öl, Wachs und Stein hier unten – gar nicht zu reden von den Gefangenen und all ihrer Lieblichkeit!« Er rümpfte die Nase. »Irgendwann hängt einem das alles zum Hals heraus, und man ist es leid. Aber«, fuhr er vertraulich fort, »diejenigen, die zur Kettenhaft verurteilt sind, stellen es schlau an, Bestechungsgelder zu verstecken, um sich ein bisschen Aufmerksamkeit zu sichern, sobald die Zelle zu ihrem Heim geworden ist.«
    »Bestechungsgelder?«, wiederholten die beiden Wachen beinahe einstimmig.
    »Ja, und ich denke gar nicht daran, sie mit euch zu teilen, solange ihr nicht vorhabt, euch dauerhaft hierher versetzen zu lassen, und mir helft, zu putzen und unsere feinen Gäste zu bedienen.« Um zu unterstreichen, wie abscheulich er seine Aufgabe fand, fächelte er seiner Nase Luft zu.
    »Und was für Bestechungsgelder haben Verbrecher dabei, die doch schon durchsucht worden sind?«, fragte der Vergewaltiger skeptisch.
    »Wie wäre es mit Ringen, Kettenanhängern und Goldstücken?« Der Schließer kicherte, während er seine Liste verbotener Beute aufzählte.
    »Und wie gelingt es ihnen, solche Gegenstände an den Wachen vorbeizuschmuggeln, die sie durchsuchen?«, fragte Jep mit einem Anflug von Verständnis in der Stimme.
    »Findige Leute nutzen jede Körperöffnung, die ihnen zur Verfügung steht, meine Freunde, auch die zwischen ihren Beinen«, sagte er und lächelte.
    »Keine angenehme Art, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen«, wandte Bryon ein.
    »Was spielt das schon für eine Rolle?«, fragte der Schließer und zuckte mit den Schultern. »Ich säubere die Gegenstände und verkaufe sie noch am selben Tag. Für mich kommt es auf dasselbe hinaus.« Er kicherte über seinen eigenen Witz.
    Die anderen Männer tauschten einen angewiderten Blick und lachten hämisch.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr der Schließer fort. »Manche würgen kleine Edelsteine oder Platinstückchen hervor, sobald sie angekettet sind. Dann suchen sie die wertvollen Stücke aus dem Dreck hervor und bieten sie mir an, um sich Vergünstigungen zu erkaufen.«
    »Vergünstigungen?«, sagte Jep. »Von Bestechung zu Vergünstigungen. Komm schon, worum bitten sie?«
    »Manchmal um eine Flasche Bitter, um die Geburt eines Kindes zu begießen – oder um eine Hure, wenn es männliche Begierden zu stillen gilt. Am häufigsten wollen sie ein Stück Fleisch, gebratenes Gemüse, süßes Brot.« Der Schließer sah sich um wie ein Dieb. »Und sie denken immer, sie könnten sich die Freiheit erkaufen, meine Freunde. Sie knien da und halten kleine Gaben hoch – ihre letzten, wertvollsten Habseligkeiten, die noch nach ihrem Arsch stinken oder noch glitschig von ihrem Mageninhalt sind – und kriechen im Staub, um aus ihren Ketten entlassen zu werden. Die größten Narren vertrauen mir an, dass sie völlig unschuldig sind, die gerisseneren, dass sie schuldig sind, aber alle hoffen sie, mir ein Angebot zu machen, das meine weichere Seite anspricht.« Er tätschelte seinen Rumpf und stieß einen rüpelhaften Laut aus, als würde er ein vorgegebenes Theaterstück spielen. »Sie erzählen mir etwas von kranken Familien, sehnsuchtsvollen Liebenden, mutterlosen Kindern. Sie weinen nach Sonnenlicht, Gesellschaft, der Wärme eines weichen Betts. Und für all das sind sie bereit, ihre letzten Wertsachen gegen meine Gnade einzutauschen.«
    »Und was erweist du ihnen, Schlegel, Gnade oder Gier?«, fragte Bryon mit vor Sarkasmus triefender Stimme.
    Schließer Schlegel prustete vor Lachen, und Tahn sah gerade noch rechtzeitig hoch, um die schäbige Antwort des Mannes

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