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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht lange, und John Miller beobachtete, wie der Kellner an den Tisch der Honoratioren gewunken wurde, obwohl jener Tisch gar nicht zu seinem Revier an diesem Abend gehörte. Man schien erregt mit ihm zu sprechen, der Wortführer war ein hagerer Mann mit dicker Brille, auf deren Gebrauch er jedoch offenbar verzichten konnte, denn er setzte sie beim Reden ab, um mit ihr in der Luft herumzufuchteln. Dann verschwand der Kellner im Büro des Geschäftsführers. Nach kurzer Zeit kam er daraus wieder zum Vorschein, in seinem Gefolge auch der Geschäftsführer selbst. Beide traten an den Tisch der Honoratioren, und nun wurde mit dem Geschäftsführer in der gleichen Weise gesprochen wie zuvor mit dem Kellner. Wieder blinkte in der Luft die dicke Brille. Dann gingen Geschäftsführer und Kellner zu Millers Tisch, und der Geschäftsführer begann: »Es ist soweit, Mister Miller.«
    Es wurde deutsch gesprochen, die Farbigen blieben also aus der Unterhaltung wieder ausgeschlossen. Irgendwie schienen sie jedoch zu ahnen, um was es ging. Das war aber auch gar nicht mehr so schwierig.
    »Was hat man Ihnen gesagt?« fragte Miller.
    »Ich wurde vor die Wahl gestellt, ob ich meinen Stammgästen den Vorzug geben will oder Ihnen und Ihren Freunden, Mister Miller. Für beide Parteien zusammen sei kein Platz in dem Lokal.«
    »Haben Sie denen gesagt, wer ich bin?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil das dem Ganzen vielleicht den normalen Verlauf genommen hätte. Verstehen Sie mich, man hätte vielleicht zurückgesteckt. Mir ist aber darum zu tun, daß Ihnen der Beweis, von dem ich sprach, so geliefert wird, wie ich ihn Ihnen angekündigt habe.«
    John Miller blickte hinüber zum Tisch der Rassisten. Wut stieg in ihm hoch.
    »Wer reißt von denen das Maul am weitesten auf?« grollte er. »Der mit der Brille? Ist das der Sparkassendirektor?«
    »Ja.«
    Miller erhob sich, automatisch taten dies auch die drei Farbigen.
    »Was ist los, Johnny?« fragte Jack. »Brauchst du unsere Hilfe?« Dabei ballte er die Fäuste zum Zeichen dafür, an welche Art der Hilfeleistung er dachte.
    »Ihr bleibt sitzen!« sagte Miller mit der ihm eigenen Autorität.
    Am Tisch der Rassisten wurde er gleich massiv.
    »Was paßt euch nicht, ihr Figuren?«
    Die meisten schienen sprachlos, nur einer stieß hervor: »Wie bitte?«
    »Was euch nicht paßt, ihr Figuren?«
    »Figuren sagen Sie?«
    »Ist Ihnen Würstchen lieber?«
    Nun waren es schon drei, die sich im Chor vernehmen ließen: »Erlauben Sie mal …«
    »Was denn?«
    »Wir lassen uns von Ihnen nicht beleidigen!« riß der Sparkassendirektor das Wort an sich.
    »Wer hat denn damit angefangen, andere zu beleidigen?« rief Miller. »Ihr!«
    »Schreien Sie hier nicht rum! Wie kommen Sie mir vor!« brüllte der Direktor.
    »Wer schreit hier mehr, ich oder du?«
    »Duzen Sie mich nicht, Sie unverschämter Mensch!«
    Miller mäßigte sich ein bißchen.
    »Entschuldigung«, sagte er. »Ich bin Amerikaner, da kann das passieren. Wenn Sie unsere Sprache kennen, wird Ihnen das klar sein.«
    »Amerikaner sind Sie?«
    »Ja.«
    »Dann wundert es uns um so mehr, daß Sie sich hier so in Ihrer Rolle als Negerfreund gefallen. In Ihrem Land kann man da ganz andere Beobachtungen anstellen.«
    »Ich bin in erster Linie ein Mensch – wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Auch als Mensch hat man Niveau – wenn Sie verstehen, was ich meine?«
    »Hören Sie«, sagte Miller, der diese Debatte nicht ins Uferlose gehen lassen wollte. »Ich habe hier zufällig ein paar Landsleute getroffen, und mit denen trinke ich einen Schluck. Das macht mir Spaß. Daß die eine andere Hautfarbe haben, stört mich nicht. Und euern ganzen Tisch geht das einen Dreck an, verdammt noch mal! Mehr habe ich dazu nicht mehr zu sagen! Ist das klar?«
    Ein Mann mit Glatze, der neben dem Sparkassendirektor saß und sich bisher schweigsam verhalten hatte, rührte sich.
    »Aber ich habe Ihnen noch etwas zu sagen!« Er brachte seinen Dienstausweis zum Vorschein. »Sehen Sie sich das an …«
    Aus dem Ausweis ging hervor, daß der Mann der Polizeichef von Rheinstadt war. Zu imponieren war aber damit einem John Miller nicht im geringsten.
    »Und?« sagte Miller ironisch. »Sie sind der Sheriff. Was wollen Sie?«
    »Ihre Personalien.«
    »Was?«
    »Ich werde gegen Sie Anzeige wegen mehrfacher Beleidigung erstatten. Man wird Sie schon zur Räson bringen hier in Deutschland. Wir haben hier nicht den Wilden Westen.«
    »Was Sie hier haben, scheint mir noch viel

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