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Das Gift der alten Heimat

Das Gift der alten Heimat

Titel: Das Gift der alten Heimat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nacheinander auch ihre Vornamen.
    »Ich bin Ted aus San Francisco«, sagte der erste, ein Riese.
    Der zweite: »Ich bin Dave, auch aus Frisco.«
    Der dritte: »Ich bin Jack aus Los Angeles.«
    Dave und Jack waren auch nicht gerade klein, aber an Ted reichten sie nicht heran. Mit dem Kellner gestritten hatte Jack.
    »Erlebt ihr das öfter?« fragte Miller, und es war klar, was er meinte.
    »Wo?« antwortete Jack. »Hier in Deutschland oder in Amerika?«
    »Hier in Deutschland,« sagte Miller. Was in Amerika gang und gäbe war gegenüber Schwarzen, das wußte er ohnehin.
    So erfuhr er, daß es auch im Land seiner Väter noch Rassismus gab. Jack und seine Kameraden schilderten ihm einige Beispiele, die sie schon hatten schlucken müssen.
    »Vergeßt es«, sagte er daraufhin zu ihnen. »Laßt es uns ein bißchen feiern heute, daß wir uns begegnet sind. Ihr seid meine Gäste.«
    Aber wo blieb der Wein, den er bestellt hatte? Der Kellner ließ sich längere Zeit nicht mehr blicken, und als er endlich erschien, war sein Tablett leer.
    »Was ist?« fragte ihn Miller scharf.
    »Tut mir leid«, erwiderte der Ober achselzuckend. »Ich darf Ihnen nichts mehr servieren.«
    »Wer sagt das?«
    »Der Geschäftsführer.«
    »Schicken Sie ihn zu mir!«
    »Er wird nicht kommen. Es muß Ihnen genügen, daß ich Ihnen das sage.«
    »So!« Miller erhob sich. »Dann werde ich zu ihm gehen! Wo ist er?«
    »In seinem Büro.«
    »Zeigen Sie es mir!«
    Der Geschäftsführer war ein Mann mittleren Alters, der gar nicht unsympathisch aussah. Den bei ihm eintretenden John Miller fragte er höflich: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich höre«, entgegnete Miller in einem Ton, durch den sich der Geschäftsführer hätte gewarnt fühlen müssen, »daß ich hier nichts mehr kriegen soll …«
    »Irrtum!« Der Geschäftsführer zeigte kurz ein gar nicht mal unsympathisches Lächeln. »Sie können weiterhin alles kriegen – nur nicht die drei an Ihrem Tisch!«
    »Die Neger?«
    »Ja.«
    »Was gibt Ihnen das Recht dazu?«
    »Dieses Recht nehme ich mir«, antwortete der Geschäftsführer ohne Zögern. »Und zu Ihrer Information: Man verlangt sogar von mir, daß ich das tue.«
    »Wer verlangt das?«
    »Die Gäste unseres Hauses.«
    »So!« John Millers Augen schossen Blitze. »Dann sagen Sie mir, wem dieses Haus gehört!«
    »Der Sparkasse. Wozu wollen Sie das wissen? Möchten Sie sich beschweren?« Der Geschäftsführer lächelte sympathisch. »Das wird keinen Zweck haben, glauben Sie mir.«
    »Ich will mich nicht beschweren!«
    »Was dann?«
    »Ich werde den Laden kaufen!«
    »Kaufen?«
    »Und als erstes werde ich dann Sie auf die Straße setzen!«
    Daß das keine leeren Worte waren, schien dem Geschäftsführer aufzugehen. Bang fragte er: »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Miller.«
    »Miller?«
    »John Miller aus Chicago.«
    Dem Geschäftsführer wurde schwarz vor den Augen. Blitzartig erinnerte er sich an den Artikel in der Lokalzeitung über den amerikanischen Multimillionär. Damit hatte sich ein beruflicher Abgrund vor ihm aufgetan. Die Sparkasse würde sehr rasch auf ein diskutables Angebot für ein Objekt eingehen, dessen Rendite sowieso nicht besonders hoch war.
    »Okay, Mister Miller«, sagte, den Kurs wechselnd, der Geschäftsführer, »ich weiß jetzt, wer Sie sind und wie's für mich aussieht. Wenn Sie mit dem, was Sie sagen, wirklich Ernst machen wollen, bin ich der Gelackmeierte, der Verlierer. Aber ich möchte Sie doch sehr bitten, daß Sie sich überlegen, ob das mir gegenüber fair wäre.«
    »Fair?« stieß Johnny zornig hervor.
    »Ich stehe doch unter Druck«, fuhr der Geschäftsführer fort. »Und wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen das auch beweisen …«
    »Wie denn?«
    »Ich weise den Kellner an, daß er Ihre Bestellung ausführt.«
    »Und?«
    »Dann warten wir auf den ersten Protest von einem unserer Stammgäste. Wissen Sie, wer das sehr gut sein könnte?«
    »Wer?«
    »Der Sparkassendirektor.«
    Miller verstummte kurz.
    »Wenn das so ist«, sagte er dann, »begreife ich Ihre Lage. Ich möchte aber Ihren Beweis erleben. Bringen Sie Ihren Kellner auf Trab.«
    Und so geschah es. Den drei Farbigen sagte Miller nicht, daß sich da etwas zusammenzubrauen drohte. Der Kellner brachte die vier Flaschen an den Tisch der Amerikaner, und das löste helle Begeisterung unter den Soldaten aus. Ted, der Riese, sprach von einem langen Arm, den der alte Johnny aus Chicago haben müsse.
    Eine fröhliche Zecherei begann …
    Es dauerte aber

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